US-Wahl:Clinton vs. Trump - Dieser Kampf wird brutal

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Nun läuft es endgültig auf das Duell zwischen Hillary Clinton und Donald Trump hinaus. (Foto: REUTERS)

Die Partei von Lincoln und Reagan geht mit Donald Trump in die Präsidentschaftswahl. Warum der Republikaner nicht zu unterschätzen ist.

Kommentar von Nicolas Richter, Washington 

Ja, Amerika ist das Land der unbegrenzten Möglichkeiten: Tellerwäscher werden zu Milliardären, und nun bewirbt sich ein selbstverliebter Milliardär für das Amt des höchsten Staatsdieners. Was vor bald einem Jahr als Witz begonnen hat, ist seit Dienstagabend Wirklichkeit. Donald Trump wird im Namen der Republikanischen Partei, der Partei Lincolns und Reagans, für das Weiße Haus antreten.

Sein letzter Rivale Ted Cruz hat jetzt das Offensichtliche eingesehen: Trump ist nicht mehr zu stoppen, und jeder Versuch, dies beim Parteitag mit Verfahrenstricks zu tun, wäre schlicht undemokratisch.

Der unwahrscheinliche Aufstieg Trumps hat viele Ursachen. Es gibt die sachlichen Gründe: die Zukunftsängste der Mittelschicht, der Unmut über Freihandelsabkommen, der Argwohn vor illegalen Einwanderern oder Terroristen.

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Von Matthias Kolb, Washington, und Johannes Kuhn, New Orleans

Vor allem aber haben die Gründe mit dem politischen System zu tun. Weite Teile der Bevölkerung vertrauen ihren Politikern nicht mehr, und oft verstehen sie ihre Politiker auch nicht mehr. Die Republikanische Partei ist führungsschwach und volksfern, sie hat bei aller Fixierung auf Rüstung und Steuersenkungen zu lange die Sorgen der Menschen aus den Augen verloren. Trump dagegen sagt Dinge, die jeden berühren, und die jeder versteht: Er ist unbestechlich, er ist ein Sieger, und mit ihm wird Amerika wieder gewinnen.

Wahlkampf wird brutal - und eine Schlammschlacht

Den USA steht nun ein heißer Herbst bevor. Trump wird gegen die Demokratin Hillary Clinton antreten, und es dürfte ein brutaler Wettbewerb werden. Trump ist ein unkonventioneller, unberechenbarer Kandidat, der nicht nur Ressentiments schürt und gesellschaftliche Gruppen gegeneinander aufbringt, sondern der seine Gegner auch ständig persönlich attackiert.

Trump hat schon begonnen: Clinton, behauptet er, sei nur erfolgreich, weil sie eine Frau ist. Er wird an die alten Affären ihres Ehemannes Bill erinnern. Es ist unklar, wie die sehr konventionelle Clinton dies parieren will.

Muss sich Amerika davor fürchten, dass Donald Trump Präsident wird? Es spricht jedenfalls viel dafür, ihn nicht zu unterschätzen. Er hat sich gegen starke republikanische Wettbewerber beinahe spielend durchgesetzt. Er mobilisiert, motiviert und begeistert die Massen, wie es in diesem Jahr mit Ausnahme von Bernie Sanders kein Politiker vermocht hat. Trump spricht die Sprache der kleinen Leute, die sich von Washington verraten und betrogen fühlen. Besonders im industriellen Nordosten könnte er in der Hauptwahl Staaten erobern, die bislang fest in der Hand der Demokraten waren.

Aber Hillary Clinton hat selbst die besten Voraussetzungen für einen Sieg. Wenn sie die Staaten verteidigt, die seit Jahren ohnehin demokratisch wählen und dazu noch Florida erobert, ist sie die erste weibliche Präsidentin der USA. Sie dürfte besonders unter Latinos und Frauen erheblich besser abschneiden als ihr Rivale, unter all jenen also, die sich von Trump verhöhnt fühlen. Und sie wird die Stimmen erhalten von all jenen, die sein Temperament und seinen Mangel an Ernsthaftigkeit fürchten.

Was Trumps Kandidatur für Hillary Clinton bedeutet

Vor allem hat Clintons Kandidatur fortan einen tieferen Sinn, jenseits dessen, dass Clinton gerne Präsidentin wäre: Die Hauptwahl am 8. November ist nun die letzte Chance, einen Mann im Weißen Haus zu verhindern, der das Land schon jetzt auf beispiellose Weise gespalten hat. Trump ist ein Mann, der mit Kritik und Niederlagen nicht umgehen kann, der zu Gefühlsausbrüchen und autoritärem Gehabe neigt und dazu, selbst die Schwächsten zu verhöhnen, wenn er sich damit profilieren kann.

Der Narziss Donald Trump sollte nicht in das Weiße Haus gelangen, wo er der mächtigste Mann der Welt wäre. Es gibt Experimente, oder eher Risiken, die sollte sich selbst ein Land unbegrenzter Möglichkeiten nicht antun.

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