Paddeln im Death Valley:Wasser in der Wüste

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Paddeln im Badwater Basin mitten im Death Valley im Februar 2024. (Foto: IMAGO/David Becker/ZUMA Wire)

Im eigentlich staubtrockenen Death Valley gibt es für kurze Zeit einen See. Eine einmalige Gelegenheit für Rekordjäger. Denn letztlich werden weniger Menschen jemals im Death Valley Kajak gefahren sein, als auf dem Gipfel des Mount Everest gestanden sind.

Glosse von Stefan Fischer

Den Sonnenaufgang über dem Grand Canyon kann man, logisch, nur während der Morgendämmerung miterleben. Was einerseits eine Einschränkung ist. Andererseits geht eben doch jeden Morgen die Sonne auf. Den Vollmond hingegen bekommt man nur alle vier Wochen zu Gesicht und auch nur dann, wenn keine Wolkendecke unter dem Himmel hängt. Jedoch muss man, möchte man den Vollmond bestaunen, nicht zwingend am Grand Canyon stehen (auch wenn die Gesamtkomposition dort eindrucksvoller ist als etwa in München-Milbertshofen).

Ein sogenannter Blutmond oder eine Sonnenfinsternis sind noch exklusiver - und obendrein nicht nach einem steten Rhythmus wiederkehrend. Dennoch ist die Wahrscheinlichkeit, diese Phänomene das eine oder andere Mal erblicken zu können, durchaus gegeben. Ähnlich sieht es aus mit der Chance, den zugefrorenen Königssee zu Fuß, mit Schlittschuhen oder Langlaufski zu überqueren. Der Zweckverband Bergerlebnis Berchtesgaden gibt die Wahrscheinlichkeit an mit einmal pro Jahrzehnt - brotlose Statistik, denn: Letztmals zugefroren war der Königssee 2006. Die bis dato letzte Seegfrörne, das vollständige Zufrieren des Bodensees, datiert sogar auf 1963. In diesem sehr kalten Winter war auch der Königssee mit einer Eisschicht überzogen. Damals ist ein Wagemutiger mit seinem VW Käfer übers Eis gefahren bis nach St. Bartholomä. Auf der Rückfahrt von der außer für geübte Bergsteiger nur seeseitig zugänglichen Kloster- und Wirtshaus-Halbinsel ist der Wagen jedoch durchs Eis gebrochen und liegt seither auf dem Seegrund.

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Was hat ein Auto auf einem See verloren, selbst wenn er zugefroren ist? Was haben wiederum Fußgänger und Radfahrer auf einer Autobahn verloren? Damit gelangen wir zur aufregendsten aller Gelegenheiten, der "Once in a lifetime"-Chance: Noch heute erzählen Menschen ihren ungläubigen Enkeln von autofreien Sonntagen während der Ölkrise in den Siebzigern. Auf der A8 von München an den Chiemsee zu radeln oder auf Schlittschuhen von Konstanz nach Bregenz zu gleiten, solche Gelegenheiten ergeben sich, wenn überhaupt, wohl nur einmal im Leben.

Das führt zurück in die USA, ins Death Valley, eine halbe Tagesreise vom Grand Canyon entfernt. Der tiefste, heißeste, trockenste Punkt Nordamerikas liegt dort. Und was soll man sagen: Man kann dort jetzt paddeln! Ein Hurrikan im Herbst, dazu ausgiebige Regenfälle haben eine beachtliche Pfütze entstehen lassen. Der temporäre Lake Manly ist etwa fünf auf zehn Kilometer groß und einen Fuß tief. Genug, um ihn mit einem Kajak zu befahren, ehe der See in wenigen Wochen wieder austrocknen wird. Und bevor sich diese Gelegenheit erneut ergibt, wird eher der Bodensee noch zweimal zufrieren. Insofern werden weniger Menschen jemals im Death Valley Kajak gefahren sein, als auf dem Gipfel des Mount Everest gestanden sind. Der Schlüssel zu tatsächlicher Exklusivität ist für abenteuerlustige Reisende insofern weniger Geld oder eine besondere körperliche Fertigkeit. Sondern Spontaneität.

Stefan Fischer ist kein Freund von Heldenverehrung. (Foto: Bernd Schifferdecker (Illustration))
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