Rassismus:Afroamerikaner stirbt bei brutalem Polizeieinsatz

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Nach dem Tod von Patrick Lyoya demonstrieren Menschen in Grand Rapids, Michigan, gegen rassistische Polizeigewalt. (Foto: Joel Bissell/AP)

In den USA ist es erneut zu einem Fall mutmaßlich rassistischer Polizeigewalt gekommen. Die Polizei von Michigan hat nun Aufnahmen veröffentlicht, die zeigen, wie Patrick Lyoya von einem Polizisten erschossen wird.

Einmal mehr sorgt ein tödlicher Polizeieinsatz in den USA, bei dem ein schwarzer Mann ums Leben gekommen ist, für Aufregung. Die Polizei in Grand Rapids im Bundesstaat Michigan veröffentlichte am Mittwoch mehrere Videos von dem Einsatz, der sich am 4. April ereignet hatte. Ein weißer Polizist hielt an jenem Tag den 26 Jahre alten Patrick Lyoya wegen einer Unregelmäßigkeit beim Nummernschild seines Autos an. Die beiden gerieten in eine körperliche Auseinandersetzung, an dessen Ende der Polizist dem Mann von hinten in den Kopf schoss, während dieser am Boden lag.

Die Polizei machte nun mehrere Videos von dem Vorfall öffentlich: von der Körperkamera des Polizisten und der Kamera in dessen Wagen sowie von der Überwachungskamera eines angrenzenden Hauses und der Handy-Kamera des Beifahrers. Darauf ist der Ablauf der Szene zu sehen: Der Polizist fragt Lyoya demnach zunächst nach seinem Führerschein. Nach einer kurzen Unterredung versucht der 26-Jährige, sich zu entfernen. Der Beamte verfolgt ihn und wirft ihn in einem angrenzenden Vorgarten zu Boden. Es kommt zu einem längeren Gerangel, bei dem der Beamte zunächst seinen Taser einzusetzen versucht, was Lyoya jedoch abwehrt. Am Ende zieht der Polizist seine Waffe, während Lyoya unter ihm auf dem Boden liegt, und schießt diesem von hinten in den Kopf.

Die Untersuchungen zu dem Fall laufen, wie der Polizeichef von Grand Rapids, Eric Winstrom, erklärt. Bis zu deren Abschluss sei der Beamte beurlaubt. Nach bisherigen Erkenntnissen sei bei Lyoya keine Waffe gefunden worden. Vertreter der Stadt sprachen von einem "sehr bedauerlichen Ereignis", das verständlicherweise Wut und Schmerz auslöse.

In den USA kommt es in trauriger Regelmäßigkeit zu tödlichen Polizeieinsätzen ähnlicher Art. Stellvertretend steht dafür der Fall von George Floyd: Im Mai 2020 war der Afroamerikaner bei einem brutalen Polizeieinsatz in Minneapolis ums Leben gekommen. Videos dokumentierten, wie Polizisten den unbewaffneten Mann zu Boden drückten. Der weiße Beamte Derek Chauvin presste dabei sein Knie gut neun Minuten lang auf Floyds Hals, während dieser flehte, ihn atmen zu lassen. Der Fall führte damals zu internationalen Protesten gegen Polizeigewalt und Rassismus.

Auf die Frage eines Reporters, ob der Fall Lyoya nun Michigans Version des Falles Floyd sei, verwies Winstrom auf die laufenden Ermittlungen und sagte lediglich: "Ich sehe es als eine Tragödie."

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