1. FC Köln in der Bundesliga:"Das ist brutal"

Lesezeit: 2 min

  • Der 1. FC Köln verliert in der Nachspielzeit beim VfB Stuttgart 1:2 und bleibt Tabellenletzter.
  • Große Aufregung gibt es um den Videobeweis kurz vor Schluss.
  • Hier geht es zur Tabelle der Fußball-Bundesliga.

Von Carsten Scheele

Es dauerte einfach viel zu lange. Schiedsrichter Benjamin Cortus lauschte angestrengt der Stimme des Videoschiedsrichters in seinem Ohr, schickte abwechselnd die Stuttgarter und Kölner Spieler fort, die ihn bedrängten. Die Nachspielzeit war angebrochen, die Zuschauer lärmten, die Spieler wurden ungehalten, und Cortus versuchte irgendwie, die Ruhe zu bewahren.

Der junge Referee hatte kurz vor Schluss der Freitagabendpartie, beim Stand von 1:1, auf Elfmeter für Köln entschieden, nach einem vermeintlichen Foul von Stuttgarts Dennis Aogo an Sehrou Guirassy - und war sich anschließend nicht mehr sicher. Die Stuttgarter protestierten heftig, Cortus befragte den Videoassistenten. Und auch im Kölner Studio herrschte Uneinigkeit darüber, was nun zu tun sei.

Eine Minute verging, zwei Minuten, in denen Cortus keine klare Entscheidung mitgeteilt wurde. Also machte er sich auf den Weg zur Seitenlinie, in die Review Area, um sich die Situation auf dem Bildschirm selbst noch einmal anzusehen. Er sah richtigerweise, dass es sich vielleicht doch eher um ein Foul von Guirassy gehandelt hatte - und entschied nach quälend langen drei Minuten und 43 Sekunden gegen Köln: auf Schiedsrichterball. Die Kölner waren fassungslos.

Es kommt noch schlimmer für Köln

Es kam noch schlimmer für den Tabellenletzten. Gerade noch sah sich Köln zum vielleicht entscheidenden Elfmeter antreten; es wäre die Chance zum Siegtreffer gewesen, ehe der Schiedsrichter seine Meinung revidierte. Nun kassierten sie sogar noch ein Gegentor. Durch den abgefälschten Schuss von Chadrac Akolo (90.+4) verlor Köln auch dieses Spiel mit 1:2 (0:1) und bleibt siegloses Schlusslicht, mit der historisch schlechtesten Bilanz einer Bundesligamannschaft nach acht Spieltagen überhaupt (ein Punkt, 3:17 Tore).

"Das ist brutal", versuchte Stuttgarts Holger Badstuber, seinen Gegnern im Gespräch mit Eurosport Trost zu spenden: "Die Kölner können einem echt leid tun, die erwischt es dieses Jahr bitterböse."

Es interessierte kaum noch einen, dass der FC in Stuttgart ganz anders aufgetreten war als ein handelsüblicher Tabellenletzter. Die Kölner hatten sich anfangs sehr viele gute Gelegenheiten erspielt, hätten längst in Führung liegen müssen, als der starke Anastasios Donis im Fallen zum 1:0 für Stuttgart traf (38.). Auch in der zweiten Hälfte hatte Köln bravourös gekämpft, war durch einen ungewöhnlich formschönen Schuss von Verteidiger Dominique Heintz (77.) sogar zum Ausgleich gekommen - ehe sich in der Nachspielzeit die Ereignisse überschlugen.

Manager Jörg Schmadtke fühlte sich betrogen, weil die Videoassistenten im fernen Studio überhaupt eingegriffen hatten. "Es gibt einen Kontakt, und der Schiedsrichter hat eine Entscheidung getroffen. Das ist keine klare Fehlentscheidung. Dann frage ich mich, warum die sich in Köln einmischen?", so Schmadtke. Der Elfmeterpfiff hätte seiner Meinung nach nicht angetastet werden dürfen. Doch Schmadtke, der in dieser Saison schon häufiger mit dem Videobeweis hadern musste, schaltete schnell auf Sarkasmus: "Ich werde die nächsten drei Tage von allen möglichen Experten erklärt bekommen, weshalb das kein Elfmeter ist." Dann sei "alles wieder gut".

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