Wladimir Putin als Leittier:Der mit den Kranichen fliegt

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"Das Adrenalin kochte hoch": Wladimir Putin erfreut seine Fans mit einer neuen Heldentat. Nach Tauchgängen, Tigerjagden und Muskelspielen zeigt Russlands Präsident in großer Höhe, dass ihm auch Federvieh folgt.

Oliver Das Gupta

Ach, Wladimir Putin. Kaum ein Staatenlenker hat sich seinen Landsleuten und dem Rest der Welt in so vielen Facetten gezeigt wie er. Russlands starker Mann legte als Kampfsportler wuchtige Gegner auf die Matte. Er angelte dicke Fische. Betäubte einen Tiger. Tanzte mit Tataren. Flog Löschflugzeuge über Waldbrände. Gab Rehkitzen die Flasche. Tauchte Amphoren aus der Tiefe.

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Er glänzte bereits mit diversen recht seltsamen Aktionen, um seine Popularität ein wenig zu steigern. Nun ist Russland Präsident Putin mit jungen Kranichen geflogen.

Rollte mit russischen Motorradfahrern durch die Tundra. Erforschte mit einem Mini-U-Boot den Boden des Baikalsees. Kletterte auf Bäume, um Schneeleoparden zu beobachten. Lenkte Schnellboote. Ritt mit freigelegter Muskelbrust durch die Wildnis. Harpunierte Wale zu Forschungszwecken. Brillierte am Klavier. Und sang dann "I found my freedom on Blueberry Hill". Die eingekaufte West-Prominenz jubelte.

Kann Barack Obama etwas annähernd Vergleichbares aufweisen? Kann er nicht. Aber so ein Status muss verteidigt werden, zumal die US-Konkurrenz momentan Jubel-Bilder liefert.

Deshalb hat Putin nun mit schönen Bildern nachgelegt. Natürlich spektakulär. Natürlich etwas, was noch nicht da war: seltenes Federvieh! Ja, der Präsident schützt sibirische Weißkraniche, die auf der Roten Liste stehen. Genauer: Er zeigt ihnen, wo es langgeht. Im zentralrussischen Kuschawet.

Also legte Russlands Stolz ein weißes Kostüm an, um einen ausgewachsenen Kranich zu imitieren. Wladimir Putin war von diesem Moment an Leittier. Dann setzte er sich ans Steuer eines motorisierten Drachenfliegers und hob ab. Um Jungtiere zu führen. Und zwar - was für ein Symbolwert! - um ihnen den Weg aus der Gefangenschaft zu Winterquartieren nach Zentralasien zu zeigen.

Allerdings haben die Kraniche anfangs nicht so recht mitgemacht. Die amtliche Nachrichtenagentur RIA-Novosti meldete, dass nur einer der Vögel dem 59-jährigen Staatschef auf seinem ersten Flug nachgefolgt sei. Putin lieferte sofort eine Erklärung. Es lag nicht an ihm. Sondern an Windböen, die sein Luftfahrzeug schneller durch die Lüfte hätten gleiten lassen, als es dem Kranich an sich genehm ist.

Beim zweiten Flug zeigte sich sofort Putins Klasse. Da waren es schon fünf Kraniche. Nach einigen Runden aber dann wieder nur zwei Vögel, die an der 15-minütigen Flugreise teilnehmen wollten. Lag wahrscheinlich wieder am Wind. Der Kreml-Herr war trotzdem zufrieden: "Das war ein sehr interessantes Gefühl", sagte er, "das Adrenalin kochte hoch".

Den Hormonschub hat Putin gleich genutzt und sich in den amerikanischen Präsidentschaftswahlkampf eingemischt. Falls der Republikaner Mitt Romney gewinne, werde er das von Moskau abgelehnte Raketenabwehrsystem in Europa sicher gegen Russland einsetzen, behauptete Putin. Hingegen biete eine Wiederwahl Obamas Chancen für eine Lösung des Problems. "Ich glaube, dass er ein aufrichtiger Mensch ist und wirklich viele Veränderungen zum Besseren will", sprach der Kranichretter.

Wie der Demokrat in Washington auf die unverhoffte Wahlkampfhilfe reagiert hat, wurde zunächst nicht bekannt.

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