Ted Cruz, der ultrakonservative Senator aus Texas, glaubt noch immer daran, dass er Nachfolger von US-Präsident Barack Obama werden kann. Und sollte er als Kandidat der Republikaner nominiert werden, dann wird er Carly Fiorina zur Vizepräsidentin machen. In Indianapolis sagte Cruz, dass die 61-Jährige die nötige Weisheit, Erfahrung und Urteilskraft habe, die das Amt erfordere.
Die Präsentation von Fiorina als running mate kommt nach einer Reihe verheerender Niederlagen für Cruz. Am Dienstag hatte Immobilien-Milliardär Donald Trump nicht nur alle fünf Vorwahlen der Republikaner gewonnen; der Texaner war in vier primaries auf dem letzten Platz gelandet - hinter Ohios Gouverneur John Kasich, mit dem er sich jüngst verbündete. All dies untergräbt Cruz' Argument, noch verhindern zu können, dass Trump die für eine Nominierung beim Parteitag in Cleveland nötige Zahl an Delegierten erhält.
Immerhin: Durch die Ankündigung sorgen Cruz und seine Berater dafür, dass für ein paar Stunden nicht nur über Trumps Erfolge geredet wird, sondern auch wieder über ihn. Üblicherweise werden die Personalien des Vizepräsidenten erst kurz vor den Parteitagen bekannt gegeben - es zeigt also eine gewisse Verzweiflung, dass Ted Cruz nun seinen wohl letzten Trumpf so früh spielen muss.
Das ist Carly Fiorina
Die 61-Jährige hatte sich 2015 als einzige Republikanerin für das Präsidentenamt beworben. Die ehemalige Chefin des IT-Konzerns Hewlett Packard wollte sich als erfolgreiche Geschäftsfrau und Außenseiterin inszenieren, die in Washington aufräumen werde. Zudem warb sie damit, als Frau am besten geeignet zu sein, Hillary Clinton hart anzugehen.
Fiorina lieferte zwar gute Leistungen in diversen TV-Debatten ab und positionierte sich früh gegen den Skandal-Kandidaten Trump. Nachdem dieser sie beleidigt hatte ( "Schau dir das Gesicht an! Kannst du dir das vorstellen, als Gesicht des nächsten Präsidenten?"), entgegnete sie nur kühl: "Ich glaube, dass alle Frauen in diesem Land sehr genau gehört haben, was Mister Trump gesagt hat." Bekanntlich verhinderten seine sexistischen Sprüche nicht den Erfolg des Immobilien-Milliardärs - und Fiorina zog sich im Februar nach zwei siebten Plätzen in Iowa und New Hampshire aus dem Rennen zurück.
Wie Carly Fiorina Ted Cruz helfen soll
Nachdem sie im März ihre Anhänger aufgefordert hatte, künftig Ted Cruz zu unterstützen, ging Fiorina mit dem Texaner in Wisconsin auf Wahlkampftour. Hier siegte der republikanische Hardliner Anfang April und lernte Fiorinas Qualitäten als Wahlkämpferin schätzen. Dass sie in Texas geboren wurde, hat Fiorina sicher nicht geschadet. Bei ihrem Auftritt in Indiana sagte sie, dass weder Trump noch Clinton wirklich etwas verändern würden: "Beide verkörpern dieses System."
Da Fiorina nur eine einzige Delegiertenstimme gewann, kann sie Cruz nicht direkt helfen, den Rückstand auf Trump zu verkürzen. Neben der Medienaufmerksamkeit, die ihr die Kür zur Vizepräsidenten-Kandidatin garantierte, soll Fiorina Cruz helfen, die Vorwahl in Indiana am kommenden Dienstag zu gewinnen. Wenn Donald Trump dort am 3. Mai gewinnt, ist nach Prognose vieler Statistiker alles gelaufen.
So reagiert Donald Trump
Donald Trump, der nach seinen jüngsten Siegen das Rennen um die Republikaner-Kandidatur bereits für beendet erklärt hatte, bezeichnet die Ankündigung von Fiorinas Kür als "reine Zeitverschwendung". Auf Twitter postete er ein altes Video, in dem Fiorina Ted Cruz als "typischen Politiker" bezeichnete: "Er wird alles sagen werde, um gewählt zu werden."
Die SZ-Redaktion hat diesen Artikel mit einem Inhalt von X Corp. angereichert
Um Ihre Daten zu schützen, wurde er nicht ohne Ihre Zustimmung geladen.
Ich bin damit einverstanden, dass mir Inhalte von X Corp. angezeigt werden. Damit werden personenbezogene Daten an den Betreiber des Portals zur Nutzungsanalyse übermittelt. Mehr Informationen und eine Widerrufsmöglichkeit finden Sie untersz.de/datenschutz.
Manche Beobachter wie der konservative Stratege Frank Luntz halten es jedoch durchaus für möglich, dass Cruz mit Fiorinas Hilfe in Indiana und Kalifornien jeweils zwei zusätzliche Wahlbezirke gewinnen könne. Ein Sieg würde dem Duo bis zu zwölf Delegierte sichern, die Trump fehlen würden, um beim Republikaner-Parteitag die Hürde von 1237 Delegierten zu erreichen. Völlig unmöglich ist das nicht, aber Ted Cruz' Strategie wirkt doch immer verzweifelter.