Die US-Botschafterin bei den Vereinten Nationen, Nikki Haley, hat Syrien mit weiteren Angriffen gegen die Streitkräfte des syrischen Machthabers Baschar al-Assad gedroht. "Wir haben gestern einen sehr begrenzten Schritte getan. Wir sind darauf vorbereitet, mehr zu tun, aber wir hoffen, dass das nicht nötig sein wird", sagte Haley bei einer Sondersitzung des UN-Sicherheitsrates zu Syrien.
Der syrische Präsident Assad "terrorisiere" sein Land, sagte Haley weiter. "Er hat Hunderttausende ermordert und MIllionen vertrieben". Damit habe der syrische Machthaber "internationales Recht verletzt" und das "Gewissen der Welt schockiert".
Bis kurz vor dem Angriff hatte sich US-Präsident Trump in seiner Syrien-Politik auf den Kampf gegen die Extremisten-Miliz Islamischer Staat konzentriert. Erst vergangene Woche erklärte er, über das Schicksal von Machthaber Assad müsse das syrische Volk selbst entscheiden. Der Chemiewaffenangriff hat ihn offenbar dazu veranlasst, diese Haltung zu überdenken.
Am Donnerstagabend, kurz nachdem er den Befehl zu dem Luftschlag gab, äußerte sich der US-Präsident von seinem Feriendomizil Mar-a-Lago aus, wo gerade der chinesische Präsident Xi Jinping zu Besuch ist.
"Assad hat die Hilflosen erstickt", sagte Trump in der Ansprache (den ganzen Tex. "Kein Kind Gottes sollte jemals einen solchen Horror erleben." Es sei ein zentrales "nationales Sicherheitsinteresse" der USA, den Einsatz von Chemiewaffen nicht zuzulassen. "Jahrelange Versuche, Assads Verhalten zu ändern, sind gescheitert. Heute bitte ich alle zivilisierten Nationen, uns zu helfen, das Blutvergießen in Syrien zu beenden", sagte Trump
In der Nacht hatte sich der UN-Sicherheitsrat erneut nicht auf eine Resolution gegen Syrien einigen können. Ein Vorschlag von Frankreich, Großbritannien und den USA scheiterte an Russland.
Wie reagieren die syrische Regierung und Russland?
Das Assad-Regime und die Regierung in Moskau haben den Angriff der USA verurteilt. Die Attacke spiegele "eine Fortsetzung der Politik wider, die auf die Unterwerfung von Völkern" abziele, erklärte ein Sprecher von Baschar al-Assad.
Russlands Präsident Putin hält den Angriff einem Sprecher zufolge für eine Aggression gegen das internationale Völkerrecht. In der Folge hat Russland ein Abkommen mit den USA ausgesetzt, mit dem Zusammenstöße im Luftraum über Syrien vermieden werden sollen. Außerdem kündigte Russland an, die syrische Luftabwehr verstärken zu wollen und verwies auf eigene Luftabwehrsystem an russischen Stützpunkten in Syrien.
Droht ein Krieg zwischen den USA und Russland?
Donald Trump riskiert mit seinem Vorgehen gegen Assad einen Konflikt mit Russland und Iran, die beide den syrischen Diktator unterstützen. In erste Linie ist der Angriff auf den Luftwaffenstützpunkt aber eine einfache Botschaft an Assad, dass mit dem Einsatz von Chemiewaffen eine Linie überschritten wurde. Würden die Amerikaner tatsächlich eine Konfrontation mit Syrien und dessen Verbündeten suchen, hätten sie wohl nicht nur die Luftwaffenbasis angegriffen, sondern weitere Ziele.
Es ist davon auszugehen, dass der Angriff als einmalige Aktion geplant ist. Ein Pentagonsprecher erklärte am Freitag, die USA hofften, Assad habe "seine Lektion gelernt". Es bleibt abzuwarten, wie die USA reagieren, sollte die syrische Armee auch künftig Massaker an Zivilisten verüben, mit oder ohne Chemiewaffen.
Was ist in Khan Scheikhun tatsächlich passiert?
Nach Angaben der türkischen Regierung ist sicher, dass bei dem Angriff Chemiewaffen eingesetzt worden sind. Das habe die Autopsie von drei Opfern ergeben, sagte Justizminister Bekir Bozdağ in der zentralanatolischen Stadt Kırıkkale.
Mehr als 30 Opfer waren zur Behandlung über die Grenze in die Türkei gebracht worden. Die Untersuchungen nahmen türkische Rechtsmediziner im Beisein von Experten der Weltgesundheitsorganisation und der Organisation zum Verbot chemischer Waffen vor. Das Gesundheitsministerium teilte später mit, es gebe Hinweise, dass der Nervenkampfstoff Sarin eingesetzt wurde. Auch die Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen (MSF) erklärte, ihre Mitarbeiter hätten bei Verletzten Hinweise auf ein Nervengas vom Typ Sarin gefunden.
Umstritten ist, wie die Chemikalien freigesetzt wurden. US-Geheimdienste gehen laut Medien davon aus, dass das Gift von einem Flugzeug oder Hubschrauber der syrischen Armee abgeworfen wurde. Das russische Verteidigungsministerium hatte hingegen mitgeteilt, die giftige Substanz sei bei einem Angriff der syrischen Luftwaffe auf ein Gebäude freigesetzt worden, in dem "Terroristen" Chemiewaffen hergestellt hätten. Militärexperten halten diese Erklärung jedoch nicht für glaubwürdig.
Experten der Organisation für das Verbot von Chemiewaffen (OPCW) mit Sitz in Den Haag sollen im Auftrag der UN nun prüfen, was tatsächlich geschehen ist. Syrien hat 2013 die Chemiewaffen-Konvention unterschrieben und sich verpflichtet, seine Bestände zu zerstören. Allerdings gab es wiederholt Berichte über den Einsatz von Chlorgas.
Am Freitagabend gab das US-Verteidigungsministerium bekannt, es werde auch untersuchen, ob Russland an der Vorbereitung oder Durchführung des mutmaßlichen Giftgasangriffes in Syrien beteiligt war. "Wir haben derzeit keine Kenntnisse über eine russische Beteiligung, aber wir untersuchen das", teilte ein Pentagon-Mitarbeiter mit. Das Mindeste, was Moskau als Verbündeten Syriens vorzuwerfen sei, sei, dass es den Angriff nicht verhindert habe. Russland verfüge über Fachwissen im Umgang mit Chemiewaffen.