Etwas riskant ist es ja schon, ein Fotobuch mit Bildern von mehr als 100 verschiedenen Fotografen zu veröffentlichen, darunter Profis und Fast-Profis, Amateure und wohl auch Menschen, die einfach nur Glück hatten, im entscheidenden Moment eine halbwegs gute Kamera zur Hand zu haben. Und wenn das genau das Konzept dahinter ist?
Der International Mountain Summit lobt seit 2009 jährlich einen Wettbewerb aus, der nichts Geringeres zum Ziel hat, als die schönsten Bergbilder dieser Welt zu küren - vom Karwendel bis nach Mirador de los Andes, Peru. Nach fünf Jahrgängen, bei denen mehr als 10 000 Fotografen ihre Bilder eingesandt haben, ist jetzt das Buch "Der Atem der Berge" erschienen, ein erstes Zwischenfazit, ein vorläufiges Best-of. Dabei ist ein über weite Strecken gelungener Bildband entstanden, er ist dort am stärksten, wo er sich ganz auf das Wesen der Bergfotografie konzentriert: das Spiel des Lichts in Folge dramatischer Wetterstimmungen, ungewöhnliche Perspektiven, Sonnenaufgänge, Regenwolken, ein winziger Mensch vor einer brutal abweisenden Felswand.
Man blättert sich also interessiert durch alle erdenklichen Lichtstimmungen und durch alle erdenklichen Berge. Sieht das Leuchten der schottischen Highlands. Spürt die Erschöpfung, wenn ein Bergsteiger am Piz Bernina in Graubünden in den Schnee sinkt. Betrachtet, wie sich über den Himalaja eine von der Sonne beschienene Wolkendecke schiebt, was dann so aussieht, als würde der Berg selbst im Flammen stehen.
Sehr unterschiedlich ist die Bildanmutung bei mehr als 100 Fotografen natürlich trotzdem. Die einen haben kräftig an den Farben gedreht, andere auf die HDR-Technik gesetzt und wieder andere mit Schwarz-Weiß gearbeitet. Aber es geht auch gar nicht um einzelne Bilder oder einzelne Namen von Fotografen. Das ganze Buch ist eher das Zelebrieren einer gemeinsamen Faszination. Ein Berg-Fest.
International Mountain Summit (Hrsg. ): Der Atem der Berge. Bruckmann Verlag, München 2015. 288 Seiten, 49,99 Euro.