Frankfurt am Main:Neckermann-Areal wird größter Standort für Rechenzentren

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Das Neckermann-Logo steht auf dem Dach des ehemaligen Logistikzentrums. (Foto: Andreas Arnold/dpa/Symbolbild)

Rechenzentren statt Versandhandel: Der frühere Neckermann-Hauptsitz im Frankfurter Osten wird zu einem großen IT-Standort umgebaut. Das Projekt stellten das...

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Frankfurt/Main (dpa/lhe) - Rechenzentren statt Versandhandel: Der frühere Neckermann-Hauptsitz im Frankfurter Osten wird zu einem großen IT-Standort umgebaut. Das Projekt stellten das Unternehmen Interxion Deutschland und die Stadt Frankfurt am Donnerstag vor. Auf einem Großteil des Areals werden ab dem ersten Quartal 2021 mehrere Rechenzentren entstehen. Investiert werde mehr als eine Milliarde Euro, sagte der Geschäftsführer von Interxion Deutschland, Jens Prautzsch. Das Unternehmen betreibt in Frankfurt bereits 15 Rechenzentren und beherbergt dort den weltweit größten Internetknoten.

Umgebaut werden soll auch das frühere Neckermann-Hauptgebäude, das vom Architekten Egon Eiermann entworfen wurde, einer Nachkriegs-Ikone. Es steht unter Denkmalschutz. Nach der Neckermann-Insolvenz im Jahr 2012 gab es Probleme mit Leerstand, zwischenzeitlich diente es als Flüchtlingsunterkunft. In dem langen Gebäuderiegel mit niedrigen Stockwerken soll ebenfalls IT-Kapazität erstehen, wie Prautzsch erläuterte. Bestehen bleiben soll die Fassade mit mehr als 1000 Fenstern und ein Teil des Innenlebens, etwa die Kantine.

Das Eiermann-Gebäude soll ab dem zweiten Quartal kommenden Jahres umgebaut werden. Erste Flächen für Kunden will Interxion ein Jahr später bereitstellen. Mit dem Abschluss der Bauarbeiten rechnet das Unternehmen 2028. Wie viele Rechenzentren genau entstehen, hänge von der Nachfrage ab, sagte Prautzsch. Geplant sei mehr als eine Verdoppelung der bisherigen, in Frankfurt angebotenen Kapazität. In nur einem Kilometer Entfernung liegt der bisherige Interxion-Hauptsitz in Frankfurt. Das Unternehmen will rund 100 zusätzliche Arbeitsplätze schaffen.

Neckermann sei früher ein Aushängeschild im Bereich des Handels gewesen, sagte Prautzsch. Derzeit gebe es bereits Anfragen von Kunden für das neue Areal, die aus der gleichen Branche stammten - ihr Geld erwirtschaften sie allerdings online.

Der Frankfurter Planungsdezernent Mike Josef (SPD) sprach von einem echten Glücksfall nach langem Stillstand. Das bau- und kunsthistorisch bedeutende ehemalige Neckermann-Hauptgebäude werde umgenutzt - es entstehe „der erste denkmalgeschützte Supercomputer der Welt“. Die Pläne seien in Frankfurt bisher einmalig. „Damit stärken wir den Internetknoten Frankfurt am Main und den Status als deutsche Internethauptstadt“, erklärte Josef.

Derzeit gebe es eine hohe Nachfrage von Unternehmen, die Rechenzentren bauen wollten. Nach Angaben seines Dezernats gibt es derzeit in Frankfurt rund 60 Rechenzentren von rund 30 Unternehmen mit ganz unterschiedlicher Größe.

Josef sagte, gerade in der Corona-Pandemie sei es gut, dass Frankfurt nicht nur von einem Wirtschaftszweig abhänge. Rechenzentren hätten noch vor ein paar Jahren kaum eine Rolle gespielt, dies sei nun anders. Mehr als 15 Prozent der Unternehmen in der Mainmetropole seien inzwischen Betreiber solcher Zentren. Der weltweiten Datenverkehr werde zwischen 2017 und 2025 um rund das Fünffache wachsen, erklärte Interxion.

Das Projekt mit dem Namen „Digital Park Fechenheim“ solle einen Weg zu einem klimafreundlicheren Betrieb von Rechenzentren beschreiten, sagte Josef. So soll die Abwärme zum Heizen verwendet werden. Eventuell soll die Fassade begrünt werden, dies sei aber noch nicht festgelegt.

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