Schwerin:Auch Daten von Spitzenpolitikern aus MV veröffentlicht

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Schwerin/Berlin (dpa/mv) - Vom jüngsten Online-Angriff auf Politiker und Prominente sind auch Spitzenpolitiker aus Mecklenburg-Vorpommern betroffen. Darunter seien auch Ministerpräsidentin Manuela Schwesig (SPD), Innenminister Lorenz Caffier (CDU) sowie Bundestagsabgeordnete aus dem Nordosten. Wie ein Sprecher der Staatskanzlei am Freitag auf Anfrage sagte, wird der Umfang der veröffentlichten Daten geprüft. In Schwesigs Fall handele es sich um bekannte Büro-Anschlüsse, aber auch um Mobilfunknummern. Ob die Handynummern nun durch neue ersetzt werden, werde geprüft.

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Schwerin/Berlin (dpa/mv) - Vom jüngsten Online-Angriff auf Politiker und Prominente sind auch Spitzenpolitiker aus Mecklenburg-Vorpommern betroffen. Darunter seien auch Ministerpräsidentin Manuela Schwesig (SPD), Innenminister Lorenz Caffier (CDU) sowie Bundestagsabgeordnete aus dem Nordosten. Wie ein Sprecher der Staatskanzlei am Freitag auf Anfrage sagte, wird der Umfang der veröffentlichten Daten geprüft. In Schwesigs Fall handele es sich um bekannte Büro-Anschlüsse, aber auch um Mobilfunknummern. Ob die Handynummern nun durch neue ersetzt werden, werde geprüft.

Am Freitag war bekannt geworden, dass Unbekannte Daten und Dokumente von hunderten Personen des öffentlichen Lebens im Netz veröffentlicht hatten. Das Kanzleramt in Berlin bekam nach eigenen Angaben am Donnerstagabend Kenntnis von dem Fall. Betroffen seien „alle Ebenen“ - Politiker aus dem Bundestag, dem Europaparlament und den Landtagen bis hin zu den Kommunen, sagte Vize-Regierungssprecherin Martina Fietz in Berlin.

Sie warnte, es könnten auch gefälschte Daten in das Material eingeschleust worden sein. Laut Bundesinnenministerium handelte es sich sowohl um relativ aktuelle als auch um ältere Datenpakete. So tauchten bei Schwesig auch Nummern aus früheren Ämtern auf. Von den illegalen Datenzugriffen waren neben Bundestagsabgeordneten aus Mecklenburg-Vorpommern nach Angaben eines Landtagssprechers auch einige Mitglieder des Landesparlamentes in Schwerin betroffen.

Zu den veröffentlichten Daten gehörten neben Telefonnummern auch Chat-Verläufe. Wie NDR 1 Radio MV berichtete, war zeitweise auch der Chatverlauf im Facebook-Messenger des Linke-Landtagsabgeordneten Peter Ritter einzusehen. „Das waren zum Teil uralte Facebook-Einträge, die heute keinen mehr interessieren dürften. Der Angriff zeigt aber erneut, dass man vor Hackern nicht sicher sein kann. Die Alternative wäre der Verzicht auf Internet und Handy. Aber das will ja auch keiner“, sagte Ritter.

Bereits im November seien seine Accounts offenkundig von politischen Widersachern gehackt und mit rechtsradikalen Beiträgen bestückt worden, woraufhin er Strafanzeige gestellt habe.

Nach Angaben von Landtagsdirektor Armin Tebben gibt es bislang keine Hinweise darauf, dass bei dem jüngsten Vorfall sensible Daten von betroffenen Landtagsmitgliedern verbreitet worden sind. Zudem sei davon auszugehen, dass sich die technischen Sicherheitssysteme im Schweriner Parlament bewährt haben. „Ein Stresstest für die Behörden ist es aber allemal. Wir sind in engem Kontakt mit dem Landeskriminalamt“, sagte Tebben.

Die Sicherheitsbehörden bemühten sich den Angaben zufolge noch am Freitag, möglichst schnell dafür zu sorgen, dass die Daten nicht mehr abgerufen werden können. Ein Twitter-Account wurde gesperrt. Der Sprecher des Bundesinnenministeriums sagte, das Cyber-Abwehrzentrum habe die Koordination in diesem Fall übernommen.

Wie das Landes-Innenministerium am Abend in Schwerin mitteilte, besteht nach derzeitigen Erkenntnissen keine konkrete Gefährdung für die aus Mecklenburg-Vorpommern stammenden Personen. Für eine abschließende Bewertung müssten jedoch die weiteren Ermittlungen abgewartet werden. An betroffene Europa- und Landtagsabgeordnete seien Handlungsempfehlungen verschickt worden. Ihnen stehe auch ein Ansprechpartner der Polizei für persönliche Nachfragen zur Verfügung.

Die persönlichen und vertraulichen Daten von Politikern und Prominenten im Netz stammen nach Experteneinschätzung nicht aus einer einzigen Quelle. Bei den Daten handele es sich um ein Potpourri an Material aus verschiedenen Hacks auf Mail-Accounts, sagte der Karlsruher IT-Sicherheitsexperte Christoph Fischer der dpa. „Da hat jemand offenbar mit viel Fleißarbeit versucht, Mail-Accounts zu öffnen.“ Die erste Vermutung, dass ein zentraler Mail-Server des Bundestags geknackt wurde, habe sich nicht bestätigt. „Im Netz findet man immer mal wieder etwas. Da steckt eindeutig Fleißarbeit hinter.“

Das Ziel des Angriffs war am Freitag noch weitgehend unklar. Auch Daten von Prominenten, etwa des Moderators Jan Böhmermann, wurden veröffentlicht. Im aktuellen Fall geht Fischer davon aus, dass die Betroffenen etwa schlechte Passwörter genutzt haben.

Die Linken-Parteispitze wertete den Hacker-Angriff als „Kampfansage“ an die demokratischen Parteien, auch in Mecklenburg-Vorpommern. „Wer persönliche Daten veröffentlicht, will einschüchtern und nimmt die Gefährdung der Betroffenen in Kauf. Der gezielte Angriff auf Politiker demokratischer Parteien unter Aussparung der AfD lässt auf die Gesinnung der Urheber dieses Angriffs schließen“, heißt es in einer Mitteilung der Landesvorsitzenden, Wenke Brüdgam und Torsten Koplin.

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