Finnische Präsidentschaftswahlen:Konservativer Alexander Stubb wird Finnlands neuer Präsident

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Alexander Stubb bei seinem Wahlempfang in Helsinki. (Foto: Emmi Korhonen/dpa)

In der Stichwahl am Sonntag gewann er knapp gegen Pekka Haavisto von den Grünen. Beim wichtigsten Wahlkampfthema - dem Umgang mit Russland - stimmten beide Kandidaten überein.

Von Alex Rühle, Stockholm

Finnland hat einen neuen Präsidenten: Alexander Stubb, der Kandidat der regierenden Sammlungspartei (Kokoomus), setzte sich am Sonntag in der Stichwahl knapp gegen Pekka Haavisto von den Grünen durch. Nach Auszählung von allen rund drei Millionen Stimmen kam Stubb auf 51,6 Prozent und Haavisto auf 48,4 Prozent.

Stubb und Haavisto hatten im ersten Wahlgang Ende Januar unter den neun Kandidaten die meisten Stimmen auf sich vereinen können. Obwohl es zwischen den beiden da schon recht knapp ausging (Stubb: 27,2 Prozent, Haavisto: 25,8), glaubten viele danach bereits zu wissen, dass Stubb das Rennen machen würde: Drittplatzierter wurde mit 19 Prozent Jussi Halla-aho, der ehemalige Vorsitzende der rechtspopulistischen Wahren Finnen und aktuelle Parlamentspräsident, dicht gefolgt vom Zentrums-Kandidaten Olli Rehn. Viele Anhänger von Rehn und Halla-aho sagten, sie würden im zweiten Wahlgang für Stubb stimmen. Insofern ist der überraschend knappe Ausgang nun durchaus ein Achtungserfolg für Pekka Haavisto - der sich freilich nach 2012 und 2018 bereits zum dritten Mal in einem Rennen um die Präsidentschaft geschlagen geben musste.

Im Wahlkampf gab es nur ein Thema: Russland

Der finnische Präsident hat das Land vor allem nach außen zu repräsentieren und ist Oberbefehlshaber der Streitkräfte. Pekka Haavisto war in der Regierung von Sanna Marin Außenminister, der 55-jährige liberal-konservative Alexander Stubb hatte diesen Posten von 2008 bis 2011 inne. Stubb war auch schon Finanzminister und von Juni 2014 bis Mai 2015 Premierminister. Er arbeitete danach als Vizepräsident der Europäischen Investitionsbank und leitet seit 2018 die School of Transnational Governance des Europäischen Hochschulinstituts in Florenz.

Pekka Haavisto (links) und Alexander Stubb lieferten sich vor der Stichwahl einen so höflichen Zweikampf, dass sie zuweilen eher wie Freunde wirkten als wie Gegner. (Foto: Markku Ulander/AP)

Der Wahlkampf kannte im Grunde nur ein Thema: die Spannungen mit und die Angst vor dem östlichen Nachbarn Russland. Seit Finnland im vergangenen Frühjahr Mitglied der Nato wurde, haben russische Hackergruppen finnische Behörden und Firmennetzwerke angegriffen. Im Juni wies Finnland neun Diplomaten wegen Spionage aus. Im Herbst waren von russischer Seite aus so viele Migranten an den finnischen Grenzübergängen aufgetaucht, dass mittlerweile die gesamte 1344 Kilometer lange Grenze geschlossen ist.

Stubbs Vorgänger Sauli Niinistö, der seit 2012 Präsident war, hat sich immer wieder als wichtiger Vermittler zwischen Russland und dem Westen positioniert und pflegte lange eine fast freundschaftliche Beziehung zu Wladimir Putin. Zugleich befürwortete er aber stets eine finnische Nato-Mitgliedschaft und trieb die Beitrittsgespräche seit Russlands Überfall auf die Ukraine entscheidend mit voran.

Stubb und Haavisto stimmten im Wahlkampf darin überein, weiterhin eine harte Linie gegenüber Russland verfolgen zu wollen und die Ukraine-Unterstützung fortzusetzen. Da die beiden Konkurrenten in ihren politischen Aussagen nahezu einig waren, ging es bei der Berichterstattung auch um ihr Privatleben. Haavisto ist mit einem Ecuadorianer verheiratet. Cai-Göran Alexander Stubb hat ein sehr souveränes, zuweilen recht raumgreifendes Auftreten. Er stammt aus einer schwedisch-finnischen Familie, ist mit einer Britin verheiratet und nahm 2016 am Ironman-Triathlon auf Hawaii teil.

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