Ausländische Künstler über Deutschland:Deutschland, deine Tischtennisplatte

Der japanische Fotograf Hayahisa Tomiyasu entdeckt in Leipzig eine Tischtennisplatte, an der sich alles Mögliche abspielt - nur kein Tischtennis.

Von Katja Schnitzler

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(Foto: Hayahisa Tomiyasu)

So wie wir als Reisende Städte und Regionen mit anderen Augen sehen als die Einheimischen, ergeht es umgekehrt auch Besuchern hier. Wie ist ihr Blick auf Deutschland? SZ.de hat ausländische Künstler gebeten, "mit den Augen der anderen" ihr ganz persönliches Deutschland-Bild zu zeigen: Welche Eigenheiten entdecken sie, was kommt ihnen komisch vor? Was kannten sie noch nicht und was ist für sie typisch deutsch? Einen besonders prägnanten Ausschnitt präsentiert der Japaner Hayahisa Tomiyasu. Von seiner Wohnung in Leipzig aus blickt Tomiyasu auf eine Tischtennisplatte im Park, die offenbar für alle möglichen Freizeitaktivitäten - oder auch Inaktivitäten - genutzt wird, nur nicht fürs Tischtennis.

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(Foto: Hayahisa Tomiyasu)

Dieser banale Ort, der zum Treffpunkt im Viertel wird, weckte bald die Aufmerksamkeit des Fotografen aus dem japanischen Kanagawa.

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(Foto: Hayahisa Tomiyasu)

Tomiyasu verfolgt gespannt, wie unterschiedlich sich die Menschen an der Tischtennisplatte verhalten - und wie sie diese für sich nutzen und vereinnahmen.

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(Foto: Hayahisa Tomiyasu)

Aus dem Sportgerät wird ein Klettergerüst und in der Fantasie der höchste Berg ...

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(Foto: Hayahisa Tomiyasu)

... oder eine Abwechslung beim Spaziergang mit dem Hund. Bald wurde die Tischtennisplatte vor seinem Haus zu Hayahisa Tomiyasus Lieblingsort in Deutschland.

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(Foto: Hayahisa Tomiyasu)

"Diese Platten stehen überall in der Öffentlichkeit und sind nicht nur Orte zum Tischtennisspiel, sondern auch Treffpunkte, etwa zum Grillen oder Sonnenbaden", beschreibt Tomiyasu seine Faszination.

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(Foto: Hayahisa Tomiyasu)

Als Hayahisa Tomiyasu nach seinem Studium der Fotografie in Tokio 2008 nach Leipzig kam, fielen ihm die vielen Graffiti auf und die großen Kettenschlösser, mit denen die Deutschen ihre Fahrräder vor Diebstahl sichern - und die Kirchen, die die städtische Landschaft strukturieren.

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(Foto: Hayahisa Tomiyasu)

Noch immer überrascht den Japaner "die Stille des Sonntags, im positiven Sinn".

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(Foto: Hayahisa Tomiyasu)

In Kirchen fühlt er sich zwar stets fremd, denn "die Stimmung dort habe ich zuvor nie in meiner Heimat erlebt. Diese andächtige Ruhe ist für mich noch immer einzigartig und unvergleichbar". Beim Betreten einer Kirche komme ihm diese Stille beinahe zu dominant vor, dann aber kehre sich das Gefühl ins Positive.

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(Foto: Hayahisa Tomiyasu)

So gibt es Plätze, an denen Tomiyasu mal mehr, mal weniger bewusst wird, dass er nicht von hier stammt, aber: "Ich habe noch keinen Ort in Deutschland gefunden, an dem ich Heimweh habe."

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(Foto: Hayahisa Tomiyasu)

Er selbst hat die Tischtennisplatte vor seinem Fenster übrigens noch nie genutzt: Er beobachtet lieber weiterhin, wie andere Menschen diesen kleinen Teil Deutschlands gestalten, für kurze Zeit prägen und sich zu eigen machen.

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(Foto: Hayahisa Tomiyasu)

Hayahisa Tomiyasu (www.tomiyasuhayahisa.com) studiert als Meisterschüler bei Professor Peter Piller an der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig (www.hgb-leipzig.de) und ist seit 2014 künstlerischer Mitarbeiter der Abendakademie der HGB. Auf seiner Homepage zeigt er unter anderem eine ganz eigene Sichtweise auf die Fußball-WM 2010.

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