Reisebuch:Platz für die ganze Welt

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Nur wer ein Gericht anbietet, das in einer Verbindung zu seiner Herkunft oder Geschichte steht, bekommt einen Stand auf dem Queens Night Market. (Foto: Christian Verlag)

Die Standbetreiber des Queens Night Market kommen aus Dutzenden Nationen. In dem Buch "New York" erzählen sie ihre Lebensgeschichten und verraten ihre besten Rezepte.

Rezension von Stefan Fischer

Ein kleiner Platz hinter der New York Hall of Science, in der nordwestlichen Ecke des Flushing-Meadows-Corona-Parks gelegen, hat sich in den vergangenen Jahren zu einer der spannendsten kulinarischen Adressen New Yorks entwickelt. Nicht im touristischen Manhattan befindet sich der Queens Night Market, sondern eben im westlichen Teil von Queens. Vor allem Einheimische treffen sich hier - jedenfalls zu gewöhnlichen Zeiten - jeden Samstag zu Tausenden, wobei eine Zusammenkunft kaum irgendwo sonst weniger homogen sein könnte: Menschen mit rund 120 verschiedenen Nationalitäten leben in dem Viertel, ungefähr 90 davon sind auf dem Markt vertreten.

Auf dem Streetfood-Markt in Queens kann man sich durch alle Kontinente essen. (Foto: Christian Verlag)

300 Stände gibt es auf diesem Streetfood-Markt, betrieben werden sie in der Regel von Menschen der ersten oder zweiten Einwanderergeneration. Meistens hilft die ganze Familie mit, um Ćevapčići, Kimchi-Pfannkuchen oder Huaraches mit Bohnenpüree zuzubereiten. Von etlichen Gerichten dürften die meisten Menschen zuvor noch nie gehört haben. Zwei Regeln gelten auf dem Markt: Einen Stand bekommt nur, wer ein Gericht anbietet, das in einer Verbindung zu seiner Herkunft oder Geschichte steht. Und: Keine Mahlzeit darf mehr als sechs US-Dollar kosten.

Ein Oral-History-Projekt dokumentiert die Lebensgeschichten der Standbetreiber

Initiiert hat den Markt der Texaner John Wang im Jahr 2013. Gemeinsam mit Storm Garner, die von Anfang an mitgeholfen hat und die inzwischen mit ihm verheiratet ist, hat Wang das Buch mit dem schlichten Titel "New York" veröffentlicht. Darin schildert er die Geschichte des Marktes, der zum Kondensat der ganzen Stadt geworden ist, in der sich Menschen aus der ganzen Welt versammeln, um ihren Weg zu machen.

Vor allem aber lassen die beiden die Verkäufer sprechen. Storm Garner hat vor drei Jahren ein Oral-History-Projekt auf dem Markt gestartet, die Interviews mit den Standbetreibern bilden das Fundament des Buches, in dem es außerdem viele atmosphärische Fotografien von John Taggart zu sehen gibt. Neben den Rezepten ihrer Gerichte geben die Verkäufer ihre Geschichten preis, und die sind mindestens so interessant wie ein kulinarischer Streifzug über den Queens Night Market.

John Wang, Storm Garner: New York. 88 neue Kultrezepte aus über 40 Ländern. Aus dem Englischen von Kate Reiserer. Christian Verlag, München 2021. 272 Seiten Seiten, 26,99 Euro.

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