US-Wahlkampf:Trump beschimpft Demonstranten als Gesindel

Lesezeit: 2 min

Auf einer Gedenkfeier in Tulsa, Oklahoma, für die Befreiung von der Sklaverei am 19. Juni 1865 hält ein Teilnehmer dieses Schild hoch. (Foto: AP)

Für Trumps umstrittenen ersten Wahlkampfauftritt seit Ausbruch der Corona-Pandemie sind mehrere Gegendemos angekündigt. Die Stadt Tulsa in Oklahoma befürchtet, überrannt zu werden.

Vor seiner ersten Massenkundgebung seit Beginn der Corona-Krise in den USA hat US-Präsident Trump eine scharfe Warnung an Teilnehmer von Protesten gerichtet. "Alle Demonstranten, Anarchisten, Unruhestifter, Plünderer oder Gesindel, die nach Oklahoma kommen, bitte begreift, dass ihr nicht wie in New York, Seattle oder Minneapolis behandelt werdet", schrieb Trump am Freitag auf Twitter. Er spielte damit auf die aus seiner Sicht zu laxen Reaktionen einiger Bundesstaaten auf Demonstrationen infolge des Todes des Afroamerikaners George Floyd an, bei denen es zunächst teilweise zu Ausschreitungen gekommen war.

Plattform X

Die SZ-Redaktion hat diesen Artikel mit einem Inhalt von X Corp. angereichert

Um Ihre Daten zu schützen, wurde er nicht ohne Ihre Zustimmung geladen.

Ich bin damit einverstanden, dass mir Inhalte von X Corp. angezeigt werden. Damit werden personenbezogene Daten an den Betreiber des Portals zur Nutzungsanalyse übermittelt. Mehr Informationen und eine Widerrufsmöglichkeit finden Sie untersz.de/datenschutz.

Trump tritt am Wochenende in Tulsa im US-Bundesstaat Oklahoma auf - während Proteste gegen Rassismus und Polizeigewalt im Land nicht abreißen und die Corona-Pandemie andauert. Die Stadt hatte aus Sorge vor Unruhen zunächst eine nächtliche Ausgangssperre bis Sonntag verhängt, die Bürgermeister G.T. Bynum aber nach Medienberichten wieder aufhob. Die Stadtverwaltung geht davon aus, dass sich mehr als 100 000 Menschen versammeln könnten. Auch Gegendemonstrationen seien geplant. Polizeichefin Karen Keith sagte dem TV-Sender CNN: "Wir haben eine schöne Stadt und ich möchte sie einfach nicht zerstört sehen". Sie bat alle Besucher darum, Tulsa gut zu behandeln.

Soziale Medien
:Facebook und Twitter gehen gegen Trump-Postings vor

Facebook löscht Werbe-Botschaften der Trump-Kampagne. Twitter versieht einen Tweet von Trump mit dem Warn-Hinweis, es würden "manipulierte Medien" verwendet.

Wegen der andauernden Corona-Pandemie kündigten die Veranstalter zwar an, bei den Teilnehmern werde Fieber gemessen, zudem würden Desinfektionsmittel und Masken ausgegeben. Es ist allerdings fraglich, ob die Teilnehmer in der Masse - insbesondere innerhalb der geschlossenen Arena - ausreichend Abstand zueinander halten können. Trump hatte zuletzt schon damit geprahlt, dass kein Platz frei bleiben werde.

Die Corona-Pandemie hat in den USA in fast der Hälfte der Bundesstaaten eine besorgniserregende Entwicklung genommen. In vielen Regionen erreichten die Zahlen der täglichen Neuinfektionen zuletzt Höchstwerte - auch in Oklahoma. Im Bezirk Tulsa lag das Niveau in den vergangenen zehn Tagen deutlich höher als in den Wochen seit März. Teilnehmer der Trump-Kundgebung am Samstag mussten sich bei der Registrierung damit einverstanden erklären, dass die Organisatoren nicht für eine Covid-19-Erkrankung und mögliche Folgen haftbar gemacht werden können.

Trump-Sprecherin will auf Maske verzichten

Die Sprecherin des Weißen Hauses, Kayleigh McEnany, erklärte, selbst keine Maske tragen zu wollen. Sie versicherte aber, die Veranstaltung werde sicher ablaufen. Sie warf den Medien Heuchelei vor, weil die Massenproteste gegen Rassismus und Polizeigewalt der vergangenen Wochen nach dem Tod George Floyds weniger kritisch begleitet worden seien. Diese Demonstrationen von teilweise Zehntausenden im ganzen Land scheinen bislang keinen großen Einfluss auf die Neuinfektionen gehabt zu haben. Das könnte auch daran liegen, dass sie unter freiem Himmel laufen, die Teilnehmer oft Abstand voneinander halten und Masken tragen.

Trump hatte mit seinen Auftrittsplänen auch Unmut auf sich gezogen, weil er die Kundgebung eigentlich bereits am Freitag abhalten wollte, an dem in den USA "Juneteenth" begangen wurde. Am 19. Juni wird in den Vereinigten Staaten des Endes der Sklaverei gedacht. Tulsa war zudem am 1. Juni 1921 Schauplatz eines Massakers durch einen weißen Mob an der schwarzen Bevölkerung. Historiker werten dies als schlimmsten Vorfall dieser Art in den USA nach dem Ende des Bürgerkriegs. Hunderte Menschen wurden damals getötet. Angesichts des ursprünglich geplanten Termins und Tulsa als Standort war Trump vorgeworfen worden, Rechtsradikale zu ermutigen.

Der Republikaner Trump bewirbt sich bei der Präsidentschaftswahl im November um eine zweite Amtszeit. Die Corona-Krise hatte den Wahlkampf annähernd zum Erliegen gebracht - Trumps letzte Kundgebung gab es im März. Nach Angaben von Wahlkampfmanager Brad Parscale werden in Tulsa nun Zehntausende Menschen an der Veranstaltung teilnehmen können, die innerhalb und außerhalb einer Arena abgehalten wird. Auf dem Gelände gebe es mehrere Orte, an denen der Präsident sprechen könne, sagte Parscale am Freitag dem Sender Fox News. Die Wahlkampfveranstaltung werde einem Festival ähneln.

Die Stadt Tulsa teilte mit, es gebe Hinweise, dass Mitglieder organisierter Gruppen, die an "zerstörerischen und gewalttätigen" Aktionen in anderen Staaten beteiligt gewesen waren, in die Stadt kommen wollten, um Unruhe im Umfeld der Kundgebung zu stiften.

© SZ.de/dpa - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

SZ PlusUSA
:Das Massaker von Tulsa

Donald Trump beginnt an diesem Wochenende seine Wahlkampftour. Ausgerechnet in Oklahoma, wo ein weißer Lynchmob im Mai und Juni 1921 Hunderte Schwarze ermordete. Über ein Verbrechen, das jahrzehntelang totgeschwiegen wurde.

Von Willi Winkler

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: