Konflikt im Roten Meer:USA greifen erneut Huthi-Miliz in Jemen an

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Der Angriff mit Marschflugkörpern ist vom US-Zerstörer "USS Carney" aus gestartet worden. (Foto: Petty Officer 3rd Class Bill Dod/dpa)

Ziel des Angriffs in der Nacht zum Samstag sei eine Radaranlage der Huthi gewesen, teilt das US-Militär mit. Die USA und Verbündete wollen die Miliz an weiteren Angriffen auf den internationalen Schiffsverkehr im Roten Meer hindern.

Die USA haben in der Nacht zum Samstag erneut eine Stellung der von Iran unterstützten Huthi-Miliz in Jemen angegriffen. Ziel sei eine Radaranlage der Huthi gewesen, teilte das US-Militär mit. Der Angriff mit Marschflugkörpern vom Typ Tomahawk sei vom Zerstörer "USS Carney" aus gestartet worden. Er erfolgte nach dem Militärschlag vom Vortag, wie es weiter hieß. Ein Vertreter der Huthi-Gruppe Ansarulla sagte dem Sender Al Jazeera, es habe keine Verletzten und keine materiellen Verluste bei den Angriffen auf Sanaa gegeben.

In der Nacht zum Freitag hatten die USA und Großbritannien mit der Unterstützung Verbündeter bereits einen umfassenden Militärschlag gegen die Huthi in Jemen ausgeführt - als Reaktion auf die wiederholten Angriffe der islamistischen Gruppierung auf die internationale Schifffahrt im Roten Meer. Dabei waren nach Pentagon-Angaben knapp 30 Stellungen der Huthi attackiert worden. Generalleutnant Douglas Sims, der im Pentagon militärische Operationen verantwortet, sagte am Freitag, die Auswertung des Einsatzes sei noch nicht abgeschlossen. Er wisse aber, dass die Fähigkeiten der Rebellen geschwächt worden seien.

Die Huthi sehen ihre Schlagkraft durch die jüngsten Angriffe nicht beeinträchtigt. Die Islamisten erklären, sie könnten weiter Schiffe mit Verbindungen zu Israel an der Passage durch das Rote und Arabische Meer hindern. Es gebe in dieser Hinsicht keine signifikanten Beeinträchtigungen, sagte Huthi-Sprecher Mohammed Abdulsalam der Nachrichtenagentur Reuters. Noch am Freitag hatten sie Vergeltung angekündigt und erklärten, ihre Angriffe auf angeblich mit Israel in Verbindung stehende Handelsschiffe im Roten Meer fortzusetzen.

Aus dem Pentagon hieß es, die Huthi hätten am Freitag mindestens eine ballistische Antischiffsrakete auf ein Handelsschiff abgefeuert. Seit Ausbruch des Gaza-Krieges zwischen Israel und der islamistischen Hamas greifen die Huthi immer wieder Schiffe mit angeblich israelischer Verbindung im Roten Meer an. Große Reedereien meiden die Route zunehmend. Die Huthi greifen das gut 2000 Kilometer entfernte Israel wiederholt auch direkt mit Drohnen und Raketen an.

Der Militärschlag sei eine Reaktion auf die "illegalen, gefährlichen und destabilisierenden" Angriffe der Huthi auf Schiffe im Roten Meer gewesen und beruhe auf dem Recht der Selbstverteidigung, hieß es in einer gemeinsamen Erklärung der Allianz, der neben den USA und Großbritannien die Niederlande, Kanada, Bahrain und Australien angehören. Etwa zehn Prozent des gesamten Welthandels laufen über das Rote Meer. Der Suezkanal verbindet das Mittelmeer mit dem Roten Meer und bietet damit die kürzeste Verbindung auf dem Seeweg zwischen Asien und Europa. Die Alternativstrecke um das südafrikanische Kap der Guten Hoffnung verlängert die Transporte um einige Tage.

Die jüngsten Entwicklungen schüren Befürchtungen, dass sich die zahlreichen Spannungen und gewaltsamen Auseinandersetzungen in der Region zu einem größeren Konflikt im Nahen Osten ausweiten könnten. Moskau verurteilte den Militärschlag der USA und ihrer Verbündeten. Auch aus Iran kamen Kritik an dem Vorgehen und Warnungen vor wachsender Unsicherheit und Instabilität in der Region. Die schiitischen Huthi haben in Jemen in ihrem seit 2014 laufenden Aufstand weite Teile im Norden des Landes eingenommen und kontrollieren auch die Hauptstadt Sanaa. Die islamistische Gruppierung wird vom mehrheitlich schiitischen Iran unterstützt.

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