Spartricks der Billigflieger:Service? Doppelter Preis!

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Fürs Reservieren, fürs Essen, sogar fürs Bezahlen müssen Reisende bei Billigairlines zahlen. Nun mahnt die Verbraucherzentrale Ryanair und Air Berlin ab.

Noch müssen Fluggäste beim Toilettenbesuch an Bord keine Münze einwerfen. Oder sich mit Stehplätzen begnügen, nachdem sie ihre Koffer eigenhändig aufs Rollfeld bis zum Jet geschleppt haben. Noch nicht.

User: Spartipps für Airlines
:Da geht noch was

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Vorerst denken einige Billig-Airlines offenbar nur laut darüber nach, wohin die Reise im knallharten Preiskampf über den Wolken gehen könnte. Doch schon jetzt wird Passagieren mit Billigtickets von Ryanair, Easyjet, Pegasus & Co. viel abverlangt.

Was früher selbstverständlich war, geht nun extra - von der Bordverpflegung bis zum Koffermitnehmen. Mit immer neuen Sparideen versuchen die Anbieter, auf ihre Kosten zu kommen. Das sei "wie beim Autokauf", verteidigt Ryanair-Chef Michael O'Leary das Konzept der "No frills-Airlines", der Fluglinien ohne Schnickschnack.

Trotz der von der EU auferlegten Verpflichtung zur Transparenz tricksen manche Billigflieger immer noch bei der Preisangabe.

Der Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv) mahnte Ryanair und Air Berlin wegen ihrer Gebührenpolitik ab. Ryanair verlangt demnach fünf Euro, wenn Passagiere online einchecken, und 40 Euro für die Ausstellung des Tickets am Flughafen. Dies sei rechtswidrig, erklärte eine Sprecherin der Verbraucherzentrale: Eine Fluggesellschaft könne zwar bestimmen, dass Kunden nur online einchecken können. Dies müsse dann aber kostenlos sein.

Air Berlin verlangt eine Gebühr für das Bezahlen - unabhängig davon, ob die Kunden mit Kreditkarte oder Bankeinzug zahlen. Das Amtsgericht Berlin hatte Ryanair kürzlich eine ähnliche Praxis untersagt. Der Verbraucherzentrale Bundesverband hat nach eigenen Angaben seit Mitte 2006 bereits mehr als 50 Abmahn- und Klageverfahren gegen Fluggesellschaften eingeleitet.

Die Kundschaft müsse sich unbedingt schlau machen, was die vielen Extra-Gebühren angeht, rät Kerstin Hoppe vom Bundesverband der Verbraucherzentralen. Durch zahllose Aufschläge kann der günstige Flugpreis schnell auf das Doppelte bis Dreifache steigen.

Das fängt schon beim Einchecken an: Weil der Schalterbetrieb an Flughäfen teuer ist und schon bald Geschichte sein soll, müssen viele Kunden ihr Ticket jetzt selbst ausdrucken - und dafür auch noch um die zehn Euro Gebühr zahlen. Wer sich - wie manchmal gefordert - nicht eigenhändig einchecken will, muss für den Check-in vom Schalterprofi bis zu 40 Euro hinblättern, einfache Strecke.

Auch das Gepäck fliegt nicht mehr automatisch gratis mit.

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Aufgeben muss es der Passagier in vielen Fällen selbst - und dann noch happige Aufschläge zahlen. Für den ersten Koffer zwischen 5 und 30, den zweiten und dritten jeweils 20 Euro, immer abhängig vom Gebührenmodell der Airline.

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Wer nicht genau auf die vorgegebenen Gewichtsgrenzen achtet, die manchmal deutlich unter den üblichen 20 Kilo Freigepäck liegen können, muss Übergepäck berappen. Jedes Pfund zählt.

Sperrige Sportgeräte können extra berechnet werden, müssen aber nicht. Bei Ferienfliegern wie Tuifly ist Golfgepäck bis 30 Kilogramm beispielsweise kostenfrei, bei Pegasus kostet es 40 Euro pro Strecke.

Weil einige Billiganbieter keine Plätze mehr vergeben, gilt beim Einsteigen immer häufiger die Faustregel: Wer zuerst kommt, sitzt zuerst. Wollen Passagiere ohne Gedrängel und Geschubse in Ruhe in den Flieger einsteigen und zusammensitzen, müssen sie einen Aufpreis zahlen. Das gilt auch, wenn Kleinkinder dabei sind.

Wunschplätze sind oft nur per Online-Reservierung zwischen 9 und 15 Euro pro Person zu haben. Bei manchen Gesellschaften kostet ein Platz am Notausgang bis zu 60 Euro extra.

Wenn der Flieger abhebt, sollten die Passagiere schon mal die Geldbörsen gezückt halten. Essen und Trinken gibt es in der Regel nur noch gegen Bares. Selbst Fluggäste mit hochpreisigen Pauschalarrangements können nicht darauf bauen, dass die Verpflegung automatisch im Preis mit drin ist.

Wer etwa einen Billigflieger zum Robinson-Cluburlaub erwischt hat, muss für Golfgepäck, Essen und Getränke an Bord extra zahlen - auch wenn andere Touristen zur gleichen Ferienzeit mit demselben Pauschalpaket in einem deutschen Ferienflieger ohne einen Cent Aufschlag gereist sind, wie Tui-Sprecherin Alexa Hüner erläutert.

Das sei inzwischen "üblich" und im Katalog so ausgewiesen. Pech gehabt, beim Buchen nicht auf die Airline geachtet.

"Den Trend zum abgespeckten Service kann man nicht verhindern, aber nicht alles ist zulässig", betont Hoppe. Dazu gehören Kreditkarten-Gebühren bei Online-Buchungen. Airlines dürfen ihre Kunden nicht mehr zur Kasse bitten, wenn diese mit Karte ihre Rechnung zahlen wollen, entschied vor kurzem das Kammergericht Berlin (Aktenzeichen: 23 U 243/08).

Auch eine Rollstuhlumlage, Servicegebühren fürs eigenhändige Buchen, Kerosinzuschläge in Zeiten fallender Ölpreise oder der Trick mit der voreingestellten Reiseversicherung bei der Internetbestellung sind den Verbraucherschützern ein Dorn im Auge, wie Carmen Gahmig, Reiseexpertin der Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz betont.

Sie empfiehlt, noch stärker als bisher auf den Endpreis inklusive Steuer zu achten und ihn dann mit dem einer Linienverbindung zu vergleichen. "Das kann viel Ärger ersparen."

Woran könnten die Airlines noch sparen? Hier finden Sie originelle Ideen der sueddeutsche.de-User ...

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