Ukraine:"Viele wollen, so schnell es geht, wieder zurück"

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Bundeskanzler Olaf Scholz (M.) und links neben ihm Integrationsstaatsministerin Reem Alabali-Radovan beim Flüchtlingsgipfel im Kanzleramt. (Foto: Michele Tantussi/DPA)

Beim Flüchtlingsgipfel im Kanzleramt beraten Verbände und Ministerien, wie sie am besten helfen können - und warum es vor allen auf die Kinder ankommt.

Von Nina von Hardenberg, München

Bei der Integration der ukrainischen Flüchtlinge muss ein besonderer Fokus auf den Kindern liegen. Darin waren sich beim Flüchtlingsgipfel im Kanzleramt am Montag alle einig. Das Angebot an Kinderbetreuung und Schulbildung soll verbessert werden, schließlich kommen vor allem Frauen und Kinder.

"Die Städte haben gemeinsam mit den Bundesländern begonnen, Kinderbetreuung und Unterricht für ukrainische Kinder zu organisieren - hier brauchen wir deutlich mehr Kapazitäten", sagte der Präsident des Deutschen Städtetages, Münsters Oberbürgermeister Markus Lewe (CDU), zu Beginn des Treffens, zu dem Kanzler Olaf Scholz und Integrationsstaatsministerin Reem Alabali-Radovan (SPD) geladen hatten. Nötig seien zudem schnelle Anerkennungsverfahren für Lehrkräfte und Erzieherinnen aus der Ukraine.

Mehr als 60 000 geflüchtete ukrainische Kinder und Jugendliche besuchen nach den letzten Zahlen der Kultusministerkonferenz inzwischen deutsche Schulen. Ob es besser ist, möglichst viel ukrainischen Online-Unterricht und damit den Anschluss an die Heimat zu ermöglichen oder auf Deutschkurse und damit eine schnelle Integration zu setzen, ist unklar. Es hängt von einem schwer vorhersehbaren Kriegsverlauf ab.

"Viele wollen, so schnell es geht, wieder zurück. Einige sind es schon. Aber wenn wir nach Mariupol oder in den Donbass schauen, ist eine schnelle Rückkehr nicht für alle möglich", sagte die Integrationsbeauftragte Alabali-Radovan. Darum brauche es für sie nun Perspektiven und Chancen auf Teilhabe in Deutschland.

Auch Kinder aus Waisenhäusern brauchen ein neues Zuhause

Vor allem brauche es deutlich mehr Lehrer, übersetzte Heinz-Peter Meidinger vom Deutschen Lehrerverband: "Wie sollen die Schulen das sonst stemmen?" Für eine langfristige Integration der Schüler seien Willkommensklassen nötig, in denen die Schüler zunächst Deutsch lernen. Einige Bundesländer haben diese auch bereits eingerichtet. Alabali-Radovan sagte, der Bund werde dabei finanziell unterstützen, im Rahmen des Ergänzungshaushalts, den das Kabinett an diesem Mittwoch beschließen will.

An dem Treffen nahmen neben zahlreichen Verbänden auch Vertreter vom Innen- Arbeits-, Bildungs-, Bau- und Familienministerium teil. Das Familienministerium verwies auf seinen besonderen Einsatz für die unbegleitet geflohenen Minderjährigen und solche, die aus ukrainischen Waisenhäusern kommen. Eine vom Ministerium eingerichtete nationale Melde- und Koordinierungsstelle gewährleiste seit Ende März die Verteilung dieser Kinder mit ihren vertrauten Bezugspersonen.

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