Yad Vashem:Gedenkstätte kritisiert Umbenennung von „Anne Frank“-Kita

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Jerusalem (dpa) - Die geplante Namensänderung einer „Anne Frank“-Kita in Tangerhütte in Sachsen-Anhalt hat auch in Israel für Kritik gesorgt. „Die Depersonalisierung des Namens dieser Kindertagesstätte sendet ein alarmierendes Signal an die Bürger in Ihrer Region“, schrieb der Vorsitzende der Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem, Dani Dajan, am Mittwoch in einem Brief an den Bürgermeister der Stadt, Andreas Brohm (parteilos). Dajan sei von „dieser Entwicklung“ sehr überrascht gewesen und forderte Brohm auf, die Pläne noch einmal „zu überdenken“.

Weiter schrieb er in dem Brief, der auch an Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) adressiert war: „Was für eine pädagogische Botschaft wollen Sie den Bewohnern der Stadt senden, indem Sie den Namen der Einrichtung ändern? Wollen Sie damit andeuten, dass Anne Franks Vermächtnis nicht mehr relevant ist, insbesondere in einer Zeit, in der der Antisemitismus in Deutschland und in vielen anderen Ländern zunimmt?“

Die geplante Namensänderung hatte zuvor bereits heftige Kritik ausgelöst. Nachdem man ein pädagogisches Konzept für die Kita mit „fundamentalen Änderungen“ erarbeitet habe, habe sich die Frage gestellt, wie man diese Veränderungen auch nach außen sichtbar machen könne, sagte Brohm zur Begründung. „Anne Frank“ könnte nun dem Namen „Weltentdecker“ weichen - sollte es zur Änderung kommen. Brohm sagte jedoch, dass noch nichts entschieden sei.

Anne Frank wurde 1929 als Kind jüdischer Eltern in Frankfurt am Main geboren. Ihre Familie flüchtete 1933 vor den Nationalsozialisten in die Niederlande. Dort versteckte sie sich von 1942 bis 1944 in einem Hinterhaus. In dieser Zeit schrieb Anne Frank ein Tagebuch, das zu den meistgelesenen Werken der Weltliteratur gehört. 1945 starb Anne Frank im Alter von 15 Jahren im Konzentrationslager Bergen-Belsen.

© dpa-infocom, dpa:231108-99-875024/3

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