Kolumne "Hin und weg" zur Deutsche Bahn:"Unsere Fahrt endet hier"

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"Taktintegrierte internationale Züge bergen ein hohes Verspätungsrisiko." Ja, damit sind auch deutsche ICE-Züge gemeint. (Foto: Daniel Karmann/picture alliance/dpa)

Letzter Halt Prellbock: Die Schweiz will die Züge der Deutschen Bahn aussperren. Weil die nur Chaos verursachen.

Glosse von Stefan Fischer

Wer es besonders böse meint mit der Deutschen Bahn, stellt sich womöglich die Frage, warum das Verkehrsunternehmen überhaupt noch Fahrpläne entwirft. Für Züge, die entweder bestreikt werden oder aus anderen Gründen komplett ausfallen. Oder aber die abfahren und ankommen nach einem nicht zu ergründenden Zufallsprinzip anstelle einer verbindlichen Taktung.

Ob unter diese Bösmeinenden auch Führungskräfte der Schweizer Bahn SBB und des Schweizer Bundesamtes für Verkehr zählen, lässt sich ohne Weiteres nicht bestimmen. Fakt jedoch ist, dass beide die Deutsche Bahn nicht mehr in ihre Pläne einbeziehen wollen: Die deutschen ICE, von Baden-Württemberg kommend, sollen absehbar nur noch bis Basel fahren anstatt bis nach Zürich oder gar Chur und Interlaken wie bislang. Und die EC-Züge aus München entsprechend nur noch bis St. Margrethen, maximal bis St. Gallen. Kurz hinter der Landesgrenze also soll es heißen: "Unsere Fahrt endet hier."

Der Grund ist so simpel wie einleuchtend: Auf die Züge ist kein Verlass. Beziehungsweise nur insofern, als dass sie nahezu immer verspätet sind. Das bringt den fein abgestimmten, eng verzahnten Fahrplan der Schweizer Bahn durcheinander. Und den wollen sich die Schweizer auf gar keinen Fall kaputtfahren lassen. Schon gar nicht von den Deutschen.

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Glosse von Stefan Fischer

Die Deutsche Bahn ist insofern in tröstlicher Gesellschaft, als auch die französischen TGV dasselbe Schicksal ereilen soll. Obwohl die vergleichsweise pünktlich sind. Der Direktor des Schweizer Bundesamtes für Verkehr, Peter Füglistaler, schrieb unlängst in einem sozialen Medium: "Taktintegrierte internationale Züge bergen ein hohes Verspätungsrisiko." Sollte diese etwas verquaste Phrase eine spöttische Anspielung sein auf das mangelnde Sprachvermögen bei der Deutschen Bahn, wenn es um Durchsagen an Bord ihrer Züge geht, dann hätte diese Spitze gesessen.

Aus Sicht der Schweiz ist die Angelegenheit durchaus misslich: Attraktive Fernverbindungen nach München, Frankfurt und Hamburg oder auch nach Paris und von dort weiter nach Amsterdam, Brüssel und London sind durchaus wünschenswert und als Alternative zum Flugverkehr zeitgemäß. Außerdem könnten auch im Inlandsverkehr deutsche ICE und EC dienlich sein für Menschen, die von Zürich nach Bern wollen oder von Basel nach Winterthur.

Stattdessen ist die Deutsche Bahn dabei, sich aufgrund ihrer Unzuverlässigkeit in der Schweiz einen Rausschmiss einzuhandeln. Offenkundig fehlinterpretiert man in Berlin, was unter einer Internationalisierung des Bahnverkehrs zu verstehen wäre: eine wirkungsvolle und reisefreundliche Verzahnung des europäischen Eisenbahnangebotes nämlich. Und nicht eine Angleichung an zum Beispiel indische Verhältnisse.

Stefan Fischer ist kein Freund von Heldenverehrung. (Foto: Bernd Schifferdecker (Illustration))
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