Wahlen in den USA:Clinton: "Ich überlasse seine Vorliebe für Tyrannen den Psychologen"

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  • Die demokratische Kandidatin Hillary Clinton hat in einer außenpolitischen Rede ihren republikanischen Gegner Donald Trump scharf angegriffen.
  • Die neue Schärfe könnte eine taktische Wende im Wahlkampf gegen Trump bedeuten.
  • Trump wehrt sich umgehend über Twitter und fordert, dass Clinton ins Gefängnis kommt.

Von Julia Ley

"Stellen wir uns einmal vor, Trump hätte nicht nur seinen Twitteraccount zur Verfügung, wenn er wütend wird, sondern das gesamte Waffenarsenal der USA." Mit ungewohnt deutlichen Worten hat Hillary Clinton ihren Gegner Donald Trump angegriffen.

Der republikanische Präsidentschaftskandidat sei charakterlich ungeeignet, US-Präsident zu werden, sagte Clinton während einer außenpolitischen Grundsatzrede in San Diego. Niemals dürfe ein so dünnhäutiger, erratischer Mann das US-Militär führen oder gar über den Einsatz von Atomwaffen entscheiden.

Viele Beobachter werten die neue Deutlichkeit der Frau, die Trumps Rivalin im Rennen um das Präsidentenamt werden könnte, als Ansage für den Hauptwahlkampf. Bisher hatte Clinton sich mit direkten Angriffen eher zurückgehalten. Die Rede gibt nun einen Vorgeschmack darauf, wie sie sich in den kommenden Monaten positionieren wird. Sie dürfte aber auch ein Versuch sein, Unentschlossene und moderate Republikaner-Wähler auf ihre Seite zu ziehen.

"Trump ist gefährlich"

Im Verlauf der Rede schoss sich Clinton vor allem auf Trumps fehlendes außenpolitisches Gespür ein: Seine Bemerkungen zur atomaren Bewaffnung anderer Länder oder zum Einsatz von Folter offenbarten einen erheblichen Mangel an Wissen über die USA und die Welt, befand Clinton. "Ich kann Trumps bizarre Faszination für Diktatoren und starke Männer nicht verstehen. Ich überlasse seine Vorliebe für Tyrannen den Psychologen." Sollte er als Präsident über Amerikas Außen- und Sicherheitspolitik bestimmen, würde dies zu weltweitem Chaos führen. "Wir dürfen niemals die Sicherheit unserer Kinder in seine Hände legen. Trump ist gefährlich."

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Auch Trumps dubiose Geschäfte boten Clinton eine Vorlage zum Angriff. Vor Kurzem sind neue Dokumente aufgetaucht, denen zufolge Mitarbeiter der umstrittenen "Trump University" Studenten unter Druck gesetzt haben sollen, sich für Seminare einzuschreiben. Der Fall liegt dem höchsten Gericht des US-Bundesstaats New York vor. "Trumps Geschäftsgebaren enthüllt seinen Charakter: Es geht ihm nur um seinen eigenen Profit", sagte Clinton.

Der Unternehmer war in insgesamt 3500 Verfahren verstrickt

Erst am Donnerstag berichtete die USA Today über Trump: "Die schiere Menge von Klagen ist beispiellos für einen Präsidentschaftskandidaten." Insgesamt sollen es 3500 gewesen sein. Trump selbst sieht darin offenbar kein Problem für seine Kandidatur: "Wow, die USA Today hat auf dem Titelbild über meinen Rekord an Gerichtsverfahren berichtet", schrieb er bei Twitter. "Urteile: 450 gewonnen, 38 verloren. Ist es nicht das, was Ihr von einem Präsidenten wollt?"

Generell scheint es Trumps Strategie zu sein, auf Kritik mit Gegenwehr zu reagieren, möglichst schnell, möglichst scharf zurückzuschießen. Clintons Rede kommentierte er live über Twitter: "Schlechter Auftritt der betrügerischen Hillary Clinton! Sie liest schlecht von ihrem Teleprompter ab! Sie sieht nicht einmal präsidentiell aus!"

Trump fordert Gefängnis für Clinton

Kurz nach der Rede forderte Trump im kalifornischen San Jose, dass seine Widersacherin weggesperrt wird. "Ich sag Ihnen eins: Hillary Clinton muss in den Knast. Ehrlich, Leute - sie ist so was von schuldig." Mit der Äußerung bezog Trump sich auf Clintons E-Mail-Affäre. Die 68-Jährige hatte während ihrer Zeit als Außenministerin ihre Kommunikation über einen privaten Server laufen lassen. Dafür wurde sie in einem Untersuchungsbericht des Außenministeriums gerügt. In dem Papier heißt es, Clinton habe sich im Ministerium keine Erlaubnis dafür eingeholt, den privaten Server zu nutzen.

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