Kölner Sieg gegen Frankfurt:Ujah schüttelt den Geißbock

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Dem Kölner Torschützen Ujah gehen die Gäule durch, als er Hennes VIII., das sensible Kölner Maskottchen, in den Jubel über das 4:1 miteinbezieht. (Foto: imago/Jan Huebner)
  • Torschütze Anthony Ujah packt das Maskottchen an den Hörnern: Der 1. FC Köln gewinnt sein richtungsweisendes Heimspiel gegen Eintracht Frankfurt 4:2.
  • Gäste-Stürmer Alex Meier überholt wieder Arjen Robben. Hier geht's zur Torjägerliste.
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Von Philipp Selldorf, Köln

Acht Minuten vor Schluss herrschte große Aufregung auf der Frankfurter Trainerbank. Der Chefcoach und sein Assistentenstab winkten hektisch den Reservisten Alexander Madlung herbei, als ob sie ihn plötzlich so dringend benötigten wie die Luft zum Atmen. Thomas Schaaf, ganz klar, wollte das Ergebnis sichern. Erstaunlich nur, dass Schaafs Eintracht in diesem Moment 1:4 beim 1. FC Köln zurück lag. Und trotzdem hatte der Trainer in all seiner Routine das Richtige getan, als er den Verteidiger Madlung herein- und den offensiven Flügelspieler Piazon herausnahm - es ging in diesem Moment tatsächlich nur noch darum, für die binnen weniger Minuten komplett kollabierte Eintracht ein Debakel abzuwenden.

Den 4:2-Sieg des FC erlebten 50 000 Augenzeugen in Köln-Müngersdorf als großes Spektakel. Die Frankfurter Fans mögen es gewohnt sein, dass ihr Team aus einem gewöhnlichen Punktspiel eine Sensation für den Zirkus macht, aber für die Kölner Anhänger sind vier Heimspieltore der eigenen Mannschaft ein Wunder im Rang der hängenden Gärten von Babylon. Es herrschte Begeisterung über den zweiten Sieg im zwölften Heimspiel, der hochwillkommene Punkte im Abstiegskampf bringt, bloß Peter Stöger trug Einwände vor: "Das Spiel hätte kippen und auch ganz anders ausgehen können", stellte der stets besonnene Trainer korrekterweise fest.

Bis zum 2:1, das Marcel Risse eher unvermutet in der 72. Minute erzielte, hatte die Partie bereits mehrere Wendungen erfahren. Die Kölner hatten das Spiel bis zur Pause beherrscht und hätten höher führen können als 1:0. Doch Anthony Ujah ließ die große Chance aus, dem Treffer seines neuen Sturmpartners Deyverson einen zweiten folgen zu lassen. Der Brasilianer Deyverson, im Winter aus Lissabon entliehen, hatte nach Ujahs grenzwertig energischem Einsatz gegen Carlos Zambrano mit einem eleganten Heber über Kevin Trapp hinweg die Führung bereitet (28.).

Zur zweiten Halbzeit kam dann jene offensivstarke Eintracht, die Stöger angekündigt hatte. Der Druck aufs Kölner Tor nahm zu, das 1:1 des bis dahin unbeteiligt nebenher trabenden Torjägers Alexander Meier schien den Umsturz der Partie einzuleiten (58.). Die Eintracht kombinierte schnell und konterte gekonnt, aber im letzten Moment schaffte es der Kölner Dominic Maroh, einen Alleingang von Haris Seferovic aufzuhalten - ein Schlüsselmoment (65.). Denn nun erfüllte sich auch der zweite Teil von Stögers Prophezeiung: Frankfurts chronische Abwehrschwächen bescherten den Kölnern unverhofften Torsegen. Timothy Chandler ließ Risse gütig das 2:1 schießen; Zambrano verlor im Anflug von Sekundenschlaf den Ball an Ujah -schon stand der eingewechselte Osako solo vor Trapp, 3:1 (79.). Auch das 4:1 durch Ujah (82.) resultierte aus einem Fehler. "Wir hatten zu viel mit uns zu tun, und der Gegner hat es ausgenutzt. Das sieht dann ein bisschen doof aus", bekannte Schaaf.

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Nach Madlungs Wechsel kippte das Spiel ohne dessen Zutun ein weiteres Mal. Zu Lasten der Kölner: Erst verletzte sich Verteidiger Olkowski durch eine übereifrige Grätsche, dann beging Wimmer ein Elfmeterfoul, das ihm eine Rote Karte und seiner Elf das 2:4 eintrug (Meiers 18. Saisontor). Und auch Geißbock Hennes höchstpersönlich zählte noch zu den Opfern des Sieges, nachdem ihn Ujah im Torjubel allzu wild bei den Hörnern gepackte hatte. "Er kriegt ein ABC-Pflaster", beruhigte Manager Jörg Schmadtke die Tierfreunde.

© SZ vom 09.03.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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