Tipps:Die schönsten Reiseziele für 2017

Auf die Star-Wars-Insel oder zum Bananen-Traumstrand? Durchfeiern die ganze Woche oder Geister beschwören? Tipps für das neue Reisejahr.

Von SZ-Autoren

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(Foto: mauritius images)

Irland: Den Sternen nah Die Reise in eine weit, weit entfernte Galaxie führt an Irlands Küste entlang. Am südwestlichen Zipfel des insgesamt 2600 Kilometer langen Wild Atlantic Ways legen die Boote ab, die die Sternreisenden zur Insel Skellig Michael bringen. Hier wurde die Schlussszene von "Star-Wars"-Episode VII, "Das Erwachen der Macht", gedreht. Und selten hat der Begriff "Cliffhanger" so gut gepasst wie bei der windumtosten Felsinsel, auf der die jungdynamische Schrottsammlerin Rey im Film den verschollenen Luke Skywalker findet. Wer es kaum erwarten kann zu erfahren, wie der Krieg der Sterne im Dezember 2017 weitergeht, wirft in den kommenden Monaten bereits einen Blick in die Zukunft - und macht an dem Drehort ein paar spektakuläre Selfies mit Laserschwert und Kutte. Die mitreisenden Angehörigen der Möchtegern-Jedi-Ritter können sich derweil der tatsächlichen Geschichte dieses besonderen Ortes widmen. Die 600 Stufen, die zu einer Aussichtsplattform führen, haben in frühchristlicher Zeit Mönche in den Fels gehauen. Ihre Steinhütten gehören zum Unesco-Weltkulturerbe. Nach Wookies oder Ewoks hält man vergeblich Ausschau, dafür wird aber die kleinere Nachbarinsel Little Skellig von zigtausend Seevögeln bevölkert - hier lebt eine der größten Basstölpelkolonien der Welt. Ob man nun an göttlichen Einfluss, die Erhabenheit der Natur oder erhöhte Midichlorian-Werte glaubt, eins lässt sich mit Sicherheit sagen: Stark die Macht ist an diesem Reiseziel. Beste Reisezeit: April bis September. Im Winter ist die See so rau, dass Skellig Michael nicht angefahren werden kann. Nicht verpassen: Einen Blick in die Sterne - die Grafschaft Kerry, zu der die Skellig-Inseln gehören, wurde von der International Dark Sky Association für die außergewöhnlich klare Sicht auf Milchstraße und Andromeda-Galaxie ausgezeichnet. Sarah Schmidt

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(Foto: imago/robertharding)

Afrika: São Tomé und Príncipe, Inseln für Entdecker Es wäre eine geeignete Quizfrage - und bei "Wer wird Millionär?" vielleicht 500 000 Euro wert: Wie heißt das zweitkleinste Land Afrikas? Die richtige Antwort kennen wenige, dort gewesen sind noch weniger: Die Inseln São Tomé (einsam) und Príncipe (noch einsamer) liegen etwa 200 Kilometer vor der Westküste Gabuns am Äquator. Wer Kuba zu überlaufen findet, aber dem morbiden Charme bröckelnder Kolonialbauten verfallen ist, hat mit den Vulkaninseln ein neues Ziel - vorausgesetzt, er ist entdeckungsfreudig und ein wenig abenteuerlustig. Denn die ehemalige portugiesische Kolonie ist weder mit Reichtum noch mit allzu üppiger touristischer Infrastruktur gesegnet. Noch. Unter dem Inselreich sollen gewaltige Ölschätze darauf warten, gehoben zu werden. Bis dahin schlägt sich die Bevölkerung entlang der Armutsgrenze durch. Während Europäer aus dem Dschungelparadies mit Kakao- und Kaffeeplantagen und weißen Sandstränden gar nicht mehr weg wollen, haben die Jugendlichen hier einen anderen Traum: als Profi-Surfer der Armut entkommen. Geld für die Renovierung der Kolonialvillen haben die wenigsten, manche der überwucherten Häuser scheinen von Pflanzenwurzeln regelrecht in den Dschungel gezogen zu werden. Bewunderer dieser verwunschenen Atmosphäre müssen kein schlechtes Gewissen haben: Touristen tragen zu fast zwei Dritteln des Landeseinkommens bei. Da kann man sich beruhigt eine Luxusschokolade von der Insel gönnen. Beste Reisezeit: Warm bis heiß ist es am Äquator das ganze Jahr über. Die beste Reisezeit ist in den etwas trockeneren und kühleren Monaten zwischen Juni und August; dann beträgt die Durchschnittstemperatur 27 Grad Celsius und die Luftfeuchtigkeit "nur" etwa 70 Prozent. Nicht verpassen: Die 18 Kilometer lange und zehn Kilometer breite Insel Príncipe wird von den wenigsten Touristen aufgesucht - trotz des traumhaften Strandes Praia Banana, an dem schon ein Werbespot für Rum gedreht wurde. Katja Schnitzler

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(Foto: mauritius images)

Spanien: Entspanntes Baskenland Wenn 2017 wieder die Massen um die letzten freien Zimmer in Spanien rangeln, heißt der Trick: Euskadi, Baskenland. Vorausgesetzt, dass es nicht nur ums Sonnenbaden geht. Denn an diesem Teil der Atlantikküste kann es jederzeit regnen oder stürmen. Soviel zum Haken an der Sache. Als Belohnung warten dafür schroffe Felsküsten, grüne Berge im Hinterland, lange Surfer-Strände, versteckte Dörfer, stille Wanderwege, avantgardistische Museen, historische Kirchen, kreative Städter. Jede Menge Abwechslung also, und das ohne weite Wege. Mancher Anblick erinnert mehr an die Schweiz oder Schottland als an die Costa del Sol. Es mag an der Seefahrertradition liegen, jedenfalls ist bei aller Ländlichkeit von Provinz keine Spur. Die Basken pflegen stolz ihre Kultur - der Ursprung der einzigartigen Sprache ist rätselhaft, manche Sportarten gibt es nirgendwo sonst - , und zeigen sich zugleich weltoffen. Etwa in ihrer innovativen Kochkunst, sei es in Form der Barhäppchen "Pintxos" oder der Sterneküche. Donostia/San Sebastián hat soeben sein Jahresprogramm als Europäische Kulturhauptstadt absolviert. Die Projekte aber sollen weiterwirken: für eine "Gesellschaft, die lernt, ihre Konflikte durch Kultur und Kunst zu lösen", so die Eigenwerbung. Eine starke Ansage, belastete doch lange der Kampf zwischen Eta-Terroristen und Regierung die Region. Es ist längst nicht alles gelöst, vergeben oder gar vergessen. Doch den Frieden nach Zeiten des Blutvergießens zu sehen, kann momentan viel tröstlicher sein als eine Sonnengarantie. Beste Reisezeit: Mai bis Oktober. Nicht verpassen: Felseninsel Gaztelugatxe, Panoramablick vom historischen Vergnügungspark Monte Igueldo auf San Sebastián - und das Gesamtkunstwerk Guggenheim-Museum in Bilbao hält, was sein Weltruhm verspricht. Irene Helmes

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(Foto: Reuters)

USA: Höhere Mächte In den USA wird es in diesem Jahr finster. Absolut finster. Vor allem im Süden von Illinois - was nicht ohne Komik ist, schließlich war Barack Obama dort Senator, ehe er ins Weiße Haus eingezogen ist. Aus dem er nun wieder auszieht. Dass aber Donald Trump mit höheren Mächten im Bund steht und den Himmel über Obama-Land zu verdunkeln imstande ist, mag man dann doch nicht glauben. Die Sonnenfinsternis, deren Kernschatten am 21. August über die USA streifen und den Süden von Illinois für zwei Minuten und vierzig Sekunden so lange wie keine andere Region des Landes aus der Sonne nehmen wird, sie hat natürliche Ursachen. Andererseits: Die bislang letzte totale Sonnenfinsternis in den USA war 1979, als bereits die Präsidentschaft Reagans heraufdämmerte . . . Doch nun genug der Verschwörungstheorien. Es wird schlichtweg eine außergewöhnlich gut zu beobachtende Sonnenfinsternis mit einem 100 Kilometer breiten Kernschatten sein, der über ein Dutzend Bundesstaaten ziehen wird, von Oregon über Kansas bis South Carolina. Und ganz grundsätzlich: Warum sollte man sich eine Reise in die USA von deren Präsidenten vermiesen lassen? Washington, D. C. übrigens, für alle, die der ganzen Hell-Dunkel-Symbolik etwas abgewinnen wollen, wird während der Sonnenfinsternis in Zwielicht getaucht sein. Beste Reisezeit: 21. August 2017, vormittags. Nicht verpassen: Die aufstrebenden Weinbaugebiete im südlichen Illinois. Stefan Fischer

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(Foto: dpa-tmn)

Kolumbien: Endlich sicher(er) Südamerika-Fans haben lange darauf gewartet, und dieses Jahr ist es endlich soweit: Kolumbien ist wieder sicherer zu bereisen. Ende November 2016 haben Vertreter der Regierung und der Guerillagruppe Farc einen Friedensvertrag unterzeichnet. Damit hat die Aufbruchstimmung, die schon länger im Land herrscht, noch einmal starken Schwung erhalten. Zwar warnt das Auswärtige Amt in Berlin davor, dass eine andere Guerillaorganisation, die ELN, und kriminelle Banden weiterhin aktiv sind - der Friedensschluss "sollte nicht dazu verleiten, die weiterhin bestehenden Gefahren außerhalb der Großstädte zu unterschätzen". Unter anderem in den Grenzregionen, vor allem zu Venezuela, ist immer noch erhöhte Vorsicht geboten. Dennoch ist die Hoffnung auf einen Tourismus-Boom nun spürbar gewachsen in den Urlaubsorten des Landes, das dreimal so groß ist wie Deutschland und reichlich Abwechslung bietet. Karibische Sandstrände, 6000 Meter hohe Berge, Vulkanlandschaften, Kolonialstädte, verwunschene, im Dschungel versteckte Ruinen der indigenen Ureinwohner - das alles ist Kolumbien. Diese Vielseitigkeit konzentriert sich zum Beispiel in Santa Marta im Nordosten: Hier beginnt der Nationalpark Tayrona direkt an der Stadtgrenze, unberührte Buchten laden zum Baden ein und die nur 50 Kilometer vom Meer entfernte Sierra Nevada, das höchste Küstengebirge der Welt, gibt eine beeindruckende Kulisse ab. Wenn der Frieden hält, könnte Kolumbien bald endlich für seine Naturschönheiten und Kulturschätze berühmt sein, statt für Drogen, Gewalt und Korruption berüchtigt. Beste Reisezeit: Je nach Region unterschiedlich. Bogotá und Karibikküste ganzjährig, sonstige Ziele eher in den trockenen Monaten Dezember bis März sowie Juli und August. Nicht verpassen: Mit der Seilbahn hinauf zum Monserrate, dem Hausberg Bogotás, und an der Wallfahrtskirche die Aussicht auf die Stadt genießen. Jochen Temsch

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(Foto: Getty Images)

Israel: Pilgern nach Tel Aviv Natürlich gibt es immer noch Pilger, deren Reise durchs Heilige Land sich auf Besuche in Jerusalem, in Nazareth und am See Genezareth beschränkt. Die neuen Pilger aber biegen nach der Landung auf dem Ben-Gurion-Flughafen gleich rechts zur Küste ab - sie pilgern zur Party nach Tel Aviv. Die israelische Mittelmeer-Metropole mag vergleichsweise arm sein an Sehenswürdigkeiten, sieht man einmal von dem leider oft reichlich heruntergekommenen Bauhaus-Erbe ab. Aber sie ist reich an Clubs und Kneipen und dazu noch gesegnet mit einem kilometerlangen Sandstrand und fast ganzjährig gutem Wetter. Das ausgehfreudige Wochenende dauert grob geschätzt von Donnerstagabend bis zum darauffolgenden Mittwoch, Tel Aviv kennt keine Ruhepausen. Im Stadtteil Florentin tobt sich die alternative Szene aus, in Jaffa wird gern laut und draußen gefeiert, im pittoresken Neve Tzedek ist alles edler und teurer, aber ähnlich ausgelassen. Und überall dazwischen ist natürlich auch viel los. Kein Wunder also, dass die Straßen von Tel Aviv zunehmend bevölkert werden von Menschen aus aller Welt, die jenseits von Pilgertouren und Politik einfach nur eine gute Zeit haben wollen. Und für die, die ein bisschen länger bleiben, lohnt sich ein ausgeruhter Abstecher nach Jerusalem und zum See Genezareth allemal. Beste Reisezeit: Im Frühjahr und Herbst ist der Sommer am schönsten. Nicht verpassen: den Sonnenuntergang über dem Meer, und natürlich auch nicht den Sonnenaufgang am Strand. Peter Münch

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(Foto: Kauk0r/CC BY-SA 3.0)

Österreich: Tor zum Gletscher Natürlich hat auch die Wildspitze als höchster Berg Nordtirols einen tollen Gipfel mit einem grandiosen Panorama, aber eigentlich ist das Ziel hier etwas ganz anderes: der Abstieg. Der führt, sofern man nicht die aussichtslose, weil unterirdisch verlaufende Pitztaler Gletscherbahn nutzen möchte, über das rapide schmelzende Eis des Taschachferners - und zwar nicht nur ein paar hundert Meter, sondern über die komplette Länge von rund fünf Kilometern. Der Abstieg ist damit auch eine Lehrstunde in Sachen Gletscher. Ob Nährgebiet, Eisbruch, Querspalten, Längsspalten, Gletscherzunge, Gletschertor - alle Phänomene der alpinen Eiskunde werden überschritten, übersprungen, rechts liegen gelassen. Leider wird die Reise Jahr für Jahr kürzer, weil der Gletscher teilweise mehr als 100 Meter Länge pro Sommer einbüßt. Mit ein bisschen Gletscherwissen oder einem Blick auf die Infotafeln lässt sich heute beispielsweise erkennen, wo er während seiner letzten Wachstumsphase Mitte der 1980er Jahre gelegen ist. Die Endmoränen aus dieser Zeit liegen inzwischen weit unterhalb des heutigen Eisrandes, was als Hinweis darauf dienen darf, dass früher vielleicht nicht alles besser war, aber mit Sicherheit kälter - und dass man das Naturwunder möglichst bald besuchen sollte, bevor es noch weiter schwindet. Beste Reisezeit: Ende Juli bis September, wenn die Konturen des Gletschers klar zu erkennen sind, dann unbedingt mit entsprechender Hochtourenausrüstung und am besten mit Bergführer. Nicht verpassen: Die Einkehr im Taschachhaus, in dem stets eine Aushilfskraft aus Nepal ein wenig Himalajaflair mit ins hintere Ötztal bringt. Dominik Prantl

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(Foto: imago/Arnulf Hettrich)

Bulgarien: Rösser der Thraker Pferde, wie Homer sie einst beschrieb, sind auf der Fassade des Museums von Kasanlak zu sehen: "weißer denn blendender Schnee, und hurtigen Laufs wie die Winde". Die "Rosse des Rhesos", sie sollen die "schönsten und größesten" gewesen sein, die der Dichter je zu Gesicht bekam. Mag Homer auch übertrieben haben - nett anzusehen waren die Pferde des Thrakerkönigs sicher, herrschte er doch über ein wohlbestelltes Reich. Aus heutiger Sicht gehörten Rumänien, Moldawien, Serbien, Kosovo, Mazedonien, Nordgriechenland dazu - besonders sehenswert sind die Hinterlassenschaften der Thraker in Bulgarien. Das Land, das touristisch zu lange versackt war zwischen kommunistischer Vergangenheit und Balkanphobie - es hat ja mehr zu bieten als schöne Strände und Rummel-Party am Schwarzen Meer. Geschichte nämlich. Zu den ältesten thrakischen Hinterlassenschaften zählt die Felsenstadt Perperikon in den Ost-Rhodophen, sie galt als Hauptstadt des Orpheuskultes. Das trinkfeste und kampferprobte Volk hatte seine Blüte im fünften bis dritten vorchristlichen Jahrhundert - aus dieser Zeit stammen die mit wunderbaren Fresken verzierten Gräber von Kasanlak und Aleksandrovo. Letzteres ist ein schönes Beispiel für die realistische Kunst der Thraker, die schon mal einen nackten Jäger mit Bauch und Glatze zeigen, undenkbar in einem griechischen Grab, wo alles geschönt war. Die Gräber sind als originalgetreue Kopien zu besichtigen. Wer es glitzernder mag: Der Goldschatz von Valtschitran ist heute im Archäologischen Museum, der von Panagjurischte im Historischen Museum von Sofia zu sehen. In den Vitrinen liegen viele Amphoren - die Thraker waren ja nicht nur für ihre Pferde berühmt, sondern auch für ihren Wein. Beste Reisezeit: Im Mai und Juni und dann wieder im September bis Anfang Oktober. Im Hochsommer ist eine Reise schwierig, dann kann es im Rhodopen-Gebirge heiß werden. Nicht verpassen: Das Historische Museum in Sofia, allein des pompösen Baues wegen. Das Museum ist untergebracht in der ehemaligen Präsidentenresidenz von Todor Christow Schiwkow. Monika Maier-Albang

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(Foto: Ingrid Brunner)

Sibirien: Insel der Schamanen Wer von Maloje More mit der klapprigen Fähre nach Olchon übersetzt, betritt heiligen Boden. Die größte Insel im Baikalsee ist für die in Sibirien ansässige Volksgruppe der Burjaten ein spiritueller Ort. In Gehweite vom Hauptort Chuschir entfernt liegt Kap Burchan, ein bedeutendes Schamanen-Heiligtum. Der weiße Fels ist der Legende nach irdische Wohnstatt des nicht sonderlich freundlichen Gottes Khan Choto-Babei. Von jeher kommen hierher die Burjaten, um die Geister um Hilfe anzurufen. Mittlerweile hat es selbst dieser entlegene Ort auf die Landkarte der internationalen Esoteriker-Gemeinschaft geschafft. Der Schamanenfels ist ein besonderer Platz, und verglichen mit Stonehenge ist es hier noch richtig einsam. In Chuschir können Reisende bei Familien wohnen, die Hausmütter tischen auf, was ihr Garten in der kurzen Vegetationsperiode hervorbringt. Im Supermarkt zapft man sich dazu Kwas ab, ein Getränk aus vergorenem Brot, in mitgebrachte Eineinhalb-Liter-Flaschen. Der Ort besteht aus winzigen, mit bunten Fensterläden und Schnitzereien verzierten Holzhäusern, das Plumpsklo steht im Garten, im Waschraum hängen emaillierte Wasserbehälter an der Wand, vor der Tür ein Ziehbrunnen zum Nachfüllen. Auf Wanderungen entlang der Steilküste blickt man hinab auf das tiefblaue Wasser. Weit unten aalen sich scheue Baikalrobben auf einem Stein in der Sonne. Diese kugelrunde Spezies kommt nur im Süßwasser des Baikal vor. Und überall in der Natur Zeugnisse lebendigen Schamanentums: Bäume, die mit bunten Bändern verziert sind, am Boden ein Tütchen Reis. Opfer, um die Geister gnädig zu stimmen. An Wegen stehen Serges, Holzpfähle, an denen das nomadische Reitervolk ursprünglich seine Pferde anband. An ihnen flattern ebenfalls Bänder, um eine glückliche Reise zu erbitten. Um die Serges verstreut liegen Scherben von Wodkaflaschen. Doch bevor sich der umweltbewusste Besucher nun empört abwendet: Ein Serge verlangt ein besonderes Opfer, sagen die Schamanen. Und was wäre wohl ein größeres Opfer, als in Sibirien wertvollen Wodka auf dem Boden zu verschütten? Beste Reisezeit: Juni bis September. Nicht verpassen: Omul essen, einen vorzüglichen Speisefisch, der nur hier vorkommt. Und baden im Baikal. Wer einmal im Baikalsee gebadet hat, wird nie mehr krank, heißt es in Sibirien. Ingrid Brunner

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(Foto: REUTERS)

Albanien: Zwischen den Meeren Man stelle sich vor: Eine Mischung aus der zerklüfteten dalmatinischen Küste mit ihrem kristallklaren Wasser, dazu aber helle Sand- und Kiesstrände wie an der Algarve, Oliven-, Zitronen und Orangenhaine wie in Italien und als Dreingabe römische und griechische Ausgrabungen, geschützt als Weltkulturerbe. Pardon, die frisch markierten Wanderwege durch das wilde und noch wirklich einsame Gebirge nebst Einkehr bei extrem gastfreundlichen Familien haben wir vergessen. Ist all das gegeben, befindet man sich in Albanien. Das Land am Ionischen und Adriatischen Meer ist schon seit einigen Jahren im Kommen. Es wird viel in neue Straßen und neue Hotels investiert. Die Albanische Riviera zwischen Vlora und Saranda braucht sich vor vielen anderen europäischen Rivieren nicht verstecken. Der Blick vom 1000 Meter hohen Llogara-Pass über die Gebirgslandschaft bis zu den Meeresbuchten ist außergewöhnlich. Im gebirgigen Norden des Landes hat die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) den Weitwanderweg "Peaks of the Balkans" mit eingerichtet, im südlichen Küstengebirge läuft gerade ein ähnliches Projekt. Bildschöne Strände wie der von Gjipe, nur zu Fuß zugänglich, sucht man in anderen Mittelmeerländern oft vergeblich. Hinzu kommt, dass die Kosten für Übernachtungen und vor allem für Restaurantbesuche maximal ein Drittel des spanischen oder italienischen Niveaus betragen. Und die Sicherheit? Viele denken beim Stichwort Albanien an Blutrache und Kriminalität. Dazu sei das Auswärtige Amt zitiert: "Fälle von Gewaltanwendung bei Klein- und Straßenkriminalität sind relativ selten." Also, ab nach Albanien! Beste Reisezeit: Frühling bis Spätherbst. Nicht verpassen: Die gut gepflegten antiken Ruinen von Butrint im Süden des Landes: Vom griechischen Theater über das römische Aquädukt bis hin zum venezianischen Kastell ist alles vorhanden in diesem Unesco-Weltkulturerbe. Hans Gasser

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(Foto: Reuters)

Marokko: Grüne Welle Vor Weihnachten veröffentlichte das US-Außenministerium eine ziemlich bunte Weltkarte. Auf ihr sind die Länder eingefärbt, je nachdem, wie gefährlich US-Diplomaten sie als Reiseziele für die Bürger ihres Landes halten. Nord- und Südamerika: grün, dazwischen recht rot. Russland: gelb. Asien: weitgehend grün. Der Nahe Osten: ziemlich rot, genau wie Afrika. Deutschland und Europa: wegen der jüngsten Anschläge gelb. Marokko: grün. Dass das Königreich als weniger gefährlich gilt als die Bundesrepublik, sollte zum einen den hiesigen Behörden zu denken geben. Andererseits aber vor allem jenen, die ihre Urlaubspläne wegen Sicherheitsbedenken zu sehr einschränken. Dass Reisen hier problemlos möglich ist, gilt in dem nordafrikanischen Land vor allem auch in Hinblick auf die Fortbewegung: Der Straßenverkehr ist hier deutlich zivilisierter als in vielen arabischen Nachbarstaaten, wer mit dem Auto südlich des Brenners zurecht kam, wird auch in Marokko keine Schwierigkeiten haben. Und ein Roadtrip mit einem Mietwagen ist ideal, um nach mehreren obligatorischen Spaziergängen durch die Altstadt von Marrakesch auch die unglaubliche Vielfalt und die Kontraste auf dem Land kennenzulernen: Am Meer locken lange Strände und Städtchen wie Essaouira, in denen man sofort versteht, warum so viele Hippies in den Siebzigerjahren hier hängen blieben. Auf der Fahrt durch das Atlasgebirge streift man verschiedene Vegetationszonen und fühlt sich angesichts der spektakulären Landschaften nicht selten wie ein Location-Scout, der fantastische Straßen als Drehorte für Autowerbungen findet. Jenseits des Atlas führt die berühmte "Straße der Kasbahs" an Lehmburgen vorbei, dahinter beginnt die Wüste. Wer deren Schönheit erkunden will, sollte sich aber vielleicht doch fahren lassen - oder gleich auf ein Kamel umsteigen. Beste Reisezeit: Frühling bis Spätherbst. Nicht verpassen: Am Stadtrand von Marrakesch hat André Heller den bunten "Anima"-Garten angelegt, in dem es sich nach dem Basar prima entspannen lässt. Moritz Baumstieger Der Krisenmanager und Risikoberater Oliver Schneider erklärt, worauf man beim Reisen wirklich achten muss - vom richtigen Geldbeutel bis zur Wahl des Hotelzimmers. Jetzt hier lesen, mit SZ Plus.

© SZ vom 05.01.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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