Friedhelm Funkel übernimmt den FCK:Hat da jemand "Feuerwehrmann" gesagt?

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Rettungseinsatz geglückt: Bei seinem vorerst letzten Engagement vor zwei Jahren beim 1. FC Köln bewahrte Friedhelm Funkel (links, mit Jonas Hector) den Klub vor dem Abstieg. (Foto: Rolf Vennenbernd/AFP)

Friedhelm Funkel war drei Jahre ohne hochklassigen Trainerjob. Nun soll der 70-Jährige Zweitligist Kaiserslautern vor dem Abstieg retten - mit seinem Pragmatismus, der schon oft unterschätzt wurde.

Von Christoph Ruf

Pep Guardiola? Jürgen Klopp? José Mourinho? Wer am Mittwoch die Kommentarspalten des Onlineportals "Der Betze brennt" durchforstete, hätte meinen können, der 1. FC Kaiserslautern habe gerade einen der ganz großen Bringer der Trainergilde verpflichtet. "Aufbruchstimmung", "Hammer", "Fußball-Gott", "Genau ihn brauchen wir jetzt" "1-A-Lösung" - so der Tenor der ersten 19 Beiträge. Und selbst der zwanzigste Eintrag, der als vergleichsweise skeptisch zu lesen war, ließ sich auch als Kompliment verstehen: "Wenn Biden Präsident sein kann, kann Funkel auch den Klassenerhalt sichern."

Besagter Friedhelm Funkel, mit seinen 70 Jahren im Wettstreit mit dem 81-jährigen Biden fast ein Jungspund, leitete schon am Mittwochnachmittag sein erstes Training beim Zweitligisten als Nachfolger von Dimitrios Grammozis. Funkel gilt zwar fachlich nicht unbedingt als experimentierfreudig, dafür definitiv als Trainer, dem ein 1:0 lieber ist als ein 4:3. Vielleicht ist es dieser porentief pragmatische Ansatz, der so viele Fans des Traditionsvereins für den Mann einnimmt.

Funkel schoss als grimmiger Vollbartträger 24 Tore für den FCK

Abgesehen von der Tatsache natürlich, dass er als grimmig dreinblickender Vollbartträger in den Achtzigerjahren 24 Tore in drei Jahren für den FCK geschossen hat. Außerdem hat Funkel seit 1983, jenem Jahr also, in dem er beim FCK abtrat, immer mal wieder betont, wie sehr ihm Verein und Fans ans Herz gewachsen seien. Das hat er zwar im Laufe der Jahrzehnte in Uerdingen, Köln und Düsseldorf auch getan, doch bei einem Mann, der nun seinen zwölften Erst- respektive Zweitligisten coacht, kann das durchaus glaubwürdig sein.

Überhaupt ist Funkel oft unterschätzt worden. Wer den in sich ruhenden Rheinländer in seiner Frankfurter Zeit aus der Reserve locken wollte, musste nur das böse Wort vom "Feuerwehrmann" erwähnen - und war am Ziel. Funkel erinnerte dann sehr eindringlich daran, dass kaum ein Trainer auf solch lange Verweildauern verweisen kann wie er selbst.

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Frei erfunden war das nicht: Fünf Jahre verbrachte er in Uerdingen (1991 bis 1996), vier in Duisburg (1996 bis 2000), fünf in Frankfurt (2004 bis 2009). Zur kompletten Geschichtsschreibung gehören allerdings auch die Jahre seither, in denen er - abgesehen vom abermals vierjährigen Engagement in Düsseldorf (2016 bis 2020) - fast nur noch für kurze Engagements rekrutiert wurde, zuletzt schaffte er 2021 mit dem 1. FC Köln den Klassenverbleib in der Bundesliga. Lauterns Geschäftsführer Thomas Hengen hat ihn nun aus einer dreijährigen Joblosigkeit herausgeholt, die der nach eigener Auskunft "fußballverrückte" Funkel stets als Sabbatical empfunden hat.

Für Hengen, der mit der Verpflichtung von Grammozis schwer danebenlag, ist die Einstellung von Funkel auch die Chance, seine eigene Reputation wieder aufzubessern. Seit März 2021 ist der frühere Spieler Hengen Geschäftsführer beim FCK. Am Ende seiner ersten kompletten Saison bewies er Rückgrat, als er den bei den Fans beliebten Trainer Marco Antwerpen nach dem letzten Spieltag entließ, obwohl der mit seinem Team, das den Aufstieg nicht als Saisonziel eingeplant hatte, auf dem dritten Tabellenplatz gelandet war.

Das Relegationsduell gegen Dynamo Dresden gewann man dann unter Dirk Schuster, der in der vergangenen Spielzeit in der zweiten Liga auf dem neunten Platz landete. Dass Schuster im November vergangenen Jahres von Hengen zu einem Zeitpunkt entlassen wurde, als der FCK auf Rang elf stand, warf dann Fragen auf. Zu Recht führte Hengen ins Feld, dass bereits in der Rückrunde der Vorsaison ein Abwärtstrend zu erkennen war, zudem hatte der FCK aus den fünf Spielen vor der Trainerentlassung nur einen Zähler geholt.

Im Pokal steht der FCK im Halbfinale, in der Liga spielt er oft katastrophal

Indes hatte Defensivfetischist Schuster, dem im Sommer eine attraktivere Spielweise ans Herz gelegt worden war, nach Kräften versucht, die Direktive umzusetzen. Hatte Hengens Zug, einen populären Trainer zu entlassen, weil der Sportdirektor eine Abwärtsentwicklung antizipiert hatte, im Fall von Antwerpen noch geklappt, misslang das nun gründlich. Unter Schusters Nachfolger Grammozis gingen fünf von sechs Ligaspielen verloren. Laut Kicker soll Grammozis im internen Auswahlprozess ohnehin erst zum Zuge gekommen sein, nachdem zwei, drei andere Kandidaten abgewinkt hatten.

Allerdings zog die Mannschaft unter ihm ins Halbfinale des DFB-Pokals ein. Und das mit einem souveränen 3:1-Erfolg bei Hertha BSC, den dieselbe Mannschaft zustande brachte, die im Alltag der zweiten Liga zuletzt so oft katastrophale Leistungen zeigte.

Das ist ein Befund, der wiederum nicht gegen Hengens Analysefähigkeit spricht. Der Eindruck, dass diese mit einigen guten Spielern bestückte Mannschaft zu mehr imstande ist, als sie zuvor gezeigt hat, traf vor Schusters Entlassung ebenso zu, wie sie derzeit zutrifft.

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