Kolumne "Ende der Reise":China - Raubkopierer österreichischer Sehenswürdigkeiten

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Die Altstadt mit dem Salzburger Dom und der Festung Hohensalzburg - alles im Original. (Foto: imago/imagebroker)

In China sollen zwei Wahrzeichen des Alpenlandes in neuem Glanz erstehen: Innsbrucks Goldenes Dachl und die Festung Hohensalzburg. Für die Salzburger hört da der Spaß auf.

Von Hans Gasser

Was ist eigentlich mit China? Man hört nicht mehr so viel davon. Gut, hier ein bisschen Smog, da ein bisschen Zensur, aber verglichen mit dem Hype, der in den Nullerjahren herrschte, in denen jeder, der bis drei zählen konnte, unbedingt nach China reisen oder in China investieren wollte (am besten beides), ist es doch recht ruhig geworden um das asiatische Land.

Wie gut, dass es nun wieder von sich reden macht. Und zwar, ganz klassisch, als Raubkopierer. Wie der österreichische Standard berichtet, sollen in China bald zwei Wahrzeichen des Alpenlandes in neuem Glanz erstehen: Innsbrucks Goldenes Dachl und die Festung Hohensalzburg.

Beides für sich wäre nicht schlimm, schließlich ist man in Österreich stolz, wenn große Länder eigene Errungenschaften übernehmen; man denke nur an den Governator Arnold Schwarzenegger oder an den Apfelstrudel, der sich weltweiter Wertschätzung erfreut.

Aber die Chinesen, und da hört der Spaß auf, wollen beide Touristenattraktionen an der selben Stelle bauen, also das Goldene Dachl gewissermaßen an die Hohensalzburg kleben. "Wir wollen wissen, wie das Ganze aussieht, bevor es fertig ist", sagt Salzburgs Tourismuschef Bert Brugger. "Kurios" findet es Salzburgs Bürgermeister Heinz Schaden, aber er kann dem Ganzen durchaus Positives abgewinnen: Die Hallstattkopie sei in China "sehr gut angekommen".

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Ja, Hallstatt gibt es auch schon in China, und zwar gebaut von Minmetals, derselben Firma, die nun auch das Goldene Dachl und die Hohensalzburg bauen will. Hallstatt (Hashitate), in der Stadt Boluo detailgetreu samt See, Kirche und pastellfarbenen Häusern nachgebaut, ist eine Luxuswohnanlage.

Wo genau und wann Herr und Frau Li nun auch unterm Goldenen Dachl wohnen können, ließen die Manager von Minmetals nicht verlauten. Ein vereinbartes Treffen in Innsbruck hätten sie kurzfristig abgesagt, hieß es von Innsbruck Tourismus etwas bedauernd.

Wahrscheinlich steht es schon kurz vor der Fertigstellung, irgendwo in dem Riesenland, zwischen Chengdu und Shanghai. Aber zur Eröffnung wird man sicherlich, wie auch in Hallstatt, eine Delegation aus dem Original einladen, es wird Blasmusik und Bier geben und die Innsbrucker und Salzburger werden sich in den Armen liegen.

Globalisierung kann so schön sein!

© SZ vom 21.04.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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