Neue Fernverkehrszüge der Deutschen Bahn:Endlich mal flach gehalten

Von 2023 an sollen die neuen ECx-Fernverkehrszüge auf einigen Bahnstrecken fahren. Vor allem über den Einstieg werden sich nicht nur Rollstuhlfahrer freuen.

Von Katja Schnitzler

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(Foto: Deutsche Bahn AG/Tricon)

Dies ist ein Blick in die Zukunft, denn noch halten am Berliner Hauptbahnhof die gewohnten Intercity- oder Eurocity-Fernzüge. Doch in vier Jahren sollen die ersten Züge der nächsten Generation ausgeliefert werden, die "ECx". Und nun bitte alle anschnallen, die Deutsche Bahn liebt offenbar Zahlenspiele, die schwindelig machen können. Sie bestellte im Februar beim spanischen Hersteller Talgo - und nicht beim bisherigen Partner Siemens - 23 neue Fernverkehrszüge, die 230 Kilometer pro Stunde fahren können, die ersten Züge sollen im Jahr 2023 unterwegs sein. Weil 23 auf die Dauer doch etwas wenig ist für die Aufstockung der Fernverkehrsflotte, hat die Deutsche Bahn die Option, den Auftrag auf hundert Züge zu erhöhen. Zunächst starten die Züge mit je 17 Wagen im Testbetrieb (nicht 23, da käme die Zahlenverliebtheit doch zu teuer: Die ersten 23 Züge kosten schließlich schon 550 Millionen Euro). In Berlin stellte die Bahn nun vor, wo die neuen Züge zunächst fahren werden und was die Passagiere in den ECx-Zügen erwartet.

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(Foto: Deutsche Bahn AG/Tricon)

Da die Fernzüge nicht zur innerbetrieblichen Konkurrenz werden sollen, ersetzen sie alte Intercity-1-Züge auf Strecken, auf denen keine ICE fahren - denn zumindest die neuen ICE4 haben als Höchstgeschwindigkeit 250 km/h, also nur 20 km/h mehr als die neuen Fernzüge. Ältere ICE3 können noch 300 km/h erreichen. Allerdings sind oft so viele Stationen anzufahren, dass dieser Spitzenwert nicht mehr lohnenswert schien. Die neuen ECx-Züge werden die Fahrtzeit von Berlin nach Amsterdam um eine halbe Stunde verkürzen, die Fahrt dauert auch dann noch fünf Stunden und fünfzig Minuten. Die anderen Strecken sind ebenfalls auf touristische Ziele ausgelegt: von Köln nach Oberstdorf ganz im Süden und von Köln, Karlsruhe oder Berlin nach Westerland auf Sylt im hohen Norden.

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(Foto: Deutsche Bahn AG/Tricon)

Unverhohlen stolz teilt die Deutsche Bahn mit, dass die neuen Wagen "echten ICE-Komfort" bieten werden, unter anderem mit "Wlan, Onboard-Unterhaltung (ICE-Portal), viel Platz für Gepäck und Fahrgastinformation mit Echtzeitdaten". Wenn die Bahn auch einen gewissen Hang zu Unpünktlichkeit und bisweilen gar Zugausfällen in den Griff bekommt, Durchsagen stets mehrsprachig macht sowie das Schienennetz saniert, könnte sie bei der Konkurrenz um umweltbewusst Reisende künftig vor Flugzeugen und Fernbussen liegen. Die gekennzeichneten Familienbereiche in der zweiten Klasse, die von ruhesuchenden Passagieren gemieden werden können, tragen sicher auch zur Zufriedenheit bei. Insgesamt ist in den neuen Zügen Platz für 485 Fahrgäste in der zweiten Klasse ...

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(Foto: Deutsche Bahn AG/Tricon)

... und für bis zu 85 Kunden in der ersten Klasse. Hier wirken nicht nur die dunkleren Sitzbezüge edler, auch der Abstand zwischen den Passagieren ist größer. Und über die individuell klappbaren Tischchen würden sich auch Zweite-Klasse-Passagiere freuen. Eine Erleichterung für alle bietet aber eine ganz andere Neuerung, die erfreulicherweise künftig für alle neuen Züge im Fernverkehr der Deutschen Bahn verpflichtend sein soll.

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(Foto: Deutsche Bahn AG/Tricon)

Die Züge sind stufenlos, der Einstieg befindet sich genau in Höhe von 76 Zentimetern - und damit auf einer Ebene mit den meisten Bahnsteigen. Dies werden nicht nur Menschen mit Rollstuhl, Rollator, Gehstock oder Kinderwagen zu schätzen wissen. Sondern alle, die ihr Gepäck und sich selbst die bislang schmalen, aber hohen Stufen in die Waggons bugsieren müssen. Und beim Aussteigen nach stundenlangem Sitzen fast in die Tiefe des Bahnsteigs stolpern.

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(Foto: Deutsche Bahn AG/Tricon)

Eine weitere Verbesserung: Die Türen sind breiter, schwere Koffer kann man also neben sich hineinrollen, statt sie hinter sich herzuzerren. Dank des Niederflurkonzepts von Talgo sind auch die Sitzplätze im Zug eben erreichbar, nur einige wenige am Ende des Zugs sind nur über Stufen zugänglich. Hinweise werden auch in Brailleschrift angegeben, zudem gibt es ein taktiles Leitsystem für blinde Menschen.

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(Foto: Deutsche Bahn AG/Tricon)

Für Rollstuhlfahrer sind drei Plätze vorgesehen, der Tisch ist dann höhenverstellbar. Auch eines der WC ist behindertengerecht, in diesem größeren Toilettenraum ist auch ein Wickeltisch.

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Im Kleinkindabteil dürfen Krabbler das tun, was Kinder in diesem Alter gerne machen: hemmungslos die nächste Umgebung erkunden. Das aus dem ICE4 bekannte, je nach Tageslicht andere Lichtkonzept dürfte sie dabei weniger interessieren.

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(Foto: Deutsche Bahn AG/Tricon)

Wer auch sonst sportlich und umweltbewusst unterwegs ist, wird sich über den Fahrradbereich freuen: Hier haben bis zu acht Räder Platz.

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(Foto: Deutsche Bahn AG/Tricon)

Fehlt nur noch das Bordbistro für eine angenehme Reise. Das Großgepäck muss nicht mitgenommen werden, außer man hat Angst vor Diebstahl: In jedem Wagen gibt es Regale für übergroße Koffer, damit diese nicht in die Ablagen unter der Decke gewuchtet werden müssen. Die neuen ECx-Züge sollen übrigens an Gewicht sparen: Die Talgo-Wagen sind mit weniger schweren Einzelradfahrwerken ausgestattet, auch die Wagenkästen sind in Leichtbauweise gefertigt - das spart Energie. Und die Klimaanlagen? Sollen mit "natürlichen Kältemitteln" funktionieren. Eis meint die Deutsche Bahn damit hoffentlich nicht.

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