Mitten auf dem Weg bleibt sie kurz stehen. "Hier kann man Füchse riechen", ruft sie aufgeregt, "im Unterholz, im Graben bei den Brombeersträuchern, dort wohnen sie. Man spürt es ganz deutlich, oder? Dieses Strenge, Wilde?" Ihre roten Haare leuchten unter der roten Mütze, die Wangen glühen in der Eiseskälte. Am Donauufer hat sie zerbissenes Holz gesammelt, das die Biber hinterlassen. Sie trägt es aus dem Schnee hinein in ihr kleines Haus auf einer Insel nördlich von Budapest, ein Kachelofen bullert, das Wohnzimmer ist voll mit Spielzeug, Zeichnungen und Kleidern ihrer elfjährigen Zwillinge, die in der Hauptstadt in der Schule sind. Noémi Kiss legt sehr sorgsam ein Stückchen Holz in den Hamsterkäfig. Das Tier ist ein weiß-grauer Fellball, es heißt Pudding. "Er mag dieses Holz besonders, Pudding kann den Fluss daran riechen", sagt sie und freut sich. Sie ist Schriftstellerin, sie liebt das Wasser und ihre Familie, beides klingt in ihren Texten immer wieder durch.
Ungarn:Heim und Herd
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Die ungarische Regierung feiert sich als Retterin alter Werte. Propagiert wird ein Mix aus heiliger Nation und heiliger Familie. Die Frau hat eine Aufgabe: möglichst viele Kinder kriegen. Und wehe denen, die aus dem Raster fallen.
Von Cathrin Kahlweit, Wien
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