"Task Force 47":"An 21 Operationen beteiligt"

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Viel ist nicht bekannt über die "Task Force 47", die in Afghanistan nach Anführern der Taliban fahndet. Grünen-Politiker Hans-Christian Ströbele wollte mehr über die Bundeswehr-Spezialeinheit wissen - und erhielt nun Antwort aus Berlin.

Peter Blechschmidt

Die Bundeswehr-Spezialeinheit Task Force 47 im nordafghanischen Kundus war bislang an 21 "offensiven Operationen" gegen Aufständische beteiligt. Dabei wurde durch afghanische Sicherheitskräfte ein Mensch getötet. Durch Angehörige der Task Force sei niemand ums Leben gekommen, teilte das Verteidigungsministerium in Berlin jetzt dem Bundestagsabgeordneten der Grünen, Hans-Christian Ströbele, auf dessen parlamentarische Anfrage mit.

Das Archivbild zeigt einen Soldaten der Bundeswehr bei Masar-i-Scharif im Norden von Afghanistan: Nach dem Luftschlag gegen die beiden von Taliban entführten Tanklaster im vergangenen Jahr wurde bekannt, dass die Spezialeinheit "Task Force 47" in Kundus im Einsatz ist. Ihr gehören 120 Soldaten an.  (Foto: dpa)

Die Einsätze von Spezialkräften der alliierten Truppen in Afghanistan waren vor knapp drei Wochen durch die Veröffentlichung von Tausenden Geheimdokumenten in dem Internetdienst Wikileaks ins Blickfeld der Öffentlichkeit gerückt. Diese Operationen richten sich gegen Personen, die als Anführer der Taliban oder anderer aufständischer Gruppen identifiziert wurden. Ziel der Einsätze ist es in der Regel, diese Personen festzunehmen und vor Gericht zu bringen. US-Truppen setzen aber auch auf gezielte Tötungen, meist durch unbemannte Flugkörper, sogenannte Drohnen, wenn eine Festnahme nicht möglich erscheint.

Die Beteiligung der Bundeswehr an gezielten Tötungen wird offiziell ausgeschlossen. Möglich ist allerdings, dass Personen getötet werden, wenn es bei den Festnahmeversuchen zu Gefechten kommt.

Die Existenz der Task Force 47 in Kundus wurde nach dem Luftschlag gegen die beiden von Taliban entführten Tanklaster am 4. September vorigen Jahres bekannt. Der damalige Bundeswehr-Kommandeur in Kundus hatte die Bombardierung aus dem Gefechtsstand der Task Force heraus geleitet. Damals war spekuliert worden, die Task Force habe den Luftschlag veranlasst, weil unter den Anwesenden auch Personen waren, die auf der Fahndungsliste der Task Force standen. Dieser Verdacht hat sich jedoch als unbegründet erwiesen.

Die 120 Soldaten starke Task Force ist seit Oktober 2007 in Kundus im Einsatz. Sie soll Informationen über die Aktivitäten der Aufständischen sammeln und für Anschläge verantwortliche Anführer identifizieren. Nach der jüngsten Mitteilung des Ministeriums hat die Task Force mehr als 50 Aufklärungsoperationen unternommen. Gemeinsam mit den afghanischen Sicherheitskräften wurden 21 "offensive Operationen", das heißt Versuche zur Festnahme von Gesuchten, durchgeführt. Dabei wurden insgesamt 59 Personen zumindest vorübergehend in Gewahrsam genommen. Eine Person sei während einer Hausdurchsuchung "im Rahmen der Nothilfe" getötet worden, jedoch nicht durch einen Angehörigen der Task Force, heißt es.

Bei diesen Einsätzen kommt es auch immer wieder zu Gefechten mit Aufständischen. Ob es dabei auf Seiten des Gegners Tote oder Verwundete gegeben hat, darüber "liegen keine belastbaren Informationen vor".

In einem Bericht an den Verteidigungsausschuss hat der Parlamentarische Staatssekretär Thomas Kossendey im Februar versichert, Verdächtige würden nur nach sorgfältiger Prüfung der Beweislage auf die Isaf-Liste vorrangiger Ziele gesetzt. Diese sogenannte Joint Priority Effects List (JPEL) umfasst derzeit mehr als 23.000 Einzelpositionen und etwa 550 Personen.

© SZ vom 13.08.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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