Dass Sean Spicer einen der schwersten Jobs in Washington hat, wird niemand bestreiten. Sein Chef Donald Trump hat sich zu fast jedem Thema auf vielfältige Art geäußert, weshalb ihm oft gegensätzliche Zitate vorgehalten werden. Der neue US-Präsident ist nicht nur bei Twitter sehr aktiv, sondern auch impulsiv. David Fahrentholdt, preisgekrönter Reporter der Washington Post, formulierte es im SZ-Gespräch Anfang Januar so:
"Früher konnte man davon ausgehen, dass der US-Präsident sich bemüht, alle Fakten zu prüfen, bevor er sich öffentlich äußert. Trump macht das nicht. Bisher gab es stets ein Team an Pressesprechern, die uns Journalisten etwas erklären und Details liefern konnten. Trumps Leute wissen oft nicht mehr als das, was ihr Boss gesagt hat. Es gibt kein Positionspapier, das seine Berater verfasst haben: Trump sagt, was ihm gerade durch den Kopf geht."
Nun ist Trump nicht mehr Kandidat, sondern Präsident und erhält womöglich bald exakte Zahlen oder nutzt öfter den Teleprompter. Für Spicer ist es schwer, Trump-Skeptiker mit seiner Medienkritik zu überzeugen, wenn sein Chef die Argumente kaputt macht. Spicer hat recht: Die Behauptung, Trump habe die Büste des Bürgerrechtlers Martin Luther King entfernt, sorgte gerade unter Afroamerikanern für Entsetzen und daher hätte der Reporter sich dies bestätigen lassen müssen.
Kritik des Trump-Teams ist mitunter fragwürdig
Doch der Vorwurf, so etwas sei "unsensibel" und verschlechtere das Verhältnis zwischen Weißen und Schwarzen, klingt unglaubwürdig, wenn man sich an Trumps Karriere als Ober-Birther erinnert. Seine Polit-Karriere begann damit, die Rechtmäßigkeit der Präsidentschaft von Barack Obama zu untergraben.
Dass Spicer Dutzende Fragen geduldig beantwortet hat, ist auf alle Fälle ein gutes Zeichen. Der Präsidentensprecher machte auch klar, dass die US-Botschaft in Israel nicht so schnell von Tel Aviv nach Jerusalem verlegt werden wird und dass es keine Priorität für Trump sei, die jungen Dreamer schnell abzuschieben. So werden jene jungen Menschen genannt, die als Kinder mit ihren Eltern illegal eingereist sind und denen Obama ein Aufenthaltsrecht gewährte.
In die laufenden Ermittlungen der US-Geheimdienste gegen Trumps Sicherheitsberater Michael Flynn werde sich das Weiße Haus nicht einmischen, so Spicer. Der umstrittene Ex-General Flynn hatte Kontakte nach Russland, was die Aufmerksamkeit der Spionageabwehr auf sich zog.
Bald soll es "Skype-Sitze" geben - für mehr Vielfalt
Und weil Trump und sein Team genau wissen, wie sie ihr Außenseiter-Image pflegen, wird eine Neuerung für das Pressebriefing verkündet: Künftig soll es vier "Skype-Sitze" für Journalisten geben, die weiter als 50 Meilen entfernt wohnen und sich kein Büro in Washington leisten können. So soll die Gruppe der Journalisten, die Fragen stellen, vielfältiger werden.
Dass die Pressekonferenzen während der Amtszeit von Donald Trump interessanter sein werden als unter Barack Obama, scheint klar. Eine andere, ziemlich umstrittene Entscheidung der neuen Pressestelle dürfte dazu beitragen: Der Gründer von Gateway Pundit freut sich, dass seine Website Zugang zum Weißen Haus erhält. Dies ist bedenklich, denn auf dieser Seite wurden vor der Wahl Dutzende erfundene Artikel veröffentlicht und die Autoren sind stolz, keine Journalisten zu sein. Die Wahrheit könnte es mitunter schwer haben im Presseraum des Weißen Hauses.