Aktivitäten im Winter:Nicht jammern, sondern auf ins Eis!

Winterwetter in Tschechien

Aus der Ferne sieht es schön aus. Wer sich aber einmal im Eis- oder Wasserfallklettern versucht hat, wird feststellen: Den Spaß muss man sich hart erarbeiten.

(Foto: Petr David Josek/dpa)

Denn es gibt viele lustige Sportarten, die man nur in der Kälte auf gefrorenem Wasser ausprobieren kann. Einige Empfehlungen.

Von SZ-Autoren

Eis am Kiel

Wenn man der Länge nach auf dem Eis liegt, ist in der Regel etwas schiefgelaufen. Dann ist man auf die Nase gefallen, sei es beim Schlittschuhlaufen oder Eishockeyspielen, oder es hat einem die Füße weggezogen beim Eisstockschießen. Nicht so beim Eissegeln. Da liegt man im Boot, um windschnittig über einen gefrorenen See zu gleiten - und vor allem, um den Baum des Segels nicht gegen den Kopf zu kriegen. Nur der Steuermann muss sich so weit aufrichten, dass er das Eis im Blick hat. Jede Ritze, jede Spalte im Eis kann das Boot auf Kufen zum Kentern bringen. Und der Aufprall der Insassen, schon aufs Wasser mitunter unangenehm, ist auf Eis definitiv schmerzhaft.

Deshalb sollte, wer ein Eissegelboot steuert, gute Bauchmuskeln haben, um die Gefahren rechtzeitig zu sehen. Und auch geübte Segler sollten sich erst einmal einem erfahrenen Eissegler anvertrauen. Wer ein guter Alpinskifahrer ist, kann deshalb noch lange nicht automatisch Wasserskifahren. So ist es auch mit dem Segeln und dem Eissegeln. Ganz abgesehen davon, dass man so einfach nicht an ein Segelboot auf Kufen kommt. Das sind oftmals Eigenanfertigungen der Wintersportler. Deren Passion ist übrigens keine moderne Fun-Sportart: Der erste Eissegelklub ist 150 Jahre alt, er wurde in den USA gegründet, am Hudson River.

Stefan Fischer

Krieger der Berge

Eisklettern ist schon ein sehr spezieller Sport. Das hat damit zu tun, dass man als Eiskletterer die richtige Ausrüstung benötigt. Dazu zählen Funktionsunterwäsche, Softshelljacke, wasserdichte Jacke, wasserdichte Hose, wasserdichte Handschuhe, Stirnband - und dann ist man erst angezogen! Damit man das Eis auch hochkommt, braucht es außerdem Klettergurt, Bergschuhe, und zwar die schweren, steigeisenfesten, Eisschrauben, diverse Karabiner, Expressschlingen, Halbseile, Helm, Steigeisen, Eisgeräte, Reepschnüre, Bandschlingen, Standschlingen - und am Ende hat man wahrscheinlich trotzdem wieder was vergessen. Auf jeden Fall sieht man mit den zwei Äxten eher aus wie einer, der in den Kampf ziehen will als in die Berge.

Ist dann ein Wasserfall gefunden, muss der natürlich auch zugefroren und nicht allzu porös sein, was heißt, dass man sich wahrscheinlich im Winter in einem sehr kalten und schattigen Alpenseitental befindet, wo sich sonst kein anderer Mensch hin verirrt - außer vielleicht andere Eiskletterer. Steigt man dann in den Wasserfall ein, wird es erst richtig knifflig. Es braucht Vertrauen in die Steigeisen (oder Erfahrung), Gottvertrauen in die Haltbarkeit des Eises (oder noch mehr Erfahrung), Arme aus Stahl und Nerven wie Drahtseile. Weil das alles für einen einzigen Menschen fast zu viel ist, vertraut man sich am besten einem Experten an und besucht beispielsweise den künstlich angelegten Eispark bei Matrei in Osttirol, größter seiner Art in Österreich. Der eignet sich auch für Anfänger, bietet mehr als 50 Routen - und wer genug vom Eis hat, ist nach einer halben Stunde wieder in der Wärme des Matreier Tauernhauses.

Dominik Prantl

Wackel-Dackel im Kanal

Wer sich als Passagier in einen Bob setzt - also nicht in einen dieser roten Kinderplastikbobs, sondern in einen richtigen olympischen Rennbob wie in dem Film "Cool Runnings"-, und dann mit einem Profi beispielsweise den Eiskanal in Berchtesgaden hinunterbrettert, der hat irgendwann das Gefühl, einen großen Fehler gemacht zu haben. Dieses Gefühl setzt bei etwas furchtsameren Menschen spätestens dann ein, wenn der Pilot kurz vor dem Start sagt: "Sollten wir umkippen, dann nicht die Arme nach außen strecken. Wir werden einfach auf dem Kopf weiterrutschen."

Bei sehr furchtlosen Menschen setzt das Gefühl ungefähr zehn Meter später ein. Es ist nämlich so, dass ein Eiskanal für Bobs nicht etwa aus spiegelglattem Eis besteht. Das Eis hat Rillen und Knubbel und Huggel, weshalb der glücklicherweise behelmte Schädel sehr bald nach dem Start im Wackel-Dackel-Rhythmus zwischen den Bobwänden hin-und herschlägt. Eine Bobbahn verläuft logischerweise auch nicht in schnurgerader Linie, sondern hat Wände und Kurven, die Turbodrom oder Hufeisen oder Schlangengrube heißen und deren Architekten garantiert mit dem Berufsverband für Orthopädie und Unfallchirurgie unter einer Decke stecken. Kommt man dann nach Spitzengeschwindigkeiten von 130 Stundenkilometern sicher unten an, war freilich alles halb so schlimm. Zumindest bis zu den nächsten ersten zehn Metern.

Dominik Prantl

Auf der Piste, in der Loipe

Die aktuellen Schneehöhen in den Alpen bei Schneehoehen.de.

Sibirische Wanderung

Die Russen lieben es, im Winter mit ihren Geländewagen über den zugefrorenen Baikalsee zu brettern. Zu Fuß gehen? Ist eher was für Touristen. Und tatsächlich reisen nicht wenige Besucher für ein Eistrekking auf dem Baikalsee nach Sibirien. Während der fünf- bis siebentägigen Touren um die Insel Olchon oder die Halbinsel Svjatoj Nos schlafen die Wanderer in Zelten - entweder am Ufer neben einem wärmenden Lagerfeuer oder aber direkt auf dem Eis. Besonders hartgesottene Sportler können den See auch in Nord-Süd-Richtung überqueren, sie benötigen dafür aber wirklich gute Ausrüstung und vor allem Eisschrauben, um die Zelte windsicher zu verankern.

Auf Schlitten zieht jeder seine Habe hinter sich her. Was einfacher klingt als es ist: Bei Schneesturm beträgt die Sicht null Meter, ohne Guide verlöre man die Orientierung. Und nicht selten verstellt meterhoch aufgetürmtes Packeis den Weg. Ziel eines jeden Baikaltrekkings ist die tiefste Stelle des Sees: Feierlich ritzen die Teilnehmer dort die Zahl 1637, so viele Meter geht es hier runter, für ein Erinnerungsfoto ins Eis. Doch selbst die eiskältesten Typen brauchen Wärme: Abspülen nach dem Essen ist der begehrteste Job. Man bekommt dabei so herrlich warme Hände.

Ingrid Brunner

Für Schlägertypen

Auf den Schnee ist kein Verlass mehr. Besonders an der Alpensüdseite entwickelt sich der Winter immer mehr zur idealen Wandersaison. Verlass ist allerdings darauf, dass der Wolfsgrubner See in Südtirol im Winter zufriert - sagen wir in neun von zehn Wintern. Dann kann man hier, auf 1200 Meter Höhe und mit Blick auf den Schlern, hervorragend eislaufen. Noch besser: sich einer der vielen Freizeitmannschaften anzuschließen und Eishockey zu spielen. Seit man denken kann, spielen hier in den Weihnachts- oder Faschingsferien dieselben Menschen zusammen.

So ergraut und so zigarettengeschädigt können manche Einheimische gar nicht sein, als dass sie es nicht gegen eine Gruppe von 20 Jahre Jüngeren aufnehmen würden - und auch noch gewinnen. Eishockey ist hier am Ritten so etwas wie Nationalsport. Die lokale Vereins-Mannschaft, die "Rittner Buam" spielt in der ersten italienischen Eishockey-Liga und hat diese schon zwei Mal gewonnen. Am See, wo die Tore aus zwei Schuhen bestehen, gelten eigene Regeln: den Puck nicht hoch schießen, keine Bodychecks, es zählt das reine, technische Spiel. Streitigkeiten werden hinterher im Gasthaus am See beim Bier beerdigt.

Hans Gasser

Eis essen

Mit den Eismachern ist es wie mit den Schwalben. Sobald der November kommt, verwandeln sich ihre deutschen Eisdielen in Lebkuchengeschäfte und sie selbst verschwinden bis zum Frühjahr. Aber wohin? Im Wesentlichen sind es zwei Täler in der Provinz Belluno, aus denen die meisten Gelatieri kommen: das Zoldo- und das Cadoretal. Einst bettelarm, wanderten viele Menschen von dort aus und versuchten sich als Eismacher in Deutschland. Die Nachfrage war groß und so blieben sie. Wer im Winter durch die zwei Dolomiten-Täler fährt, kann zum Beispiel auf der Speiseeis-Messe in Longarone die neuesten Sorten testen. Auch die Eisdiele in der Via Roma ist im Winter geöffnet.

Hans Gasser

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