Ukraine-Krise in russischen Medien:Chaos in Endlosschleife

Lesezeit: 4 min

Members of a Maidan self-defence unit walk past a burnt building on Independence Square in Kiev

Schuld seien die auf dem Maidan, sagt ein Rentner im russischen Fernsehen. Dort marschieren Mitglieder der so genannten Selbstverteidigungsgruppe".

(Foto: REUTERS)

In der Ukraine tobt ein Bürgerkrieg - diesen Eindruck beschwören russische Staatsmedien, wenn sie Panzer und Soldaten immer und immer wieder zeigen. Es sind Bilder, die die Menschen im Osten der Ukraine verunsichern und in Russland einen neuen Patriotismus beschwören.

Von Antonie Rietzschel

Panzer, Soldaten, Maschinengewehre, Hubschrauber - und wieder Panzer. Solche Bilder zeigen russische Medien derzeit in Endlosschleife. Der TV-Sender Rossija24 blendet dazu links unten ein kleines Symbol ein: den Kopf eines Mannes mit schwarzer Strumpfmaske, dahinter die schwarz-rote Flagge der ukrainischen Nationalisten aus dem Zweiten Weltkrieg.

Russlands Präsident Wladimir Putin sieht die Ukraine vor einem Bürgerkrieg - doch wer die Bilder russischer Medien sieht, glaubt, das Land stecke schon mittendrin: die Ost-Ukraine, besetzt von schießwütigen Soldaten, die wiederum von einer faschistischen Regierung geschickt wurden. Eine Wirtschaftsnachrichtenseite stellt die Ukraine in eine Reihe mit Syrien und Ägypten.

Die Faktenlage ist alles andere als übersichtlich - auch, weil oft Aussage gegen Aussage steht, die russische gegen die ukrainische. Bei zahllosen Gerüchten ist am Mittwoch nur klar: Kiew hat das ukrainische Militär in den Osten geschickt, nachdem prorussische Separatisten Gebäude unter anderem in Donezk und Slawjansk weiter besetzt hielten.

Die Botschaft ist eindeutig

Als erstes eroberte das ukrainische Militär am Dienstag den Militärflughafen Kramatorsk zurück. Die TV-Sender Rossija24, Russia Today sowie die russische Nachrichtenagentur Ria Nowosti berichteten, dass Demonstranten versucht hätten den Weg zum Flughafen zu blockieren. Die Soldaten hätten Schüsse abgegeben, vier Demonstranten seien getötet worden. Dafür gibt es bis jetzt keine Bestätigung. Die britische Tageszeitung Guardian hatte einen Reporter vor Ort, der berichtete, dass sich die Soldaten ein kurzes Gefecht mit 30 Bewaffneten geliefert hätten.

Ihnen, der Bevölkerung widmen die russischen Staatsmedien vor allem ihre Aufmerksamkeit. Rossija24 zeigt besorgte Menschen, die ihrer Angst vor einem Krieg Ausdruck verleiehen. Der Fernsehsender hat einen Reporter nach Stachanow geschickt, einer Stadt in der Region Lugansk. Dort hat er diese Szene festgehalten: Eine aufgeregte Frau an einer Supermarktkasse zeigt auf die Auslage. Tee, beispielweise. Der habe früher viel weniger gekostet als jetzt, sagt sie in die Fernsehkamera. "Die Bevölkerung bei uns ist arm." Die Preise für Lebensmittel würden jeden Tag steigen, sagt der Reporter. Die Leute vom Maidan seien für die Situation verantwortlich, sagt ein Rentner. Dazu passend wird das Bild einer bettelnden alten Frau eingeblendet. Der Bevölkerung, so die Botschaft, geht es schlecht und es wird ihr bald noch schlechter gehen.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema