Urlaub in Florida:Sisyphus-Arbeit am Traumstrand

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Hunderte von Helfern versuchen, den Strand von Pensacola in Florida von Ölklumpen zu säubern. Daneben plantschen die Urlauber.

Langsam und in kleinen Dosen lädt das Meer seine giftige Fracht am Strand von Pensacola ab. Jede Welle, die über den weißen Sand des Badeorts im Nordwesten Floridas schwappt, lässt kleine Ölklumpen zurück. Mal sind sie groß wie Erbsen, mal wie Hühnereier.

Die klebrigen schwarzen Kugeln im Sand sind Vorboten eines weitaus größeren Unheils: Der Tourismus ist in Florida ein Milliardengeschäft. Seit das Öl aus dem lecken Bohrloch im Golf vor einigen Tagen die Traumstrände des Urlaubsstaats erreicht hat, sind tausende Helfer im Einsatz, um zu retten, was zu retten ist.

Als die Urlauberin Robin Woolsey vor einigen Tagen nach Pensacola kam, war das Strandleben noch wunderschön, wie sie berichtet. "Inzwischen ist die Lage ziemlich hässlich", sagt sie. "Wenn man ins Wasser geht, fühlt man das Öl, es ist klebrig."

Woolsey ist enttäuscht von ihrem ersten Florida-Urlaub. Überall bleiben die Ölklümpchen kleben: An den Fußsohlen der Badegäste, an Sandalen und Schuhen. Es klebt auf verhängnisvolle Weise auch am Image Floridas als Ziel für den ungetrübten Traumurlaub am Strand.

Der Bundesstaat zieht im Jahr normalerweise 80 Millionen Urlauber an, der Umsatz der Branche liegt bei 65 Milliarden Dollar (54 Milliarden Euro). Mehr als eine Million Arbeitsplätze hängen von der Branche ab. Die Ölkatastrophe kommt zu einem besonders ungünstigen Zeitpunkt: Florida war besonders schwer von der Rezession in den USA betroffen, das Platzen der Immobilienblase war in dem früheren Boom-Staat viel mächtiger ausgefallen als anderswo.

Urlaub in Florida
:Kampf gegen das Öl

Hunderte von Helfern versuchen, den Strand von Pensacola in Florida von Ölklumpen zu säubern.

Etwa 250 Arbeiter suchen derzeit in Zehnertrupps den Strand von Santa Rosa Island bei Pensacola ab. Bezahlt werden sie vom Ölkonzern BP, dem die havarierte Ölplattform gehört, von der das ausgelaufene Öl nun bis nach Florida geschwemmt wird. Angeleitet werden sie von Experten der US-Nationalparkverwaltung NPS. "Wir wollen sicherstellen, dass der Säuberungseinsatz hier so wenige ökologische Spuren hinterlässt wie möglich", sagt NPS-Mitarbeiterin Katie Wahan.

Das Öl sei ein schwer berechenbarer Gegner, sagt Wahan. Meeresströmungen, Winde und Wellengang bestimmten letztendlich, wo das Öl angespült werde. "Die Situation ändert sich von Tag zu Tag", sagt sie. "Wir kontrollieren die Strände regelmäßig und werden aktiv, wenn irgendwo Öl gemeldet wird."

Die Arbeit ist personalintensiv. Wahan kam aus dem fast 2000 Kilometer entfernten Pennsylvania zum Kriseneinsatz nach Florida. Selbst aus dem Yosemite-Park im fernen Kalifornien wurde NPS-Personal zum Stranddienst abkommandiert. Wahan weiß, dass die Folgeschäden der Ölkatastrophe noch lange auf der Region lasten werden. Der Krisenbeauftragte der US-Regierung, Thad Allen, sagte: "Die langfristigen Aufgaben der Wiederherstellung von Ökosystemen und Lebensräumen wird Jahre dauern."

Wahan will sich von solchen Perspektiven nicht einschüchtern lassen. "Wir müssen es eben versuchen", sagt sie. "Es gibt eben nur eine begrenzte Zahl solcher Strände, und unsere Aufgabe ist es, sie zu schützen und zu bewahren."

© Royal Brightbill, AFP - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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