Wahl in Alabama:Trump hat auf den falschen Mann gesetzt

Moores Niederlage ist vor allem auch ein großer Rückschlag für US-Präsident Donald Trump. Sogar seine zweite Niederlage in Alabama. Auf Druck führender Republikaner hatte er in den Vorwahlen im September deren Kandidaten und Interims-Senator Luther Strange unterstützt. Gewonnen aber hatte Roy Moore, der sich der Unterstützung von Trumps früherem Chefstrategen Steve Bannon und dessen Geldgebern sicher sein konnte. Und jetzt verliert sein Kandidat Moore, der Mann, den er gerne von Beginn an unterstützt hätte.

Wer weiß, was für ein schlechter Verlierer Trump ist, wird ahnen können, was an diesem Abend im Weißen Haus los war, von wo aus Trump die Wahl verfolgt hat. Trumps erste Reaktion auf den Rückschlag fiel allerdings vergleichsweise moderat aus. Er gratulierte Jones auf Twitter zu dem "hart erkämpften" Senats-Sitz: "Ein Sieg ist ein Sieg."

Ein knappes Rennen

Im Senat wird es für die Republikaner jetzt noch schwerer, strittige Projekte durchzusetzen. Aus der schon eh knappen Mehrheit von 52 zu 48 Stimmen wird eine noch knapperre 51-zu-49-Stimmen-Mehrheit. Die Senatoren sind traditionell deutlich unabhängiger als etwa Bundestagsabgeordnete. Trumps Versuch, die Gesundheitsreform seines Vorgängers Barack Obama rückgängig zu machen, ist letztlich daran gescheitert, dass drei republikanische Senatoren dem Vorhaben nicht zustimmen wollten.

Am Nachmittag war in Alabama noch alles Ordnung. Da sitzt Moore noch auf seinem braun-weiß gescheckten Westernpferd, Cowboy-Hut auf dem Kopf. Er trabt zum Wahllokal in Gallant, eine Siedlung irgendwo mitten im Nirgendwo von Alabama. Zu dem Zeitpunkt war nur klar, dass es ein knappes Rennen werden würde. Wirklich beliebt war Moore in Alabama noch nie. In der Regel aber reicht es in Alabama seit mehr als 20 Jahren, auf dem Ticket der Republikaner anzutreten. Das war bisher so etwas wie eine Sieg-Garantie.

Steve Bannon unterstützte Moore

Dieser Abend muss wie ein Schlag für Moore sein. Verlieren passt nicht zu seinem Image als harter Hund. Hart gegen Immigranten, hart gegen Abtreibung, hart gegen Homosexuelle und verweichlichte Liberale und überhaupt alles, was ihm als ultrarechten Evangelikalen gegen den Strich gehen könnte. Er wedelt auch schon mal mit einem Colt auf einer Bühne herum, um seinen Standpunkt klarzumachen. Wohl auch deshalb will er seine Niederlage noch nicht wahrhaben.

Aber Moore hat sich überraschend rar gemacht in der Woche vor dieser denkwürdigen Wahl. Zwei Auftritte nur. Einen vor einer Woche in einer Kirche. Und am vergangenen Montag, flankiert von prominenten Unterstützern wie dem hartrechten Publizisten Steve Bannon, dem früheren Chefstrategen von US-Präsident Donald Trump. Als wenn Moore einen Schutzschild gebraucht hat. Einen, der all die Anschuldigungen des sexuellen Missbrauchs gegen ihn abwehrt und am besten vergessen macht. Geholfen hat es nicht.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema