1. FC Köln:Gisdols unheilverheißende Sätze

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Ein 0:0 sei doch ein erstrebenswertes Ergebnis, sagt Kölns Trainer Markus Gisdol. (Foto: Getty Images)

Vor dem brisanten Spiel bei Schlusslicht Schalke 04 wird die Stimmung beim 1. FC Köln immer gereizter. Trainer Gisdol macht sich nicht gerade beliebt.

Von Philipp Selldorf, Köln

Tolu Arokodare kam mit exzellenten Empfehlungen nach Köln. 15 Tore in 16 Erstligaspielen, dazu ein paar einschussreife Vorlagen für die Kollegen, und dies alles im zarten Alter von 19 Jahren. Dennoch gab es Einwände in der Gemeinde und den Fachmedien, als der 1. FC Köln im späten Sommer den aus Nigeria stammenden Stürmer unter Vertrag nahm. Unter anderem hoben die Skeptiker hervor, dass Arokodare seine Vorzeige-Tore in der lettischen "Virsliga" geschossen hatte, die bisher nicht als Lieferant für Spitzenspieler aufgefallen war.

Nach den ersten Eindrücken auf dem Rasen wies Trainer Markus Gisdol die Bedenken zurück. Inzwischen, vier Monate später, verweist er zwar immer noch auf das "Riesenpotenzial" des Spielers, räumt aber ein, dem jungen Mann womöglich keinen Gefallen getan zu haben, indem er ihn gleich der Bundesliga aussetzte. Geduld sei vonnöten: "Das Gras wächst nicht schneller, wenn man dran zieht", sagte Gisdol.

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Ein in Lettland entliehenes Talent sollte einen deutschen Erstligisten finanziell nicht überlasten, könnte man meinen, doch auch ein Junior-Profi summiert Kosten: Leihgebühr, Vermittlungsprovision, Gehalt. Selbst für das Experiment Arokodare wendet der Klub einen namhaften Betrag auf, von einer knappen Million ist am Geißbockheim die Rede. Ein Fall von Risiko-Investment, wie er in der Bundesliga nicht unüblich ist. Geht die Sache gut, gibt es Applaus.

Geht sie schief, gibt es kein Aufsehen, der Spieler kehrt still zurück an den Ausgangspunkt. Aber das Geld für ihn ist trotzdem weg - und fehlt womöglich gerade jetzt, da ganz Köln nach einer Erfolgsmeldung vom Transfermarkt verlangt: Da außer dem Teilzeit-Mitarbeiter Arokodare auch der geübte Torjäger Anthony Modeste keine Treffer liefert, während der Königstransfer Sebastian Andersson seit Monaten wegen einer Knieverletzung ausfällt, rufen Fans und Lokalpresse täglich nach Verstärkung für den schwächlichen FC-Sturm. Seit 485 Minuten haben die Kölner kein Bundesligator geschossen, und Gisdol stellt auch für das besonders brisante Treffen mit Schalke 04 am Mittwoch ausdrücklich keines in Aussicht.

Schalke 04 werde "besser dargestellt", moniert Gisdol

In unsicheren Zeiten wie diesen gehe es erstmal um eine gute Defensive, hob der Coach hervor: "Wenn du zu Null spielst, hast du immer mindestens einen Punkt. Das ist vielleicht nicht schön, aber wir müssen punkten." Dass sich Gisdol durch unheilverheißende Sätze wie diesen nicht beliebt macht, versteht sich. Das ist ihm aber relativ egal. Ihn zeichnet eine gewisse Stressresistenz aus, das hat ihm schon durchs Leben geholfen, als er noch die Mannschaft des Hamburger SV dirigierte.

Dass aber inzwischen auch seine Nerven gelitten haben, fand in der seltsamen Äußerung Ausdruck, Schalke habe "den Vorteil, dass sie viel besser dargestellt werden als viele andere da hinten". Mit denen da hinten dürfte er vor allem den 1. FC Köln meinen, der durch seine Torlosigkeit allerdings wenig Anlass für Anerkennung bietet. Zumal der beleidigte Trainer diesen Zustand quasi für alternativlos erklärte: Wenn der Vorrang für die Defensive zu Lasten der Offensive gehe, so Gisdol, "dann ist das so, das müssen wir akzeptieren".

Auch im vorigen Winter hatten die Kölner Not in der Offensive, damals konnte der Manger Horst Heldt eine Lösung präsentieren, die nicht nur Erfolg brachte, sondern auch das Herz der Anhänger erfreute: Mark Uth, Kölner von Geburt und aus Überzeugung, wäre auch gern geblieben, doch dem FC fehlte im Sommer das Geld zur Ablöse, weshalb er zum FC Schalke zurückkehrte - ins nächste Krisengebiet.

Dort spielt er künftig an der Seite der zu Hilfe gerufenen Klublegende Klaas-Jan Huntelaar, dessen Rückkehr am Dienstagnachmittag schließlich fix gemacht wurde. "Ich will meinen Teil dazu beitragen, dass wir den Klassenerhalt schaffen. Schalke gehört in die Bundesliga. Es liegt jetzt in unserer Verantwortung, dass das auch so bleibt", sagte Huntelaar. Trainer Christian Gross kündigte an, nach der Erfüllung der Formalitäten sei mit dem 37 Jahre alten Mittelstürmer zu rechnen, und dann werde dem FC garantiert "ein fitter und motivierter Huntelaar" begegnen, prophezeite er. Ein Grund mehr für FC-Coach Markus Gisdol, die Mauer vor Torwart Timo Horn noch ein Stück höher zu ziehen.

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