Eine süße Kindheitserinnerung an die Adria: das Eis, die Pizza, die Semmeln - alles anders und, ja: besser als zu Hause. Aber allesamt Dinge, die man kannte von daheim. Hingegen diese vierrädrigen Gefährte, rot wie ein Feuerwehrwagen, bei denen man als Kind ans Lenkrad durfte und sie durch Bibione oder Caorle steuerte, wenn nur die Eltern fleißig in die Pedale traten - so ein Tretmobil war die coolste Sache der Welt. Ein exklusives Urlaubsvergnügen, für das man als Kind jedes Fahrrad und jedes Kettcar stehen gelassen hat.
Was man in diesem Alter noch nicht begriffen hatte: Wahrscheinlich wurden an Touristen deshalb diese schwer zu beschleunigenden, klobigen vierrädrigen Vehikel vermietet, die, seien wir ehrlich, so etwas wie die Vorstufe eines Rollators sind, weil die italienischen Gastgeber ihnen das wirkliche Fahrradfahren nicht zugetraut haben. Denn das ist südlich der Alpen eine ernste Angelegenheit.
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Man muss nur die Begeisterungen der Italiener für ihre Radsportlegenden wie Fausto Coppi oder Marco Pantani nehmen, denen sie alles vergeben haben, das Dopen, die Drogen, den Ehebruch, weil sie im Sattel siegreiche Hasardeure waren.
Aber die Sache geht tiefer. Sie berührt nicht selten die Würde. Das italienische Kino erzählt gerne davon. Der Regisseur Vittorio De Sica hat 1950 einen Oscar gewonnen für "Die Fahrraddiebe". Darin hängt die Existenz und die Selbstachtung eines Mannes daran, dass er sein gestohlenes Rad wiederfindet. In Roberto Benignis "Das Leben ist schön" verläuft das Leben der jüdischen Hauptfigur blendend, so lange er mit seinem Fahrrad durch Arezzo braust - unter anderem findet er seine große Liebe, indem er sie über den Haufen fährt. Doch sobald er absteigen muss, wird die Bedrohung durch die Faschisten lebensgefährlich. Don Camillo wiederum wird verlacht, als er im Priestergewand auf einem Rennrad durch die Straßen rollt. Seine Reaktion auf diese Verhöhnung ist eher alt- als neutestamentlicher Natur.
Das alles sollte wissen, wer mit dem Rad durch Italien fährt.