Justizreform in Israel:Neue Proteste gegen Regierung in Israel

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Neue Proteste gegen die Justizreform: Dieses Mal waren Frauenrechte im Fokus. (Foto: AMIR COHEN/REUTERS)

In Tel Aviv haben mehr als hunderttausend Menschen gegen die Politik der rechtsreligiösen Regierung von Benjamin Netanjahu demonstriert. Der Fokus lag am Samstagabend auf dem Erhalt von Frauenrechten. 

Der Film Barbie hat selbst die Proteste in Israel erreicht: Auf Schildern der Demonstrantinnen war etwa zu lesen "Diese Barbie kämpft für Demokratie". Auf anderen stand "Hände weg von meinen Rechten" oder "Israel ist nicht Iran". Die gemeinsame Stoßrichtung dieser Botschaften auf den Demonstrationen, bei denen in Tel Aviv mehr als hunderttausend Menschen gegen die Politik der rechtsreligiösen Regierung von Benjamin Netanjahu protestierten: die Bewahrung der Rechte von Frauen in Israel.

In den vergangenen Wochen hatten sich Berichte über Versuche gehäuft, Frauen in Israel im öffentlichen Raum einzuschränken. Ein Busfahrer verwies Medienberichten zufolge etwa in der Stadt Aschdod eine Gruppe weiblicher Teenager in den hinteren Teil eines Busses und gab ihnen Decken, um sich zu bedecken. Bei einem weiteren Vorfall wurde einer Frau Berichten zufolge der Zutritt zu einem Bus komplett verwehrt.

In Netanjahus Regierung sind mehrere strengreligiöse Parteien vertreten, die sich für mehr Geschlechtertrennung im öffentlichen Raum aussprechen und regelmäßig Vorstöße in die Richtung einbringen. Netanjahu teilte jedoch nach dem Vorfall in Aschdod mit: "Der Staat Israel ist ein freies Land, in dem niemand einschränken wird, wer öffentliche Verkehrsmittel benutzen darf, oder vorschreiben wird, wer wo sitzt." Wer dies tue, müsse sich dafür verantworten.

Am Donnerstagabend ist in der strengreligiösen Stadt Bnei Brak nahe Tel Aviv ein weiterer Protestmarsch für Frauenrechte geplant.

Seit mehr als einem halben Jahr kommt es in Israel regelmäßig zu Massenprotesten gegen die Regierungspolitik. Ende Juli hatte die Koalition im Rahmen eines höchst umstrittenen Justizumbaus ein Gesetz verabschiedet, das die Handlungsmöglichkeiten des Obersten Gericht einschränkt. Kritiker stufen das Vorgehen der Regierung als Gefahr für Israels Demokratie ein.

Am 12. September will sich das Oberste Gericht mit Petitionen gegen das Gesetz befassen. Medienberichten zufolge strebt die Regierung jedoch eine Verschiebung des Termins an. Sollte das Gericht das Gesetz einkassieren und die Regierung dies aber nicht akzeptieren, könnte Israel eine Staatskrise drohen.

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