Wahl in Ecuador:Präsidentenwahl in Ecuador wird zur Hängepartie

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Lenín Moreno zeigt sich nach Bekanntwerden der Hochrechnungen zufrieden - auch wenn noch nicht klar ist, ob er Anfang April in die Stichwahl muss. (Foto: REUTERS)
  • Der Kandidat des linken Regierungslagers, Lenín Moreno, siegt bei der ersten Runde der Präsidentschaftswahl in dem Andenstaat.
  • Mit 39 Prozent verfehlt er aktuellen Hochrechnungen zufolge allerdings sein Ziel, eine Stichwahl gegen die konservative Opposition zu verhindern.
  • Die Bekanntgabe des amtlichen Endergebnisses verzögert sich, sie soll erst in drei Tagen stattfinden.
  • Bleibt es bei dem bisherigen Ergebnis, so wird am 2. April eine Stichwahl zwischen Moreno und seinem konservativen Herausforderer Guillermo Lasso stattfinden. Sie wird auch darüber entscheiden, ob Julian Assange weiterhin in der Londoner Botschaft des Landes Asyl bekommt.

Von Benedikt Peters

Die Präsidentenwahl in Ecuador wird zur Hängepartie. Am Sonntag haben die Ecuadorianer ihre Stimmen abgegeben, am gestrigen Montag wurde das Ergebnis erwartet. Nun aber teilte der Präsident des Nationalen Wahlrats mit, die Bekanntgabe verzögere sich um bis zu drei Tage. Ursache seien Unklarheiten bei einigen Wahlzetteln.

Bisherige Hochrechnungen deuten darauf hin, dass jeder Wahlzettel wichtig sein könnte. Nachdem knapp 90 Prozent der Stimmen ausgezählt sind, kommt der Kandidat des linken Regierungslagers, Lenín Moreno, auf etwas mehr als 39 Prozent der Stimmen. Erreicht er im Endergebnis 40 Prozent, bedeutet das den direkten Sieg für ihn. Wenn nicht, findet am 2. April eine Stichwahl gegen den Zweitplatzierten statt, den Konservativen Guillermo Lasso. Er kommt bisherigen Hochrechnungen zufolge auf gut 28 Prozent der Stimmen.

Wegen der unerwarteten Verzögerung kommt es nun zu Protesten. Anhänger des Herausforderers Lasso befürchten Wahlmanipulationen, sie demonstrierten zu Hunderten vor dem Nationalen Wahlrat in Quito und in der Hafenstadt Guayaquil.

Moreno hingegen rief zur Gelassenheit auf. Man werde friedlich das Endergebnis abwarten, teilte er auf Twitter mit. Wenn es zur Stichwahl käme, dann solle das ecuadorianische Volk eben in dieser die endgültige Entscheidung treffen.

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Ecuadors scheidender Präsident Correa gibt sich zufrieden

Bei dieser Entscheidung ginge es um viel - nicht nur für die Ecuadorianer, sondern auch für Julian Assange. Der konservative Lasso hatte in der vergangenen Woche angekündigt, im Falle seiner Wahl das umstrittene Asyl des Whistleblowers Julian Assange beenden zu wollen. Der Gründer der Enthüllungsplattform Wikileaks lebt seit viereinhalb Jahren in der Londoner Botschaft des Landes. Er hatte sich angesichts eines drohenden Strafverfahrens in Schweden dorthin geflüchtet. Die dortige Justiz ermittelt gegen Assange unter anderem wegen versuchter Vergewaltigung. Assange fürchtet jedoch, das Verfahren sei ein Vorwand, um ihn wegen der Enthüllung sensibler Dokumente in die USA auszuliefern.

Cynthia Viteri, einer weiteren oppositionellen Herausforderin, waren ebenfalls Chancen eingeräumt worden, in die Stichwahl gegen Moreno einzuziehen. Die Kandidatin der Christsozialen Partei (PSC) verfehlte dieses Ziel mit etwa 16 Prozent aber deutlich.

Der scheidende Präsident Ecuadors, Rafael Correa, zeigte sich zufrieden über das Wahlergebnis. Er sei zuversichtlich, dass sein Kandidat am Ende siegen werde, erklärte er.

Correa gehört der gleichen Partei an wie Lenín Moreno. Dieser hatte im Wahlkampf die Ecuadorianer aufgefordert, der "Bürgerrevolution" treu zu bleiben. Unter dem linksgerichteten Präsidenten Correa hat sich die soziale Ungerechtigkeit in dem Andenstaat verringert, die Wirtschaft ist gewachsen. Allerdings hat sich die wirtschaftliche Situation zuletzt wieder verschlechtert, was unter anderem dem Verfall des Ölpreises geschuldet ist.

Lasso hingegen versprach im Wahlkampf, Steuern senken zu wollen und gegen Korruption in dem Land zu kämpfen. Schmiergeld-Vorwürfe gibt es unter anderem gegen Morenos Kandidaten für die Vizepräsidentschaft, Jorge Glas. Er wird im Zuge des Skandals um den brasilianischen Baukonzern Odebrecht verdächtigt. Die Korruptionsaffäre gigantischen Ausmaßes erschüttert derzeit zahlreiche Länder in Lateinamerika.

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