1. FC Köln:"... dann hat mit Sicherheit etwas nicht gestimmt"

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Hatte nach dem Spiel was zu sagen: Kölns neuer Sportdirektor Armin Veh. (Foto: Matthias Hangst/Getty Images)
  • Beim 1:0 gegen Wolfsburg schafft der 1. FC Köln den ersten Saisonsieg.
  • Anschließend gibt es klare Worte von Armin Veh in Richtung des entlassenen Trainers Peter Stöger.

Von Milan Pavlovic, Köln

Eisregen dürfte sich selten so schön angefühlt haben wie am Samstag gegen 17.20 Uhr. Jedenfalls für die Spieler und Fans des 1. FC Köln. Vier Monate des Leidens und Stümperns waren - wenigstens kurzzeitig - wie weggespült, als der erste Erfolg der Hinrunde gesichert war. Das 1:0 (0:0) gegen den VfL Wolfsburg verhinderte, dass die Kölner als erster Bundesligist eine Hinrunde ohne einen Sieg beendeten (sogar Tasmania Berlin hatte 1965 einmal gewonnen!). Und auch wenn keiner der Verantwortlichen es wirklich zugeben wollte, eröffnete der Dreier die Chance, noch einmal davon zu träumen, vielleicht doch die Klasse zu erhalten - schließlich gelang es keinem der sechs Klubs vor dem Schlusslicht, an diesem Spieltag zu gewinnen.

Stefan Ruthenbeck, der seit dem Abschied von Peter Stöger als Trainer fungiert, ließ sich nur entlocken, dass es für den FC "noch 17 Endspiele" gebe - und wenn man so auftrete wie gegen Wolfsburg, "dann werden das 17 sehr interessante Spiele".

Wer also ist Birk Risa?

Zweieinhalb Stunden vorher, sanftes Licht illuminierte da noch den Himmel über Köln, hatten sich andere Fragen aufgedrängt. Wie würden die Zuschauer ihre tief gefallenen Spieler im ersten Heimspiel nach dem jetzt schon legendären K.o. am Schneesonntag gegen Freiburg (3:4 nach 3:0-Führung) behandeln? Würden sie sie auffangen oder noch tiefer fallen lassen? Zunächst herrschte eine seltsam abwartende Stimmung. Vielleicht aber suchten die Fans auf den zum Teil auffallend gelichteten Rängen auch gerade im Internet nach Informationen über die Spieler, die da zum Teil in den Trikots ihres Vereins herumliefen. Wer, bitte, ist Birk Risa?

Obwohl die Verletztenliste weiterhin eine komplette Elf ergab, mussten einige gestandene Profis auf der Bank Platz nehmen: Konstantin Rausch, Marco Höger, Pawel Olkowski und Christian Clemens.Wer also ist Birk Risa? Der 19-jährige norwegische U-21-Nationalspieler stürmte links vor Chris Führich, ebenfalls 19, während die Mittelstürmer-Position erneut von Lukas Klünter, 21, besetzt wurde. "Als ich vor dem Spiel in den Bus stieg", schilderte der neue Geschäftsführer Armin Veh, "dachte ich, ich wäre bei den Junioren." Der Altersschnitt der Startelf lag bei gerade einmal 23 Jahren.

Nach einer langen Phase der Ruhe, in der schüchternen Kölnern von den seltsam phlegmatischen Wolfsburgern kaum etwas abverlangt wurde, kamen die Teenager immer besser in Schwung. Die Spieler agierten "mit Leidenschaft und Herzblut. Für diesen Style stehe ich", sagte Ruthenbeck. Das gehe manchmal "in die Hose, wie gegen Freiburg", aber wenn es klappt mit dem "Kratzen, Beißen und Pitschen", dann könne Gutes passieren.

So wie gegen Wolfsburg. In der 67. Minute starteten die Kölner den entscheidenden Angriff: Der eingewechselte Clemens verlagerte von der Mittellinie weit nach rechts zu Jojic und startete dann durch, als hätte er gewusst, wie die Szene enden würde. Jojic lief einige Meter und steckte den Ball dann an drei Spielern vorbei in die Spitze. Dort vollendete Clemens zum 1:0. Kurz darauf begann die Phase des Zitterns.

Denn plötzlich nahmen die dahin seelenlos auftretenden Wolfsburger aktiv am Spiel teil. Horn rettete unorthodox gegen Schüsse von Tisserand (75.), Gomez (77.), Bruma (78.) und noch einmal Gomez (90.+1). Köln hatte in dieser wilden Phase das Glück, das in den vergangenen Monaten so oft gefehlt hatte. Wolfsburgs Trainer Martin Schmidt sprach von einer verdienten Niederlage und schien fast zufrieden damit zu sein, dass nicht noch das elfte Remis der Saison herausgesprungen war, weil er so in der Analyse "besser ansetzen" könne; manchmal sei es besser, "einen Schritt zurück zu müssen, um dann zwei nach vorne zu machen".

Der 1. FC Köln hat zwischen August und Dezember vermutlich zu viele Schritte nach hinten gemacht. Es gibt viele Gründe dafür, einige wurden am Samstag offen angesprochen. Armin Veh lehnte wie ein Western-Held an der Wand, als er an seine deutlichen Worte des Nachmittags erinnerte, als er in bester Pistolero-Manier Richtung Peter Stöger schoss: "Wenn man 14 Spiele hat und drei Punkte und 13 Verletzte, dann hat mit Sicherheit etwas nicht gestimmt. (...) Mental und vor allem körperlich" sei man "schwer angeschlagen. Da haben wir große Defizite, und da muss ich auch sagen, da kann mein jetziger Trainer überhaupt nichts dafür."

Stöger reagierte später auf seine gewohnt untertourige Art: "Wenn es so bewertet wird, dann möchte ich mich entschuldigen dafür, dass ich das so übergeben habe", sagte er bei Sky. "Warum er das macht, weiß ich nicht. Das kann ich nicht sagen." In der Tat ist dies ein Nebenkriegsschauplatz. In erster Linie muss es dem FC darum gehen, den FC Augsburg zu überbieten. Der blieb 2013 in der Klasse, obwohl er bis Weihnachten 2012 nur neun Punkte gesammelt hatte. Der FC hat derzeit ... sechs.

© SZ vom 17.12.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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