Köln:Grimme Online Award: „Viel Hochwertiges im Netz, kaum Neues“

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Köln (dpa) - Die Plattform "Wem gehört Hamburg?" über Besitzverhältnisse auf dem Wohnungsmarkt ist am Donnerstag in Köln für den Grimme Online Award nominiert worden. Um die 1000 Mieter haben dafür Belege über den Eigentümer ihrer Wohnung auf einer Plattform hochgeladen. "Es waren viele kleine Puzzleteile", schreibt das Recherchezentrum Correctiv, das das Angebot zusammen mit dem "Hamburger Abendblatt" entwickelt hat. Das Ziel: mehr Transparenz auf dem Mietmarkt.

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Köln (dpa) - Die Plattform „Wem gehört Hamburg?“ über Besitzverhältnisse auf dem Wohnungsmarkt ist am Donnerstag in Köln für den Grimme Online Award nominiert worden. Um die 1000 Mieter haben dafür Belege über den Eigentümer ihrer Wohnung auf einer Plattform hochgeladen. „Es waren viele kleine Puzzleteile“, schreibt das Recherchezentrum Correctiv, das das Angebot zusammen mit dem „Hamburger Abendblatt“ entwickelt hat. Das Ziel: mehr Transparenz auf dem Mietmarkt.

Der Grimme Online Award gilt als wichtigster deutscher Preis für Online-Publizistik. Aus 1200 Vorschlägen hat die Nominierungskommission 28 Angebote ausgesucht. „Innovationen sind in diesem Jahr rar“, bedauerte die Kommission. Das sei aber „kein Beinbruch“, denn andererseits sehe man viel solide Qualität.

Grimme-Direktorin Frauke Gerlach wollte sich dem Urteil nicht ganz anschließen: Innovationen seien zwar ohne Frage wichtig, „von zentraler gesellschaftlicher Bedeutung sind aber auch aktuelle und seriös recherchierte Informationen“, betonte sie.

Nominiert sind in diesem Jahr auffallend viele Angebote aus dem Bereich Datenjournalismus. Darunter fällt „Wem gehört Hamburg?“, aber etwa auch das Projekt „Blaue Bücher, rosa Bücher“ der „Süddeutschen Zeitung“, wofür Metadaten von 50 000 Kinderbüchern ausgewertet wurden. Die Leitfrage: Ist der Buchmarkt für Kinder so klischeebeladen, wie es Eltern allzu oft erscheint? Die Antwort, empirisch untermauert: ja. Das Projekt OpenSchufa wiederum will herausfinden, worauf die private Wirtschaftsauskunft Schufa ihre Angaben stützt. All diese Beispiele zeigen nach Einschätzung des Grimme-Instituts, dass Datenjournalismus mehr und mehr im Alltag ankommt.

Im übrigen sind viele kleine Angebote nominiert, so der Podcast „Mensch Mutta“, der sich aus ganz subjektiver Sicht mit dem Leben einer Mutter in der DDR beschäftigt. Bei „Rice and Shine“ berichten zwei Frauen vietnamesischer Herkunft über ihre Kindheit in Deutschland. Und unter „Neues aus dem Fernsehrat“ informiert der Betriebswirt und Jurist Leonhard Dobusch über den ZDF-Fernsehrat. Er diskutiert die Sitzungsthemen, erklärt seine eigene Position und versucht so, die Arbeit des Aufsichtsgremiums transparenter zu machen.

Enttäuscht ist die Nominierungskommission von Kinder-Angeboten im Netz: Das sei ein „Trauerspiel - zu wenig, zu lieblos, zu uninspiriert“. Grimme-Direktorin Gerlach sagte, das öffentlich-rechtliche Angebot „Funk“ mache es für Jugendliche und junge Erwachsene vor, aber für Kinder gebe es nichts vergleichbar Ansprechendes.

Aus den 28 Nominierungen wählt eine Jury nun bis zu acht Preisträger in vier Kategorien aus. Parallel dazu können Internetnutzer über einen Publikumspreis abstimmen. Die Preisverleihung findet am 19. Juni in Köln statt.

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