Einmal im Leben:Zum Tigernest wandern

Wie ein Nest klebt das Kloster über der Schlucht. (Foto: Sergi Reboredo/imago images/VWPics)

In Bhutan wurde ein Kloster in eine Felswand gebaut. Das Taktshang Goemba hat bis heute eine besondere Anziehungskraft.

Von Florian Sanktjohanser

Egal, wie viele Bilder man davon gesehen hat: Wer im Westen des Königreichs Bhutan aus dem Minibus steigt und zum Taktshang Goemba hinaufschaut, ist fasziniert. Was für eine irrwitzige Idee, in dieser Granitwand ein Kloster zu bauen, über einer Schlucht, die Hunderte Meter tief reicht.

Und alles nur, weil Guru Rinpoche dort oben in einer Höhle meditierte - drei Jahre, drei Monate, drei Wochen und drei Tage, der Überlieferung nach ohne zu essen und zu trinken. Bei der Anreise aber machte es sich der heilige Mann bequem. Auf dem Rücken einer Tigerin soll er hinaufgeritten sein, daher der Beiname: Tigernest.

Auf die Reisenden warten Maultiere, und selbst die würden nur den halben Weg schaffen. Also doch lieber zu Fuß. Der Pfad ist breit und mit Holzstufen befestigt, er führt zwischen Kiefern, Eichen und Rhododendren hinauf. Kreuz und quer sind bunte Gebetsfahnen gespannt, am Wegesrand drehen Pilger Gebetsmühlen.

Zwischenstopp in der Cafeteria auf 3000 Metern Höhe. Auf der Terrasse trinken Mönche im Purpurgewand Cappuccino und fotografieren sich vor Kloster und Urwaldbergen. Mit jeder Stufe wird der Ausblick auf die geschnitzten Erker und goldenen Pagodendächer grandioser. Vielleicht sind deshalb Kameras am Tor abzugeben: damit man aufhört zu knipsen und die prachtvollen Tempel wirken lässt. In einem murmeln junge Mönche Mantras, wer mag, verneigt sich vor den goldenen Buddhas. Wer nicht mag, betrachtet Wandmalereien und Altäre, spaziert barfuß über Innenhöfe und Balkone. Und glaubt langsam die Geschichte vom glücklichen Land des Donnerdrachens.

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