Mit der Parade der Sambaschulen hat der Karneval in Rio seinen Höhepunkt erreicht. Die ersten sechs Schulen zogen in der Nacht zu Montag durch das Sambódromo in Rio de Janeiro. 80.000 Zuschauer verfolgten das bunte Spektakel auf den Stadionrängen. Der Karneval in Rio ist laut, warm und bunt. Überall auf den Straßen wird gefeiert und getanzt, aber der Höhepunkt ist erst mit dem Umzug der Sambaschulen erreicht. In der Nacht zu Rosenmontag sind die ersten sechs der besten Sambaschulen durch das Sambódromo, das von Brasiliens Stararchitekt Oscar Niemeyer erbaute Tribünenstadion, gezogen. Jede Sambaschule hat 80 Minuten Zeit für den 750 Meter langen Karnevalsboulevard, deswegen werden die Umzüge aufgeteilt. In der Nacht auf Montag haben die ersten sechs Schulen ihren Auftritt. Die nächsten sechs folgen in der Nacht auf Dienstag. Am Aschermittwoch entscheidet eine Jury, welche Schule am meisten überzeugt und damit gewonnen hat. Die besten sechs dürfen erneut durch das Sambódromo ziehen.
Insgesamt werden die Sambaschulen in zehn Kategorien bewertet. Dazu gehören unter anderem das Samba-Lied, das zum Motto passen muss, die Kostüme und die Choreografie. Für jede Kategorie gibt es vier Juroren, die am Rande des Sambódromo sitzen und den Paraden zuschauen.
"Fama", "Ruhm" hat die Sambaschule Salgueiro, die 1953 gegründet wurde, dieses Jahr zum Motto gewählt. In den 1960er-Jahren war Salgueiro berühmt für seine sehr guten Tänzer. Zuletzt wurde die Schule 2009 Champion.
Wie an den Farben von Trommlerkönigin Viviane Araujo unschwer zu erkennen, ist das Symbol der Sambaschule Salgueiro Feuer. Die roten und weißen Farben stehen für Rio de Janeiros Schutzheiligen St. Sebastian und eine afrikanisch-brasilianische Gottheit namens Xangô. In diesem Jahr reichte es für Platz zwei.
Die Sambaschule Magueira gehört zu den ältesten Sambaschulen in Rio. Sie wurde in den 1920ern gegründet. Im vergangenen Jahr landete die Schule im Wettbewerb in Rio auf Platz 8. Rios Karnevalsparaden sind am 2. März mit einem Feuerwerk gestartet. Davor haben viele noch Straßenkerneval gefeiert, Blocos de rua.
Die Salgueiroschule war eine der ersten, die den Einfluss von Afro-Brasilianern mit in ihre Performances einfließen ließ. Hier tanzen als Zebras verkleidete Tänzer, aber auch andere Tiere ...
... gehören zur Performance der Schule - wie dieser gelb-grüne Vogel.
Auch der Tanz wird von den Juroren bewertet. Insgesamt muss die 80-minütige Vorführung stimmig sein und darf nicht aus dem Takt geraten. All das soll nicht nach Anstrengung, sondern nach Spaß aussehen.
Für die Sambaschule Salgueiro hat es im vergangenen Jahr nur zu Platz 5 gereicht.
Jenseits des Konkurrenzkampfes um den ersten Platz gibt es am Rande der Parade aber auch Kritik: Eine Bürgerbewegung gegen die Weltmeisterschaft 2014 und Olympia 2016 hat sich zu der Vereinigung "Ocupa Carnaval" zusammengetan und demonstriert gegen korrupte Politiker und die Fußballweltmeisterschaft.
Die Sambaschule "Império da Tijuca" eröffnete den Schaulauf der besten Sambaschulen. Sieben riesige Motivwagen und 3500 fantasievoll kostümierte Narren zogen über den Boulevard, aufgeteilt in über 30 unterschiedlichen Abteilungen tanzten sie zu einem eigens komponierten Samba-Lied.
Ihr Auftritt in diesem Jahr stand unter dem Motto "Batuk", was die afrikanischen Einflüsse auf die brasilianische Kultur bezeichnet - "von Religionen bis hin zu neuen Rhythmen", wie ein Teilnehmer in der RioTimes erläutert.
Die schnellsten Tiere, Sport, die Geschwindigkeit der Gesellschaft - all das soll in der Performance aufgegriffen werden und seinen Platz finden.
Gelb, schwarz und gold sind die Farben der São Clemente Sambaschule. Die jährlichen Mottos der Schule beim Umzug sind auch ein wenig politisch und thematisieren das Leben in Brasilien. 1985 war das Thema " Let's abide in a house!", eine Satire über die Wohnungsknappheit in dem Land. 1987 thematisierte die Schule das Leben von Kindern auf der Straße und hatte bei den Karnevalsumzügen Straßenkinder dabei.
Dieses Jahr hat sich die Schule das Motto "Favela" ausgesucht und feiert damit die Herkunft ihrer Mitglieder aus Santa Marta - eine Favela, die zu einem Viertel in Rio de Janeiro gehört. Im Bild eine hochschwangere Tänzerin der São-Clemente-Sambaschule
Die Schule will mit dem Motto zeigen, wie schön und kreativ die Favela ist.
"Mangueira" ist Brasiliens beliebtestes Sambaschule. Die Schule hat eine sehr lange Tradition und bekommt auch deswegen viel Unterstützung. Die "Mangueira" war schon Gewinner der ersten Sambaparade, die es im Sambódromo gab (1984).
18 Mal hat die Schule die Parade schon gewonnen. Was vielleicht auch daran liegen mag, dass sie einen besonders guten Ort zum Proben haben: Die Halle, in der getanzt wird, gilt als eine der besten.
Die Sambaschule ist auch außerhalb Brasiliens beliebt. Fußballerlegende Diego Maradona und Designer Calvin Klein bekennen sich als Fans des bunten Treibens.