Kolumne "Ende der Reise":New York, die Sehnsucht und das Geld

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Im Original noch immer am schönsten: Die Freiheitsstatue in New York. (Foto: J. David Ake/dpa)

Big Apple macht arm: Das ja, aber natürlich darf man nicht nur darüber reden. Denn wie viel Schönes bekommt man dafür! Und manches davon ist ganz umsonst.

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New York! Wenn es ein Must-have des Reisens gibt, dann ist es ein Besuch in der Stadt der Städte. Deswegen konnte Udo Jürgens singen: Ich war noch niemals in New York! Wer hätte denn ein Lied hören wollen, das anfängt: Ich war noch niemals in Zürich? Wer zum ersten Mal hinfährt, kommt in der Regel zurück mit den Worten: Ich fand diese New-York-Hysterie immer nervig - aber Manhattan ist, ist, ist... und diese Pause klingt besser als tausend "unglaublich".

So einfach war das bislang. Aber jetzt bekommt man im Umtausch für einen Euro weniger als einen Dollar, und New York ist nicht länger nur das, was es schon immer war, nämlich teuer, jetzt ist es ... unbelievably pricey! Dass man für ein Pint Lagerbier in Manhattan zehn Dollar zahlt, für ein Steak ohne Beilagen schnell 70 Dollar, dass man für jedes Museum und für die Fahrstuhl-Fahrt im Empire State Building sehr viel Geld ausgeben muss, das ist ja nicht erst seit gestern so. Aber jetzt federt kein günstiger Wechselkurs mehr die hohen Preise ab. Und bei der Kreditkarten-Rechnung darf man auswählen, ob man sein Trinkgeld-Kreuzchen bei 20, 25 oder 30 Prozent machen möchte.

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Wenn jetzt Leute aus New York zurückkommen, gibt es nur noch ein Thema, wo es früher mindestens zehn gab: die grandiose Live-Musik-Dichte, der Central Park, das MoMA, die Old-fashioned-Hochhäuser in Downtown, die High Line, das fabelhafte Fanelli's Cafe auf der Prince Street, das Cafe Wha, die schönsten Rooftop-Bars in Uptown, mit der U-Bahn von Manhattan an den Atlantik zum Schwimmen fahren, die Galerien in Chelsea - ja, ja, gibt es alles noch, aber in den Erzählungen gibt es nur noch: Mann, zu dritt musst du ja für jeden Tag mit 500 Dollar rechnen! Wie, Steaks essen, spinnst du? Wir waren jeden Abend beim Asiaten. Ein Freund schrieb nur New-York-Nachrichten, in denen er die Besuche nach Rechnungshöhe rankte. Die Stadt wird zum Kleingedruckten auf den Dollarnoten.

Schon verstanden: blöd! Aber man kann auch auf der Staten-Island-Fähre kostenlos an der Freiheitsstatue vorbeifahren. Und für 2,80 Dollar fast eineinhalb Stunden mit der Fähre von Rockaway Beach einmal Brooklyn umrunden und an der Wallstreet aussteigen, man zahlt in manchen Clubs in Soho und Noho keinen Cent Eintritt und hört dort jeden Abend fabelhaften Jazz, zum Beispiel in Arthur's Tavern. Montag ist im Bryantpark Open-Air-Kino bei freiem Eintritt. Und mal abgesehen von solchen Gegenrechnungen: Wer nur noch übers Geld nachdenkt, das er gerade ausgibt, der sollte es lieber bleiben lassen und sich stattdessen zu Hause einen New-York-Film anschauen. "Manhatta" aus dem Jahr 1921 zum Beispiel. Da war New York noch günstiger und machte keine schlechte Laune.

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