Hoteltest-Serie "Frisch bezogen":Eine Nacht neben Donald

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Das Naturzimmer Max verfügt über Solarpanels und bietet einen Ausblick auf die Tiere. (Foto: Büffelhof Beuerbach)

Büffelfleisch ist die Spezialität des ambitionierten Restaurants im oberbayerischen Beuerbach. Für Übernachtungsgäste gibt es nun ein Tiny House direkt neben der Weide - auf der ein ganz besonderes Tier steht.

Von Jacqueline Lang

Ein Büffelhof, auf dem kaum noch Büffel leben - warum bitteschön sollte man da hinfahren? Eine Frage, die in diesem Fall leicht zu beantworten ist: Von den einst 80 italienischen Wasserbüffeln steht zwar nur noch eine Handvoll auf dem Hof in Beuerbach - dafür gibt es dort seit zwei Jahren ein Restaurant, das sich, obwohl ab vom Schuss, nicht vor den Kritikern verstecken muss. Und auch wenn sich vieles geändert hat, seitdem der Hof nicht mehr landwirtschaftlich betrieben wird, eines ist geblieben: Die Büffel stehen hier im Mittelpunkt.

Mittlerweile stehen die meisten aber nicht mehr auf der Weide, sondern auf der Speisekarte. Weil es ganz ohne lebende Büffel aber auch nicht geht, gibt es unter anderem Donald, den Bullen mit der goldenen Locke. Er wird nicht geschlachtet. Die übrigen Tiere hat ein anderer Landwirt von Bauer Steffen Schwencke übernommen, er liefert nun das Fleisch. Denn Schwenckes Sohn Valentin, 24, führt den Hof als Koch weiter; gemeinsam mit Amelie Schweisfurth, 22, und Vuong Pham Huu, 26. Die drei haben sich in der Berufsschule in München kennengelernt. Sie fertigen seit September 2018 aus allem, was Büffel so hergeben, Gerichte, die zwar beim Lesen der Speisekarte zunächst einfach klingen, auf dem Teller aber Raffinesse entfalten. In der Szene spricht man vom "Nose-to-tail"-Prinzip, es wird also restlos alles vom Tier verwertet. Oder zumindest fast alles: Für die Kutteln hätten sie bislang noch keine gute Zubereitungsart gefunden, gibt Schweisfurth zu. Wie lecker die Büffelnieren sind, habe indes alle drei überrascht. Ergänzt wird das Ganze durch Obst und Gemüse aus dem Garten oder von regionalen Produzenten.

Die drei jungen Betreiber des Büffelhofs, (von links) Valentin Schwencke, Amelie Schweisfurth und Vuong Pham Huu. (Foto: Büffelhof Beuerbach)

Das einzige Problem: Nachts fahren hier keine Busse mehr. Ohne Auto ist man also aufgeschmissen. Doch wer sich ein Menü mit mehreren Gängen gönnt, der will in den meisten Fällen auch ein, zwei Gläschen Wein dazu trinken. Wie gut, dass es Max gibt. So heißt das Tiny House, das seit August inmitten von Obst- und Nussbäumen auf dem Hof steht. Die Büffelweide, die das Zuhause von Donald ist, liegt nur ein paar Schritte entfernt. Die Idee, ihr Restaurant um eine Schlafmöglichkeit zu ergänzen, hatten Schweisfurth, Schwencke und Huu schon länger. Klar war ihnen aber auch, dass ein klassischer Gasthof mit mehreren Zimmern ihre Kapazitäten sprengen würde. Neben den Dreien gibt es nur noch einen Restaurantchef, an den Wochenenden ein paar Aushilfen sowie seit Anfang Oktober erstmalig einen Azubi.

Als sie im März ihr Restaurant coronabedingt vorübergehend schließen mussten, hatten sie Zeit, sich eine geeignete Lösung zu überlegen. Das letztlich alles so schnell gehen würde, hätte aber auch Schweisfurth nicht gedacht, immerhin musste ja auch die Gemeinde zustimmen.

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Max, den die Betreiber als Naturzimmer bewerben, bietet Platz für ein bis zwei Personen. Es gibt eine kleine Küchenzeile, ein kleines Badezimmer und - das ist das Herzstück, vor allem jetzt im Herbst - einen kleinen Ofen. Strom wird durch zwei Solarpaneele auf dem Dach erzeugt. Wenn der Ofen an ist, wird durch seine Wärme sogar das Wasser zum Duschen erhitzt. Das WC ist eine Komposttoilette. Das holzverkleidete und spartanisch, aber liebevoll eingerichtete Häuschen ist damit ein "ökologischer Selbstversorger", wie es auf der Homepage heißt. Minimalismus bedeutet aber in diesem Fall keineswegs Verzicht. Denn wer sich abends beim Bezahlen der Rechnung im Restaurant noch alles, was man für ein Frühstück braucht, einpacken lässt - von selbstgebackenem Brot über Aufschnitt und Eier bis zum Orangensaft -, kann sogar gemütlich im Pyjama im Bett frühstücken. Es ist schon manchmal erstaunlich, wie wenig man eigentlich zum Glücklichsein braucht!

Das Tiny House kommt trotz seines kurzen Bestehens auf dem Hof offenbar gut bei den Gästen an. Obwohl es draußen bereits ungemütlicher wird, ist das Häuschen bis Ende Dezember an den Wochenenden nahezu ausgebucht - ganz so, als hätten die vielen Stammgäste aus München nur darauf gewartet, aus dem kulinarischen Tagesausflug einen Kurzurlaub machen zu können. Und zu empfehlen ist das allemal, denn wer mittags schon anreist und bis zum nächsten Morgen bleibt, der kommt nicht nur einmal, sondern sogar zwei- bis dreimal in den Genuss der herausragenden Küche der drei Jungköche. Wer das Ganze noch mit einer Radltour verbindet und das Auto zu Hause lässt, muss sich nicht einmal um die Kalorien sorgen.

© SZ vom 15.10.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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