Trump hätte Amerikas Frauen durchaus von sich überzeugen können, er ist in vielerlei Hinsicht, etwa bei Abtreibung, kompromissbereiter als seine Partei. Und Hillary Clinton ist bei Wählerinnen keineswegs nur deshalb gesetzt, weil sie eine Frau ist.
Gerade jüngeren Frauen ist soziale Gerechtigkeit wichtiger als nur der Umstand, eine Frau zu wählen. Erstwählerinnen sind überzeugt, dass sie die erste Präsidentin der USA erleben werden, es muss aber nicht Hillary sein. Deswegen führt der "Sozialist" Bernie Sanders besonders unten jüngeren Demokraten deutlich.
Aber Trump hat viele gemäßigte Frauen so abgeschreckt, dass sie in einer Hauptwahl (trotz aller Vorbehalte) für Clinton stimmen dürften. Umfragen zufolge würde Clinton die Hauptwahl gegen Trump deutlich gewinnen, unter anderem weil sie bei Wählerinnen 20 bis 30 Prozentpunkte vor Trump liegt. Und wenn die Jüngeren noch Sanders bevorzugen, würden in einer Hauptwahl Trump-Clinton 61 Prozent für Clinton stimmen, und nur 25 für Trump.
Bei dieser Ausgangslage hat ein Kandidat zwei Möglichkeiten: Entweder geht er auf die Frauen zu und spielt den großen Versöhner, der alle frauenfeindlichen Tiraden gar nicht so gemeint hat. Oder aber er gibt die weibliche Wählerschaft auf der Linken und in der Mitte verloren und mobilisiert dafür maximal seine Kernwählerschaft: ältere, weniger gebildete, weiße Männer.
Frauen-Karte - kein Vorteil
Diese fühlen sich bedroht, durch eine sich ändernde Wirtschaft, durch Ausländer, aber auch durch das Ende traditioneller Geschlechterrollen. Besonders dann, wenn sie selbst weniger Geld verdienen als ihre Ehefrau oder Lebenspartnerin. Dies legt eine neue Studie des Politikwissenschaftlers Dan Cassino in New Jersey nahe.
Wenn Trump mit den Ressentiments älterer, konservativer Männer spielt - so diese Theorie - kann er womöglich einen Teil jener Verluste wettmachen, die er unter linken bis gemäßigten Frauen ohnehin wird hinnehmen müssen.
Sollte der politisch unerfahrene Trump aber gegen die hoch qualifizierte Clinton die Hauptwahl gewinnen, so wäre es der bisher eindrucksvollste Beleg einer in zahllosen Studien längst bewiesenen Theorie: Über Frauen wird in aller Regel viel härter geurteilt als über Männer. Die Frauen-Karte ist, wenn es sie denn überhaupt gibt, noch immer mehr Nachteil als Vorteil.