Tourismus nach den Unruhen:Billig, billiger, Ägypten

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Günstige Lockangebote für das Rote Meer: Deutsche Reiseveranstalter setzen die Karawane nach Ägypten wieder in Gang.

Hans Gasser

Zu den Bildern, die von der Revolution in Ägypten bleiben werden, gehört wohl auch jenes der langen Kette von Fremdenführern: Vor den Pyramiden aufgereiht, posierten sie mit selbstgeschriebenen Transparenten in allen möglichen Sprachen und forderten die Touristen zur Rückkehr auf. Für ein Land, in dem der Tourismussektor mehr als zehn Prozent der gesamten Wirtschaftsleistung erbringt, fünf Millionen Menschen direkt und noch weit mehr indirekt von den Urlaubern leben, ist das Ausbleiben derselben ein herber wirtschaftlicher Rückschlag.

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Noch dazu in der Hauptsaison, die wegen der nicht so heißen Temperaturen in den ersten Monaten des Jahres liegt. Im vergangenen Jahr besuchten mehr als 14 Millionen internationale Gäste das Land. 25 Millionen sollen es laut touristischem Masterplan bis 2020 werden.

Umso erfreulicher muss es aus ägyptischer Sicht sein, wie schnell nach der Anfang Februar beschlossenen Absage aller Pauschalreisen ins Land nun wieder Flüge organisiert und Angebotspakete geschnürt werden. Von Anfang März an bieten viele große deutsche Reiseveranstalter wieder Reisen ans Rote Meer an - weil das Auswärtige Amt nicht mehr von Reisen in die dortigen Badegebiete abrät.

Weiterhin wird aber von "nicht dringend erforderlichen Reisen" in den Rest des Landes abgeraten, wozu auch Kairo, die Pyramiden und die Sehenswürdigkeiten entlang des Nils zählen. Mehr als 300 Nil-Kreuzfahrtschiffe stehen also vorerst weiterhin still.

Es gehe, wie auch in Tunesien, wo schon seit einigen Tagen wieder Urlauber landen, "darum, möglichst schnell wieder Gäste dorthin zu bringen, damit die in Deutschland Mundpropaganda machen", sagt Nina Kreke, Sprecherin des Reiseveranstalters Thomas Cook.

Die Angebote, die nun auf den Markt gebracht werden, sind denn auch dementsprechend günstig: 300 Euro für eine Woche im Vier-Sterne-Hotel in Hurghada samt Flug und Vollpension. Hoteliers bieten große Ermäßigungen an, um ihre Betten so schnell wie möglich wieder zu füllen. Schließlich haben die meisten Gäste von den Umbuchungsmöglichkeiten der Reiseveranstalter Gebrauch gemacht und sonnen sich nun auf den Kanarischen Inseln oder an der Türkischen Riviera.

"Wir wollen mit den günstigen Angeboten natürlich auch Gäste locken, die sich nun kurzfristig für einen Badeurlaub entscheiden", sagt ein Sprecher der Rewe-Touristik. Zusammen mit Air Berlin ist der Veranstalter einer der Ersten, die sich wieder in Tunesien und Ägypten engagieren. Am 27. Februar startet ein Sonderflug "für ganz Eilige" von Air Berlin und den Veranstaltern Rewe, Alltours, FTI, Schauinsland und Bucherreisen von Düsseldorf nach Hurghada.

Ob sich die verkorkste Saison in Ägypten retten lässt, ist jedoch mehr als fraglich. Die Krise fiel in die Hauptbuchungsmonate, und viele Urlauber, die ursprünglich nach Ägypten reisen wollten, haben von den kostenlosen Umbuchungsmöglichkeiten für Abreisen bis Mitte April Gebrauch gemacht.

Seit kurzer Zeit sind auch bei Tui wieder Reisen nach Nordafrika buchbar. "Noch zeigen viele Kunden Zurückhaltung und entscheiden sich für andere Urlaubsziele als Ägypten und Tunesien", sagt eine Sprecherin. Langfristig würden die zwei Länder aber nicht an Beliebtheit einbüßen.

Es gibt dennoch Hoffnung für das Urlaubsland, das sich in der Vergangenheit stets sehr schnell von Rückschlägen wie etwa Terroranschlägen erholt hat. Von den 1,2 Millionen Deutschen, die jährlich nach Ägypten reisen, hat etwa die Hälfte bereits gebucht beziehungsweise umgebucht.

Die zweite Hälfte steht aber noch aus. Wenn sich das Land rasch genug stabilisiert, werden die Gäste wohl so schnell wieder zurückkommen, wie sie gegangen sind.

© SZ vom 24.02.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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