Mountainbike:Ötztal Mountain Trail

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Der beschauliche Start auf dem Ötztal-Trail täuscht: Auf der Steigung zum Ziel geht es ans Eingemachte.

Nur hartgesottene Mountainbiker lassen sich auf den gesamten Trail ein. Immerhin handelt es sich um eine Tour, die am Taleingang in Ötztal Bahnhof auf 700 Meter Höhe startet und erst vor dem ewigen Eis am Fuße des Gurgler Ferners auf 2400 Metern endet. Für die Übrigen lohnt es sich, die individuellen Sahnestücke auszuwählen. Der Ötztal Mountainbike-Trail bietet Streckenabschnitte mit unterschiedlichstem Profil: Bequeme Passagen entlang grüner Almwiesen und schattiger Wälder, leichte Steigungen mit maßvollem sportlichen Anspruch oder steile Schotterpfade, die das Letzte an Kondition und Kraft abfordern.

Nicht jeder, der die abgeschiedenen Seitenwege und verschlungenen Gebirgspfade des Ötztales auf zwei Rädern erkunden will, muss zwangsläufig mit einem entsprechenden Superbike ausgerüstet sein. Da das Ötztal in Richtung Süden beinahe stufenartig ansteigt, genügt für die Passagen im vorderen Talbereich ein Trekking-Bike mit kurzer, bergtauglicher Übersetzung. Die Wege sind bequem und breit, stärkere Steigungen bilden allenfalls ein kurzes Zwischenspiel. Griffige Bremsen für die Talfahrten sind trotzdem Pflicht.

Eine erste, harmlose Etappe zum Aufwärmen

Beschauliche Radwanderwege entlang der Ötztaler Ache schonen das Kräftereservoir und geben Zeit für den Genuss der Landschaft entlang des Weges. Kurze Anstiege werden mit erholsamen Flachpassagen belohnt. In sicherer Distanz zur Hauptstraße erreicht man die Ortschaft Sautens als erste Station. Ein gemütliches Dorf mit engen Gassen und alten Häusern. Zwischen Sautens und Oetz passiert man sanft abfallende Wiesen auf der westlichen Talseite. Breite Schotterwege wechseln sich mit ruhigen, abseits gelegenen Asphaltstraßen ab.

Erst zwischen Oetz und Habichen folgen mehrere Steigungen. Zwischen den Almwiesen, die wie grüne Teppiche daliegen, klettert der Trail allmählich in die Höhe. Bei Tumpen geht es über eine alte Holzbrücke auf die andere Talseite. Dort liegen die Nester Platzl und Lehn, wo die Ötztaler Bauern fernab vom Tourismus ihrer Arbeit nachgehen. Unterhalb der Engelswand, dem bevorzugten Revier der Sportkletterer, führt die Route weiter nach Umhausen und Längenfeld, die ruhigen, versteckten Winkel des Tals.

Gnadenloser Anstieg auf der Zielgeraden

Bei Sölden hat man die Wahl, einen kurzen Abstecher auf die entlegene Gaislachalm zu absolvieren. Bequemer ist aber der Weg auf der Hauptstraße, die sich hinter Zwieselstein in weiten Serpentinen in höhere Regionen schwingt. Nach der Abzweigung zum Timmelsjoch bei Poschach wartet die Zielgerade nach Obergurgl. Das Terrain für sportliche Bikernaturen beginnt erst hinter dem belebten Ort. Bereits die erste Kehre in Richtung "Nederhütte" zehrt an der Kondition. Auch wenn kurzzeitig erholsames Gelände folgt, das letzte Stück vor der "Schönwieshütte" ist gnadenlos, verlangt stramme Pedaltritte und Konzentration. Die "Schönwies" bietet sich als Zwischenstopp vor dem Gipfelsturm an, vor allem wegen ihrer gemütliche Terrasse.

Auf dem letzten Streckenabschnitt lassen Steigung und Untergrund keine Gelegenheit mehr zum Verschnaufen. Selbst die kurzen Flachstücke enden sofort wieder an einem steilen Anstieg. Die Schlusspassage vor der Karlsruher Hütte windet sich über steinige Serpentinen, eingerahmt von senkrechtem Fels, zum Ziel.

Die Kulisse am Zielort sticht die Strapazen aus: Eingerahmt von den Gipfeln des Ramolkogels und Hangerers, dazu der Eisteppich des Gurglerferners, kann jeder Mountainbiker, der es auf die 2430 Höhenmeter geschafft hat, sein Erfolgserlebnis in vollen Zügen genießen. Wer es lieber handfest mag: Die deftigen Brotzeiten in der Karlsruher Hütte frischen die Kräfte schnell auf.

Wissenswertes

Anfahrt: Inntalautobahn über Kufstein nach Innsbruck bis zur Ausfahrt Ötztal oder A 95 München - Garmisch über Mittenwald, weiter über Seefeld und Mösern bis zum Eingang des Ötztals. Zugverbindung von München über Kufstein nach Innsbruck, weiter über Landeck nach Ötztal Bahnhof.

Zeit: Insgesamt 5 bis 7 Stunden

Strecke: 80 Kilometer Länge, etwa 1700 Meter Höhenunterschied

Streckenschwierigkeit: Auf dem ersten Teilstück nur wenige nennenswerte Steigungen bei gutem Untergrund, einfach auch mit Trekking-Bikes befahrbar. Ab Sölden zunehmend steiler. Der Schlussanstieg hinter Obergurgl ist nur konditionsstarken Fahrern zu empfehlen.

Einkehr: Jausenstation Stuiböbele, Umhausen (1150 Meter) diverse Almen und Hütten in Sölden Schönwieshütte, Obergurgl (2260 Meter) Karlsruher Hütte, Obergurgl (2430 Meter)

Karte: Kompass-Wanderkarte Nr. 43: Oetztaler Alpen. 1:50 000.

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