Türkei:Erdoğan will Wiedereinführung der Todesstrafe ins Parlament bringen

Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan verspricht seinen Anhängern einen Gesetzesentwurf zur Todesstrafe. (Foto: REUTERS)
  • Der türkische Präsident Erdoğan macht offenbar ernst: Er will ein Gesetz zur Wiedereinführung der Todesstrafe ins Parlament einbringen.
  • Bereits unmittelbar nach dem Militärputsch im Juli hatte er diese drakonische Strafe wieder in die Diskussion gebracht.
  • Die Todesstrafe war 2004 in der Türkei abgeschafft worden.

Die türkische Regierung wird nach Worten von Präsident Recep Tayyip Erdoğan schon "bald" einen Gesetzentwurf zur Wiedereinführung der Todesstrafe ins Parlament einbringen. "Ich glaube, dass das Parlament zustimmen wird, und wenn mir das Gesetz vorgelegt wird, werde ich es unterschreiben", sagte Erdoğan in einer vom Fernsehen übertragenen Rede in der Hauptstadt Ankara vor jubelnden Anhängern.

Seit dem gescheiterten Militärputsch am 15. Juli hat Erdoğan immer wieder die Todesstrafe für Teilnehmer des Umsturzversuchs ins Spiel gebracht. "Bald, bald, macht euch keine Sorgen. Bald, so Gott will", zitierte ihn die staatliche Nachrichtenagentur Anadolu zur Frage, wann die Gesetzesinitiative ins Parlament eingebracht werden soll. Was der Westen davon halte, sei ihm egal. Wichtig sei nur, "was das Volk sagt".

2004 hatte das Parlament die Todesstrafe in Vorbereitung auf EU-Beitrittsgespräche abgeschafft. Die EU hat angekündigt, die Gespräche mit der Türkei bei einer Wiedereinführung der Todesstrafe zu beenden.

Die Massenfestnahmen und Suspendierungen unter dem Ausnahmezustand dauern unterdessen an: Mehr als 30 000 Verdächtige wurden seit dem Putschversuch in Untersuchungshaft genommen. Mehr als 50 000 Mitarbeiter des öffentlichen Dienstes wurden entlassen.

© SZ.de/dpa/jobr - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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