Es gibt beim Parteitag in Cleveland durchaus viele Republikaner, die Donald Trump nicht mögen. Einigen ist ihr Präsidentschaftskandidat zu proletig, anderen ist er zu wenig konservativ. Trotzdem sagen die meisten, dass sie Trump im November wählen werden. Denn wenn sich alle über etwas einig sind, dann darüber: Schlimmer als ein Präsident Trump wäre eine Präsidentin Hillary Clinton.
Von der demokratischen Kandidatin wird in Cleveland mit einer Wut und einem Hass gesprochen, der selbst für das vergiftete politische Klima Amerikas außergewöhnlich ist. Als Chris Christie, Gouverneur von New Jersey und ehemaliger Staatsanwalt, am Dienstagabend eine "Anklageschrift" gegen Clinton vortrug, brüllten ihm die Delegierten wieder und wieder das Urteil zu: "Schuldig!" Weißhaarige Damen keiften verzückt: "Sperrt sie ein, sperrt sie ein!" Ihn habe die Szenerie eher an einen Hexenprozess als an einen Parteitag erinnert, sagte später ein indignierter CNN-Kommentator.
So geht es seit Tagen in Cleveland. Ton und Wortwahl variieren, je nachdem, wie staatsmännisch ein Redner erscheinen möchte. Doch das Ziel der Attacken bleibt stets das gleiche: Hillary Clinton.
Nun gehört das Eindreschen auf den Gegenkandidaten zu den Ritualen eines solchen Parteitags. Die Delegierten wollen rohes Fleisch vorgeworfen bekommen - je derber die Attacken, desto größer der Jubel.
Die Ministerin versuchte, die Hintergründe zu verschleiern
Bemerkenswert - und vielleicht beunruhigend für Clintons Wahlkampfteam - ist allerdings, wie konsequent sich die Republikaner auf zwei Affären einschießen, die der Demokratin erheblich schaden könnten: zum einen der Angriff von islamistischen Terroristen auf das US-Konsulat in der libyschen Stadt Bengasi im September 2012, bei dem vier Amerikaner getötet wurden. Zum anderen Clintons seltsame Praxis, ihren gesamten dienstlichen E-Mail-Verkehr während ihrer Zeit als Außenministerin über einen privaten, ungesicherten Server laufen zu lassen.
Die Fälle sind nicht neu, die Fakten längst bekannt. Clinton war Außenministerin, als das Konsulat in Bengasi angegriffen wurde. Spätere Untersuchungen haben ergeben, dass die Gebäude nicht ausreichend gesichert waren, wofür aber nicht Clinton persönlich verantwortlich war. Nach der Attacke versuchte die Ministerin freilich, die Hintergründe zu verschleiern. Sie stellte den Anschlag als spontane Attacke wegen eines antiislamischen Internetfilms dar, nicht als geplante Terroroperation. "Welchen Unterschied macht das jetzt noch", fragte sie entnervt, als sie später vom Kongress dazu vernommen wurde.
Bei den E-Mails ist Clintons Anteil am Skandal größer. Sie traf die Entscheidung, einen privaten Server einzurichten. Als das aufflog, verteidigte sie sich mit halbgaren Erklärungen. Das FBI kam zu dem Schluss, dass Clinton zwar nichts Strafbares getan habe, das für eine Anklage reiche, sich aber "extrem nachlässig" verhalten habe.