Wie Silbertaler schillern die rundgeschliffenen Schieferstücke in der Sonne. Das Wasser des Gardon-Flusses ist kühl, die glatten Granitfelsen haben Mulden und wirken wie bequeme Designersessel. Der Blick schweift zu einem Mädchen, das mit ihrem Hund im Wasser tobt, zu einem Pärchen, das seine Handtücher auf einem Flecken Sandstrand ausgebreitet hat, und hinauf zu der hohen Brücke mit ihren eleganten Rundbögen. Dort waren wir eben noch drübergefahren - und haben spontan angehalten, als wir die Badenden im Fluss tief unter uns entdeckten.
In den Flüssen der Cevennen wie dem Gardon können Urlauber sich in Ruhe erfrischen.
(Foto: Ulrike Koltermann/dpa-tmn)Das ist das Schöne an den Cevennen, einer der letzten wilden Ecken Europas: Sie bieten herrliche Natur und sind alles andere als überlaufen. Die südfranzösische Region im Hinterland von Montpellier ist geprägt von waldigen Hügeln, einem windigen Hochplateau und tiefen Schluchten, durch die sich Flüsse schlängeln.
Panoramablick auf der Hochebene Causse Méjean
Ein Teil der Cevennen ist als Nationalpark geschützt. In Florac, dem Hauptort des Parks, geht das Leben einen gemütlichen Gang. Platanen bilden ein grünes Schattendach über den Cafés. In einem kleinen Laden gibt es Kastanienhonig zu kaufen, eine Spezialität der Region.
Am Fluss Tarn liegen Campingplätze. Hinter Florac erhebt sich die massive Felswand der Hochebene Causse Méjean, von der Unesco vor kurzem zum Welterbe erklärt. "Hier treffen drei ganz verschiedene Landschaften und Gesteinsarten aufeinander", erklärt eine junge Frau im Haus des Nationalparks. Das Hochplateau sei aus Kalkstein, die Gegend östlich von Florac von Granit geprägt, und in der Hügellandschaft weiter südlich herrsche Schiefer vor.
Baguette und Ziegenkäse als Proviant
Sie empfiehlt, die Hochebene hinaufzuwandern, auf einem der zahlreichen markierten Wege im Park. Mit frischem Baguette und Pélardon - dem örtlichen Ziegenkäse in runder Form - im Rucksack ziehen wir los. Bald lassen wir die schiefergedeckten Steinhäuser hinter uns und laufen durch einen Kastanienhain. Eidechsen flitzen raschelnd durchs trockene Laub. Schmetterlinge umflattern Pferdeäpfel.
Bald windet sich unser Weg durch den Wald den Steilhang hinauf. Es duftet angenehm nach Kieferharz. Oben angekommen fallen wir ins Gras und genießen die Aussicht, untermalt vom Grillenzirpen, das Nordeuropäer sofort in Urlaubsstimmung versetzt. Unter uns liegt die Tarn-Schlucht, hinter uns die Graslandschaft der Hochebene. Perlmuttfarbenes Engelshaar wiegt sich im Wind, eine Gräserart mit zarten, flaumigen Kringeln. Dort, wo es auf einem steilen Pfad wieder nach Florac hinuntergeht, haben sich stalagmitenähnliche Felsen aus der Steilwand gelöst.