Syrien-Gespräche:Wie Kasachstan von den Syrien-Gesprächen profitiert

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Vorbereitungen für die Konferenz in Astana. (Foto: AP)
  • Die Syrien-Konferenz findet in Astana statt, der Hauptstadt Kasachstans.
  • Das ölreiche Land ist bestens vernetzt mit den Protagonisten des Treffens.
  • Die Gastgeberrolle gibt Kasachstan Gelegenheit, sich der Welt als internationaler Vermittler zu präsentieren.
  • Auch die Beziehungen zu Russland und Iran könnten profitieren.

Von Frank Nienhuysen, München

Der Weg zum Frieden im syrischen Bürgerkrieg soll durch die kasachische Steppe führen. Astana, Bühne der Syrien-Konferenz, ist eine Stadt, die zur einen Hälfte aus alten und ärmeren Großstadtvierteln besteht, zur anderen ein halb futuristisches Gesamtkunstwerk bildet. Neben all den Plazas und Towers gibt es dank Norman Fosters Hilfe in der Hauptstadt eine gläserne "Pyramide des Friedens und der Eintracht" - ähnliches würde der Gastgeber am Ende gern über das Treffen in der kasachischen Hauptstadt über seine Stadt, sein Land und seine Person.

Aber wieso ausgerechnet Astana? Warum nicht Genf, Paris, Minsk, New York mit der UN-Zentrale? Es war Russlands Idee, die Syrien-Konferenz nach Zentralasien zu legen. Und Kasachstan nahm dankend an. Das ölreiche Land am Kaspischen Meer ist bestens vernetzt mit den Protagonisten des Treffens. "Russland ist sicherheitspolitisch ein wichtiger Garant, die Türkei ist ein enger Handelspartner, und auch zum Nahen Osten hat Kasachstan ausgezeichnete Kontakte", sagt Zentralasien-Experte Sebastian Schiek von der Berliner Stiftung Wissenschaft und Politik. "Präsident Nursultan Nasarbajew hat auch dabei geholfen, dass Russland und die Türkei nach ihrem heftigen Konflikt sich wieder so schnell einander angenähert haben."

Die Gastgeberrolle gibt dem seit mehr als 20 Jahren herrschenden Staatschef Gelegenheit, sich und sein Land der Welt als internationaler Vermittler zu präsentieren. Eine ähnliche Rolle hatte der weißrussische Präsident Alexander Lukaschenko im Ukraine-Konflikt genutzt. Der "Minsk-Prozess" samt optisch eingefangener Händeschüttelei mit Angela Merkel und François Hollande hat Europas letztem Diktator geholfen, seinen Ruf zu verbessern. Auch Nasarbajew dürfte seine Gastgeberrolle willkommen sein. "So etwas hilft immer in autoritären Regimen", sagt Schiek.

Präsident Nasarbajew kann Erfolge gebrauchen

Kasachstan hat schon länger das Selbstverständnis, international eine wichtige Rolle zu spielen. Vor einigen Jahren war das Land Vorsitzender der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE), in diesem und im nächsten Jahr ist es Mitglied im UN-Sicherheitsrat; und für Chinas ambitioniertes Seidenstraßen-Projekt gilt das großflächige Kasachstan als Schlüsselstaat beim Ausbau der Handelsrouten. Erfolge kann Präsident Nasarbajew dennoch gebrauchen, die niedrigen Energiepreise haben der Öl-und Gas-Exportnation zugesetzt. Das Land ist zwar wohlhabender als die meisten Nachbarn, aber immer wieder gab es in den vergangenen Monaten gewaltsame Zwischenfälle, für die das Regime Islamisten verantwortlich machen.

Von neuer Stabilität in Syrien könnte Kasachstan jedenfalls profitieren, politisch, und wirtschaftlich. "Ein ausgesetztes Pipeline-Projekt in Syrien etwa könnte plötzlich wiederbelebt werden", schreibt Samuel Ramani von der University of Oxford. "Und sollte das Assad-Regime bei den Verhandlungen in Astana gestärkt werden, dürfte dies auch Kasachstans Beziehungen zu Assads internationalen Alliierten verbessern." Also zu Russland und Iran. Insgesamt gute Aussichten in Astana - zumindest für den Gastgeber.

© SZ vom 23.01.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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