Deutsche Bahn:Was der neue Fahrplan für Bahnreisende bedeutet

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Ein ICE der Deutschen Bahn bei Schnee und Eis - ganz unabhängig vom Wetter steht der Fahrplanwechsel an. (Foto: dpa)
  • Zum 15. Dezember hat die Deutsche Bahn ihren Fahrplan umgestellt und dabei auch neue Verbindungen eingeführt. Bis über die künftigen Preise Klarheit herrschte, hat es ein paar Tage länger gedauert.
  • Wie es nun um die Preispolitik steht - und auf welchen Strecken besondere Veränderungen für die Passagiere kommen: hier der Überblick.

Was passiert mit den Preisen?

Üblicherweise gehört zum neuen Fahrplan eine Erhöhung der regulären Ticketpreise um ein paar Prozent. Mit dieser Gewohnheit bricht die Deutsche Bahn nun in Zeiten der Klimadebatte. Mit der Einigung bei den Verhandlungen über das Klimapaket der Bundesregierung war der Weg für eine Senkung der Mehrwertsteuer bei der Bahn frei - am 20. Dezember hat nun auch der Bundesrat die Vorhaben gebilligt. So können alle Tickets im Fernverkehr zum 1. Januar 2020 um zehn Prozent billiger werden.

Bereits zum 15. Dezember stand eine eher symbolische Vergünstigung fest: Der sogenannte Supersparpreis, das günstigste Ticket im Fernverkehr, wird vom 1. Januar 2020 an 17,90 Euro statt bisher 19,90 Euro kosten - für Bahncard-Besitzer dann sogar nur noch 13,40 Euro.

Nach Unternehmensangaben hatten im vergangenen Jahr 50 Millionen der knapp 148 Millionen Fahrgäste im Fernverkehr einen Sparpreis oder einen Super-Sparpreis gebucht. Nach einer Umfrage des Verkehrsclubs Deutschlands (VCD) zahlt nur etwa fünfte Bahnkunde den vollen Preis, den Flexpreis, im Schnitt kosten 100 Kilometer im Fernverkehr nach VCD-Berechnungen 12,50 Euro.

Der Fahrgastverband Pro Bahn hat den Verzicht auf Preiserhöhungen begrüßt, bezweifelt umgekehrt aber auch, ob eine Senkung der Preise um zehn Prozent "die beste Idee ist", so der stellvertretende Bundesvorsitzende Lukas Iffländer. Da es im Konzern "an allen Ecken an Geld fehlt", sei es womöglich sinnvoller, "nur um fünf bis sieben Prozent abzusenken und den zusätzlichen Gewinn in funktionierende Fahrzeuge zu investieren".

Was ist neu im Angebot?

  • Öfter und schneller zwischen den Metropolen

Zwischen Berlin und Frankfurt am Main über Braunschweig fährt fortan stündlich ein Zug.

Auch auf der Sprinterstrecke München - Berlin über Erfurt wird von Dezember an ein Stundentakt ohne Lücken eingeführt. Das Angebot dort wird damit um zehn Prozent aufgestockt. Zwischen Hamburg und dem Ruhrgebiet wird es um 15 Prozent erhöht.

  • Neue Verbindung Dresden - Berlin - Rostock

Auf dieser Strecke fahren von Mitte Dezember an zehn Züge am Tag, vom 8. März 2020 an sollen sechs weitere Fahrten für einen Zwei-Stunden-Takt sorgen.

  • Neue Auslandsverbindungen

Hier verspricht die Bahn neue Angebote durch internationale Kooperation - tatsächlich lassen diese aber noch mehrere Monate auf sich warten. Erst ab Mai werden Reisen ohne Umsteigen zwischen Berlin und Graz (über Dresden, Prag und Wien) möglich sein. Und ohne genauen Termin heißt es, dass ab Sommer die Eurocity-Fahrt zwischen Berlin und Warschau schneller sein wird - um 30 Minuten.

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  • Neue Nachtverbindungen

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  • Alle drei Wochen ein weiterer ICE4

In diesem Tempo möchte die Bahn ihre Fahrzeugflotte modernisieren, auf insgesamt 137 ICE4-Züge. Mit dem neuen Fahrplan sitzen zum Beispiel Gäste zwischen Hamburg und Chur (Schweiz) über Frankfurt, Karlsruhe, Basel und Zürich nicht mehr in ICE1-Waggons, sondern in den neuesten Modellen.

  • Schnellstrecke zwischen Göttingen und Hannover saniert

Pünktlich konnten die Bauarbeiten an der ICE-Trasse abgeschlossen werden, die seit Juni zu einer Umleitung geführt hatten. Die Fahrzeiten verlängerten sich dadurch für Reisende, die auf Routen zwischen Süd- und Norddeutschland oder zwischen Frankfurt und Berlin unterwegs waren, um etwa eine halbe Stunde. Auch der Rest der Schnellfahrstrecke soll in Etappen bis 2023 saniert werden.

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Wie sieht es in den einzelnen Regionen und Bundesländern aus?

Im Regionalverkehr bedeutet der Fahrplanwechsel an manchen Stellen eine bessere Taktung, besonders im Berufsverkehr. In Bayern konzentriert sich die Bahn dabei unter anderem auf die Mainfrankenbahn und die Mittelfrankenbahn sowie den München-Nürnberg-Express und den Flughafen-Express von Regensburg zum Airport München. Der Verkehrsbund Berlin-Brandenburg VBB wiederum verstärkt etwa den Regionalexpress 6 ("Prignitz-Express") am Wochenende und Expresslinien in der Berliner S-Bahn.

Regionale Übersichten zu größeren Veränderungen bietet die Deutsche Bahn hier für Bayern, hier für den Norden (Hamburg, Schleswig-Holstein, Niedersachsen und Bremen), hier für Berlin, Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern, hier für Hessen, das Saarland und Rheinland-Pfalz, hier für Baden-Württemberg, hier für Nordrhein-Westfalen, hier für Mitteldeutschland (Sachsen, Thüringen, Sachsen-Anhalt).

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